Meine Güte, wie die Zeit vergeht! Nun ist bereits unsere letzte Woche in La La Land angebrochen, und wer der Meinung ist, dass ich bislang zu wenig übers Essen geschrieben habe, darf sich freuen, denn das wird heute einen Schwerpunk darstellen. Aber darüber hinaus geht es auch noch um eine neue, interessante Bekanntschaft …
Die letzten drei Tage haben wir nicht viel unternommen, was auch ein wenig mit dem Wetter zusammenhängt, denn Dienstag und Mittwoch war es ziemlich bewölkt, so dass wir wieder nicht zum Strand gekommen sind, aber ab Freitag soll es endlich auch in Kalifornien Sommer werden. Wir haben die Zeit hauptsächlich genutzt, um Arbeit nachzuholen, E-Mails zu beantworten usw., am Dienstag waren wir darüber hinaus noch in einem mexikanischen Supermarkt, um ein paar Dinge für daheim einzukaufen. In erster Linie ein paar Gewürze, die ich in Deutschland nur schwer bekomme oder online bestellen muss, aber auch einen Tortillawärmer.
Zu essen gab es köstliches Ceviche, das man in dem Supermarkt frisch an der Theke bekommt. Sie haben sogar ein halbes Dutzend verschiedene Sorten zur Auswahl, und wir haben uns für eine mit Shrimps entschieden, die ausgesprochen lecker war. Dazu gab es gebackene Tostadas. Am Abend beschlossen wir unsere kulinarische Fiesta Mexicana noch stilecht mit hausgemachten Enchiladas.
Nur das Dessert fiel aus dem Rahmen, denn es gab einen Haupia Cake. Haupia ist eine Art von Kokosnusspudding und eine sehr beliebte Nachspeise auf Hawaii. Die Konsistenz erinnert ein wenig an einen cremigen Wackelpudding, den man anstelle von Wasser mit Milch zubereitet hat (ja, einige Amis machen das). Die Creme ist außerdem eine beliebte Glasur auf Hochzeitstorten, und ich bilde mir ein, sie hätte auch eine sehr dezente Minznote. Das Ganze schmeckt sogar einigermaßen gut und ist nicht so süß wie sonstige Desserts. Der Rest des Kuchens bestand aus Schokopudding, so dass es gewissermaßen ein Schokopudding mit Kokospuddingtopping war. Was soll ich sagen? Amerikaner …
Der Mittwoch war insofern ein wenig ereignisreicher, als wir mit einem bekannten Filmkritiker und Blogger verabredet waren, der für eine Reihe von Zeitungen gearbeitet hat, von der L.A. Times, über den Hollywood Reporter bis hin zu Variety. Mark G. steht schon seit längerem mit ihm in Kontakt, und diesmal hat sich die Gelegenheit ergeben, sich zu treffen.
Zuvor gingen wir allerdings noch in unserem Lieblingsrestaurant in Chinatown essen. Das Yang Chow war lange Zeit ein Geheimtipp und ist nun leider ziemlich beliebt geworden. Außerdem hat das Management gewechselt, und wir alle wissen ja alle, was das bedeutet: Die Preise gehen rauf, der Geschmack runter. Die Slippery Shrimps sind immer noch ziemlich lecker, waren diesmal aber relativ sauer, das gleichnamige Hähnchen, das wir zum ersten Mal bestellt haben, war keine kulinarische Offenbarung, aber an sich nicht schlecht, und die Knoblauch-Auberginen haben ihre Schärfe verloren. Es ist zwar insgesamt keine Enttäuschung, nur eben leider nicht mehr so gut wie früher.
Auf dem Weg zu unserem Treffpunkt fuhren wir noch einmal durch Downtown, das nach wie vor boomt. Zahlreiche neue Appartementhäuser wurden in den letzten anderthalb Jahren hochgezogen, und überall stehen noch immer jede Menge Kräne. Die Bürgersteige wirken ebenfalls viel sauberer, es gibt neue Restaurants und Boutiquen und ein geschäftiges Treiben, das an New York erinnert. Ich liebe einfach diese alten Backsteingebäude, die historischen Theater und Kinos vom Anfang des letzten Jahrhunderts. Das einzige, was das Bild trübt, sind die zahlreichen Obdachlosen, die man hier sieht. In der Nähe der Kathedrale gibt es inzwischen ganze Zeltsiedlungen, und entlang des Broadways kauerten weitere abgerissene Gestalten in den Hauseingängen oder lagen sogar mitten auf dem Bürgersteig.
Das Café, in dem wir verabredet waren, liegt in einem kreativen Viertel in der Nähe Hollywoods. Von der Straße aus hat man einen tollen Blick auf das Hollywood-Zeichen, gegenüber liegt eine Schauspielschule, und auch die Gäste erweckten den Eindruck, al würden sie in der Branche arbeiten: Am Nachbartisch schrieb eine Frau ein Drehbuch, und ein junger Mann bastelte gerade am Design seiner Sedcard.
Geplant war, für eine Stunde zu bleiben und sich bisschen zu unterhalten – daraus wurden dann zweieinhalb Stunden. Der Mann ist ein begnadeter Erzähler mit einem Schatz an unzähligen Anekdoten über alle Großen und Berühmten der jüngeren Filmgeschichte, und mit einigen davon war und ist er auch gut befreundet. So lauschten wir andächtig wie Kinder seinen Erzählungen von Godard, Bunuel, de Palma und vielen, vielen anderen und merkten gar nicht, wie schnell die Zeit verflog. Am Freitag treffen wir uns noch einmal mit ihm, aber darüber werde ich dann das nächste Mal berichten …
Der Donnerstag war dafür völlig ereignislos. Am frühen Morgen wurden wir von lauter Partymusik geweckt, der von einer Schule einige Straßen entfernt herrührte, die anscheinend ihre Schüler mit einem DJ in die Ferien schickte. Im Grunde verbrachten wir einen langen Vormittag am Computer, um danach einen kurzen Ausflug zu einem nahegelegenen argentinischen Supermarkt zu unternehmen, um Empanadas zu kaufen. Sie werden dort frisch gemacht und gebacken und schmecken einfach vorzüglich. Angeboten werden sie mit diversen Füllungen: Spinat, Tomaten und Käse, Schinken und Käse, Rinderhack sowie Huhn, mal mit, mal ohne Chilis. Genau das Richtige für einen gemütlichen Nachmittag auf der Terrasse.