Der Samstag begann mit einem mexikanischen Frühstück. Es gab Molletes, knusperig getoastete und gebutterte Brötchen, mit Bohnenmus bestrichen und mit Käse überbacken. Sehr lecker, auch wenn ich sie lieber mit einem Salat als Abendessen verspeise.
Nach diesem üppigen Frühstück ging es los, die Wirtschaft ankurbeln oder auf Neudeutsch: shoppen. Da Kleidung in den USA sehr günstig ist, haben wir uns erneut reichlich eingedeckt und zwei Malls abgeklappert. Dabei fiel uns auf, dass der Einzelhandel hierzulande dieselben Probleme hat wie überall. Der Leerstand ist in manchen Malls geradezu erschreckend, und wenn das so weitergeht, werden wohl bald die ersten schließen müssen. Auf der anderen Seite scheinen die vielen Deportationen bei den illegalen Einwanderern zu einem rasanten Preisanstieg bei Feldfrüchten geführt zu haben. Nicht nur Avocados, die früher en masse aus Mexiko importiert wurden, sind viel teurer geworden, von einer Bekannten haben wir auch gehört, dass Erdbeeren inzwischen an manchen Orten fast unerschwinglich geworden sind. 28 Dollar für zwei Schalen, die vermutlich nicht mal ein Kilogramm wiegen, erscheint auch mir ziemlich happig, ist vielleicht aber auch die Ausnahme auf einem einzelnen Markt.
Zur Stärkung sind wir in der Mittagszeit dann bei Island’s eingekehrt, eine hawaiianisch angehauchte Restaurantkette, deren Innenausstatter ausgiebig die legeren Surferbars an der Westküste zitieren, was vermutlich damit zusammenhängt, dass der Gründer ursprünglich Surfer war. Die Kellner sehen aus, als würden sie auf einem Golfplatz arbeiten, und auf den Fernsehern laufen vor allem Sportkanäle.
Das Essen ist gut, es gibt ordentliche Burger und – mein Favorit – eine köstliche Tortillasuppe auf der Basis einer Hühnersuppe mit Paprika, milden Chilis, Käse, Tomaten, Avocados und Tortillastreifen. Sie schmeckt wirklich gut, und inzwischen bekomme ich sie sogar ganz gut in Deutschland hin, obwohl sie am Originalort natürlich noch viel besser schmeckt.
Mark G. wollte unbedingt noch einmal Ready Player One sehen, diesmal allerdings in Imax. Also fuhren wir zum AMC-Kino in der Del Amo-Mall, das über einen solchen Saal verfügt, auch wenn es leider kein reales Imax ist. Das Bild war trotzdem viel schärfer, so dass man mehr Details entdecken konnte, und außerdem hat der Film auch in der Wiederholung noch eine Menge Spaß gemacht.
Mark G.s Lieblingsessen in L.A. ist das Teriyaki Chicken von Rascal’s, einem lokalen Restaurant, das sich großer Beliebtheit erfreut. Als wir dort ankamen, verließen gerade drei Streifenpolizisten den Laden, was ein sehr guter Indikator für tolles Essen zu zivilen Preisen ist. Für rund zehn Dollar bekommt man eine gute Portion Hühnchen in japanischer Teriyakisauce, dazu Reis und ein unglaublich köstlicher Chicken Salad, der so frisch und fruchtig wie der Frühling schmeckt.
Von einer Freundin haben wir noch ein paar weitere Restauranttipps bekommen, und vielleicht schaffen wir es nach unserer Rückkehr sogar, das eine oder andere davon aufzusuchen. Eines bietet etwas an, das besonders in Hawaii beliebt ist: Chicken Waffles. Zum Frühstück. Die Kombination mutet schon sehr seltsam an, aber ich bin durchaus bereit, dieses Risiko einzugehen …
Unsere ersten Tage in Los Angeles sind bereits zu Ende. Am Sonntag ging es durch die Wüste in die gemütliche Kleinstadt Las Vegas, die für die nächste Zeit unser Zuhause sein wird. Zuerst mussten wir aber noch nach Venice Beach, um eine befreundete Kinobetreiberin abzuholen, die ebenfalls an der CinemaCon teilnimmt, und haben dabei den weltberühmten Elvis of Venice kennengelernt, einen Hund, der schon in zahlreichen Videos und Filmen mitgespielt hat und in ziemlich arroganter Manier auf dem Teppich seiner Besitzerin lag. Wer mag, kann sich sein Werk bei Youtube anschauen oder ihm auf Instagram oder Facebook folgen.
Inzwischen ist es auch in Kalifornien richtig heiß geworden, und unterwegs nach Nevada kletterte das Thermometer schließlich auf über dreißig Grad. So kann es von mir aus eine Weile bleiben. Unterwegs machten wir natürlich Halt bei Peggy Sue’s 50’s Diner, wo wir wie immer einen Erdbeer-Milkshake tranken und einen Buddy Holly-Burger aßen. Klingt vielleicht langweilig, aber wenn man schon mehrere Gerichte ausprobiert hat und immer wieder zu einem zurückkehrt, kann es ja nicht so schlecht sein, oder?
Von Freunden in L.A. hörten wir, dass es einen neuen Must-stop-at auf dem Weg in die Zockermetropole gibt: Eddie World. Über die Eröffnung wurde sogar im Fernsehen berichtet, dabei handelt es sich streng genommen nur um eine Tankstelle. Aber es ist nicht irgendeine Raststätte, sondern das „Disneyland unter den Autobahn-Raststätten“.
