Am Sonntag begann unsere offizielle Rückreise nach Westen. Wir brachen erst spät auf, nach einem ausgiebigen Frühstück am Pool, und es war bereits zu dieser frühen Stunde schon so drückend, dass man sich am besten so wenig wie möglich bewegte. Und wieder wurde uns versichert, dass es im Sommer noch viel, viel schwüler sei. So steht nach einer Woche Florida für mich fest: Das ist kein Staat, in dem ich leben könnte.
Auch landschaftlich ist es relativ reizlos. Sicher, es gibt sehr viel Grün, die Highways wirken wie mit einem gigantischen Messer aus dem Dickicht der Bäume geschnitten, und immer wieder überquert man malerische Flüsse, deren Ufer mit Seerosen übersät sind, aber die Landschaft ist so flach wie ein Pfannkuchen und abgesehen von Wäldern und Sümpfen gibt es eigentlich nichts.
Entsprechend verlief unsere Reise an die Golfküste auch völlig unspektakulär. Wir kamen am Nachmittag in Panama City Beach an und fühlten uns sofort an Downtown Las Vegas erinnert. Es gibt hier nämlich eine ganze Reihe Hotels, die sich an der Küste entlangziehen und stark an die Kasinos in der Spielermetropole erinnern. Wenn man die Szenerie dann von der Meerseite aus betrachtet, ähnelt das Ganze eher Mallorca mit seinen Bettenburgen, und tatsächlich wird die Gegend auch etwas despektierlich „Redneck Riviera“ genannt.
Auch unser Reiseführer hat ein wenig die Nase gerümpft und gemeint, dass es hier viel zu rummelig sei, was wir jedoch nicht bestätigen können (derselbe Autor schwärmt auf der anderen Seite aber in den höchsten Tönen vom Nachtleben in New Orleans, das schließlich auch keine gemütliche Kaffeefahrt ist). Vielleicht liegt es daran, dass die Hauptsaison erst noch beginnt, aber weder der Strand noch der Poolbereich waren überfüllt, ganz im Gegenteil. Und auch die Klientel wirkte nicht so, als wären sie aus irgendeinem Bayou gekrochen – vielleicht von dem Rocker abgesehen, den wir beim Essen getroffen haben und der den zweiten Verfassungszusatz hinten auf seiner Lederjacke aufgenäht hatte, zusammen mit der Behauptung, zum ursprünglichen Heimatschutz Amerikas zu gehören. Ich habe mich allerdings nicht getraut, ihm zu sagen, dass die indianischen Ureinwohner dem wohl widersprechen würden.
Dieser Teil der Golfküste ist berühmt für seinen weißen, feinen Sand, der sich tatsächlich viel weicher anfühlt als der „Fakir-Strand“ in St. Augustine. Leider ist er mit zahlreichen kleinen Teerbröckchen gesprenkelt, die einen sofort daran erinnern, dass vor der Küste Öl gefördert wird und die Deep Water Horizont-Katastrophe noch nicht so lange zurückliegt. Immerhin hat das Meer eine wunderschöne blau-grüne Farbe und lädt zu langen Spaziergängen am Strand ein, was wir uns nicht zweimal sagen ließen.
Weil wir keine Lust hatten, lange nach einem Restaurant zu suchen, sind wir zu einem Imbiss mit mexikanischer Küche gegenüber vom Hotel gegangen und hatten Glück: Unsere Burritos waren ausgesprochen köstlich. Damit endete unser erster Tag am Golf – und der zweite unterschied sich von diesem nur marginal. Die meiste Zeit sind wir zwischen Pool und Strand gependelt, die gerade mal durch eine Treppe voneinander getrennt sind, haben im Meer geplanscht oder sind ein bisschen geschwommen, und weil wir keine weiteren kulinarischen Exkursionen unternehmen wollten, haben wir wieder Mexikanisch gegessen. Zwei herrliche Tage am Meer, an denen wir einfach mal faul waren …