Nach dem Besuch bei den Alligatoren im Sumpf fuhren wir am Dienstag weiter nach Florida, wo wir eine Woche lang verweilen werden. Jetzt ist allerdings erst mal ein wenig Erholung fällig, denn wir sind ja schließlich im Urlaub …
Zwei Tage weilten wir in St. Augustine bzw. in einem netten Strandhotel in St. Augustine Beach. Dieser Stadtteil liegt der Küste vorgelagert auf einer langgestreckten Insel, die über Brücken mit der Stadt verbunden ist. Vom Hotelfenster aus sieht man das türkisfarbene Meer, die Sonne lacht, die Möwen kreischen – einfach perfekt. Entsprechend verlief der Dienstag völlig unspektakulär mit der Anreise und einem ausgiebigen Spaziergang am Meer. Wenn man den Strand betritt, läuft man zuerst auf sehr feinem, warmem Sand, doch direkt am Wasser ist er gelegentlich mit so vielen zerbrochenen Muscheln durchsetzt, dass sich jeder Schritt so anfühlt, als würde man auf Nadeln laufen. Zwei Fakire am Strand …
Obwohl wir ja schon in Savannah den Atlantik erreicht hatten, haben wir ihn nun endlich auch in natura sehen können, und ich muss sagen, ich habe schon lange nicht mehr so klares, sauberes Meerwasser gesehen. Zum Baden ist es noch ein klein wenig zu kühl, obwohl es durchaus ein paar Wagemutige gab, die sich in die recht hohen Wellen gestürzt haben. Wir beließen es lieber bei ein bisschen Wassertreten am Ufer.
Schwimmen waren wir allerdings auch, denn unser Hotel verfügt über einen sehr schönen Pool, in dem das Planschen genauso viel Spaß macht wie im Meer. Und hungrig wurden wir davon auch: Am Abend holten wir uns daher bei einer unter Einheimischen und Touristen ungeheuer beliebten Taqueria einen Shrimp-Burrito, der ziemlich lecker war.
Mittwoch ging es dann nach St. Augustine, das sich rühmen darf, die älteste Stadt in den USA zu sein. Im 16. Jahrhundert von den Spaniern gegründet, erlebte die Stadt unter ihnen eine Blütezeit, wurde aber immer wieder von englischen Piraten überfallen und geplündert. Irgendwann fiel sie für ein paar Jahrzehnte an die Briten, bevor die Spanier wieder zurückkehrten, um schließlich den Amerikanern Platz zu machen. Als St. Augustine letztendlich amerikanisch und damit protestantisch wurde, verließen alle katholischen Einwohner ihre Heimat, um nach Kuba auszuwandern. Und heute wandern Kubaner wieder nach Florida aus, wodurch sich der Kreis schließt.
Mit seinen vielen alten Häusern (36 sind noch aus spanischer Zeit erhalten), von denen etliche nicht aus Holz, sondern Stein erbaut sind, hat St. Augustine fast ein europäisches Flair. Sie ist zwar klein, aber dafür sehr adrett, nur leider ein bisschen zu sehr auf den Tourismus ausgelegt. Hatte Selma zu wenig touristische Infrastruktur, gibt es hier zu viel. Jetzt, in der Vorsaison hält sich der Andrang noch in Grenzen, aber im Hochsommer dürfte es in den schmalen Straßen ganz schön eng werden.
Sehr schön sind vor allem die katholische Kirche sowie die beiden ehemaligen Flagler-Hotels, benannt nach einem Eisenbahnmagnaten und Hotelier, die inzwischen anderen Zwecken dienen. Darüber hinaus befindet sich die markanteste Sehenswürdigkeit auf der Nachbarinsel in Form eines Leuchtturms. Überraschend ist die Vielzahl an Museen, von denen man die meisten vermutlich links liegen lassen kann, es sei denn, man interessiert sich brennend für Piraten, Wachsfiguren oder Okkultes, britische Missionare oder indianische Korbflechterei. Im ehemaligen Haus des Gouverneurs gibt es aber eine interessante Ausstellung zur Stadtgeschichte, und mich hätte noch das Lightner-Museum mit seiner imposanten Kunstsammlung gereizt, aber Mark G. hat eine Abneigung gegen zu viele Museumsbesuche …
Dafür waren wir kubanisch essen im „Columbia“, dem ältesten Restaurant der Stadt, das seit 1905 von derselben Familie betrieben wird. Berühmt sind sie für ihren Haussalat, der ein ungewöhnliches Dressing (mit Worcestershiresauce) hat, darüber hinaus haben wir eine Platte mit kubanischen Spezialitäten bestellt, die allesamt recht gut waren. Neben zwei Sorten Schweinebraten gab es noch Empanadas und gebratene Bananen, von denen ich nicht gedacht hätte, dass sie mir tatsächlich schmecken würden.
Das Dessert gab es erst einige Stunden später gegenüber von unserem Hotel, wo sich eine kleine Eisdiele befindet. Mit einem Eis auf der Hand ging es noch einmal zum Strand, wo wir einen letzten langen Spaziergang unternommen haben. Life’s good …
Da wir ab Donnerstag wieder bei Mark G.s Verwandten zu Besuch sein werden, werde ich wohl ein oder zwei Tage pausieren. Freitag machen wir aber einen Ausflug zum Animal Kingdom, das dürfte wohl einen Bericht wert sein.