Nicht nur wir hatten in Savannah ein köstliches Mahl – auch die Mücken haben sich schadlos gehalten, und zwar an mir. Am Morgen habe ich rund ein Dutzend Einstiche gezählt, und da unser nächster Stopp ein Mosquito-verseuchter Sumpf war, waren diese wie eine Einladung an viele Artgenossen, über mich herzufallen, fast wie eine Weiterempfehlung auf Yelp.
Zum Glück hatten wir Mückenspray dabei, von dem ich reichlich Gebrauch gemacht habe, das aber leider nicht die lästigen Fliegen abhielt. Von den Alligatoren und Schlangen ganz zu schweigen. Mit beiden hatte ich übrigens viel engeren Kontakt als ich mir je hätte träumen lassen, aber dazu gleich mehr …
Der Okefenokee Swamp Park, den wir uns zur Erforschung der heimischen Flora und Fauna ausgesucht hatten, liegt etwas abseits tief im Süden Georgias, dicht an der Grenze zu Florida. Auf dem Weg dorthin sahen wir kein weiteres Fahrzeug, dafür warteten dann auf dem Parkplatz gleich drei Schulbusse. Im Sommer ist hier bestimmt die Hölle los, aber so kurz vor den großen Ferien hielt sich der Andrang noch in Grenzen.
Der privat geführte und daher ziemlich kommerziell ausgerichtete Park bietet vor allem drei Attraktionen: eine Bootstour in die Sümpfe, eine Fahrt mit einer Schmalspurbahn sowie eine Reptilienshow in einem Amphitheater. Darüber hinaus bekommt man jede Menge Tiere zu Gesicht, vor allem Alligatoren. Entsprechend wurde immer wieder davor gewarnt, die Wege zu verlassen, obwohl uns versichert wurde, dass Alligatoren normalerweise nicht aggressiv sind, sondern nur angreifen, wenn sie sich bedroht fühlen. Man sollte die Warnungen dennoch ernst nehmen – und auf keinen Fall Haustiere mitbringen, denn diese sind wie laufende Snacks. Außerdem ist gerade Paarungszeit …
Die Bootstour war wirklich toll! Wir haben einige Alligatoren gesehen, die meisten waren jedoch recht klein und gerade untergetaucht, und wir haben eine Menge über die Tier- und Pflanzenwelt des Sumpfes erfahren. Sollten wir dort irgendwann einmal zufällig stranden oder uns vor der Zombie-Apokalypse verstecken müssen, wissen wir nun, aus welchen Pflanzen man Antibiotika herstellt oder welche gegen Kopfschmerzen wirken. Allerdings dürften die Alligatoren ein Problem darstellen, die bis zu dreißig Meilen pro Stunde schnell sind (Gott sei Dank jedoch rasch ermüden) und 80 Zähne haben. Bei über 20.000 Tieren in den Sümpfen, von denen jedes im Laufe seines Lebens über dreitausend (!) Zähne bekommt, sind das unvorstellbar viele Beißerchen.
Neben Alligatoren haben wir vor allem noch die viel harmloseren Seerosen gesehen sowie einige Vögel und Spinnen, die eine beeindruckende Größe entwickeln. Nach der Bootstour fuhren wir mit der Mini-Eisenbahn zu einem kleinen Freilichtmuseum, das aber weniger spektakulär war. Dafür machte die Reptilienshow einiges her. Immerhin war Mark G. mutig genug, eine Schlange in die Hand zu nehmen, während ich sie und einen kleinen Alligator nur gestreichelt habe – man muss es ja nicht gleich übertreiben mit der Verbrüderung der natürlichen Feinde.
Bevor es zum Hotel ging, haben wir noch einen 27 Meter hohen Turm mitten im Sumpf erstiegen, von dem aus man einen tollen Rundumblick hatte: Sumpf soweit das Auge reicht. Weil das Wetter wieder sehr heiß und drückend war, waren wir nach vier Stunden reichlich geschafft – und hatten einen Bärenhunger (einen Bären gab es übrigens auch, aber dem war auch zu warm, weshalb er nur im Schatten eines Baumes vor sich hindöste).
In Waycross gab es eine überraschend große Auswahl an Lokalen, die meisten jedoch Imbisse oder Filialen großer Ketten. Am Ende landeten wir bei Hog N Bones, einer lokalen Kette, die die traditionelle Südstaatenküche im Angebot hat. Wir hatten Ribs und Pulled Pork und dazu gebackene Kartoffeln, Cole Slaw und Quesadillas zum Abendessen, die zusammen mit vier hausgemachten Saucen serviert wurden. Insgesamt recht lecker.