Von außen macht diese Tanke nicht viel her. Sie rühmen sich zwar, das billigste Benzin „von hier bis Las Vegas“ zu haben, was vielleicht auch stimmen mag, aber bei unserem Stopp bei Peggy Sue’s zwei Meilen zuvor haben wir 40 Cent pro Gallone weniger bezahlt. Das Gebäude sieht ein bisschen so aus wie die Halle einer typischen Mall und ist unheimlich groß. Man stelle sich eine Lagerhalle vor, in der an den Wänden diverse Theken aufgebaut sind, an denen man Kaffee, Snacks und Eiscreme kaufen kann, während es in der Mitte verschiedene Gänge mit Regalen gibt. Dort findet man Unmengen an Süßigkeiten und Stofftiere. Im Grunde das, was der Einzelhandel „Quengelware“ nennt.
Viele Sachen sind hausgemacht, die Eiscreme etwa, aber auch das Beef Jerky, das es in zahlreichen Geschmacksrichtungen von süß bis scharf gibt. Mark G. hat sogar ein Stück probiert und fand es durchaus schmackhaft, ich ekle mich jedoch ein bisschen davor und habe gekniffen. Der Süßkram ist eindeutig überteuert. Wer zahlt schon für eine Tüte Bonbons sechs oder acht Dollar? Oder für eine (zugegeben recht große) Packung Nüsse über zwölf Dollar? Tatsache aber ist, dass die Menschen ganze Einkaufskörbe voll davon zur Kasse schleppten. Und damit meine ich auch Erwachsene ohne quengelige Kinder im Schlepptau.
So richtig erschlossen hat sich mir die Begeisterung für diesen Ort nicht. Okay, es gibt wirklich eine gigantische Auswahl an Süßigkeiten, aber von denen bekommen wir auf der CinemaCon auch mehr als wir jemals essen werden. Doch dann machten wir einen Abstecher zu den Toiletten …
Die Männerklos besitzen etwas, das so absurd ist, dass man es schon wieder cool finden kann: Urinale, die gleichzeitig Videospiele sind. Im Grunde muss man gegnerische Panzer abschießen, die auf dem Bildschirm über dem Becken auftauchen, indem man den Strahl im Urinal in die entsprechende Richtung lenkt. Total gaga, macht aber Spaß und hebt das Wettpinkeln auf eine völlig neue Ebene.
Nach diesem Highlight verlief die restliche Fahrt ziemlich eintönig. In Las Vegas hat sich auf den ersten Blick nicht viel verändert. Es wird immer noch eine Menge gebaut, vor allem in den Vororten, aber auch jenseits des Strips entstehen zahlreiche neue Gebäude, vermutlich allesamt Appartementhäuser. Das Monte Carlo hat seinen Namen geändert und heißt nun Park MGM, die Leuchtreklamen haben sich vervielfacht, und auf rund der Hälfte von ihnen werden Restaurants angepriesen.
Auf den Straßen herrschte das übliche Gewimmel von mehr oder weniger betrunkenen Touristen, sehr viele davon ziemlich jung. Eine junge Frau fiel mir auf, die in einem etwas lächerlichen Outfit und mit einem gigantischen Trinkbecher in der Form eines fleischfarbenen Penis in der Hand eine Gruppe junger Frauen anführte, und unwillkürlich fragte ich mich, was man von Freunden halten soll, die einem so etwas am Vorabend seiner Hochzeit antun. Natürlich provozierte sie damit jede Menge anzüglicher Pfiffe und Kommentare („Don‘t do it!“) von den betrunkenen jungen Männern. Eine andere Frau, die direkt vor mir lief, hatte ihre Handtasche so weit geöffnet, dass man die leeren Weinflaschen darin zählen konnte, und überall roch es nach Marihuana, das anscheinend auch in diesem Staat legalisiert wurde. Was Las Vegas wirklich noch gefehlt hat.
Es war unglaublich voll und laut, obwohl es früher an einem Sonntag eher ruhiger wurde. Aber diese Zeiten scheinen endgültig der Vergangenheit anzugehören. Wenn das so weitergeht, wird man den Verkehr auf dem Strip unterirdisch verlegen müssen, um den Menschenmassen Herr zu werden. Irgendwie macht es keinen Spaß mehr. Auch die terroristischen Anschläge der letzten Zeit haben für Veränderungen gesorgt: Die Bürgersteige sind nun an vielen Stellen zur Straße hin mit eisernen Pollern gesichert.
Nach einem kleinen Spaziergang und einem Abstecher in den Garten des Bellagio, der heuer im japanische Stil dekoriert ist, passend zu einer Ausstellung mit Samurai-Rüstungen in der Kunstgalerie, trafen wir uns noch mit einer Freundin aus Hawaii, die ihre Tochter zu einem Volleyball-Turnier begleitet. Zusammen mit ihr, ihrem Sohn und ihrer Schwester gingen wir noch eine Kleinigkeit essen. Das Restaurant, das zu einer bekannten Kette gehört, ist für sein chinesisches Essen bekannt, das aber kein bisschen authentisch ist. Wir hatten süß-scharfe Shrimps, gebratene Auberginen und Röllchen aus Eisbergsalat, die mit etwas gefüllt waren, das mich an Kichererbsen erinnerte. Es war okay, aber mehr auch nicht.
So endete unser Wochenende. Die nächsten Tage dreht sich hier dann alles um die CinemaCon.