Das Leben ist ein Fest

Ist heute Frühlingsanfang oder war das schon gestern? Und weiß das Wetter auch, dass es sich nicht regelkonform verhält? Im Süden hat es sogar noch geschneit, dabei kann ich mit dem weißen Nass nun wirklich nichts mehr anfangen. Aber mich fragt ja keiner …

Da ich seit gestern wegen einer Projektbesprechung in Hamburg bin, mache ich es kurz und komme gleich zum Film:

Das Leben ist ein Fest

Max (Jean-Pierre Bacri) ist Hochzeitsplaner, der mit seiner kleinen Firma große Veranstaltungen ausrichtet – und nach vielen Jahren im Geschäft reichlich genervt ist. Auch bei diesem Auftrag in einem alten Schloss läuft vieles schief: Seine Geliebte (Suzanne Clément) ist sauer, weil er sich immer noch nicht von seiner Frau getrennt hat, seine Stellvertreterin Adèle (Eye Haidara) ist sehr dünnhäutig und streitlustig, die Kellner kommen zu spät, sind einfach nur unfähig oder dumm (und manchmal auch beides), der Bräutigam (Benjamin Lavernhe) ist ein Kontrollfreak, der Bandleader (Gilles Lelllouche) hält sich für einen Star und pflegt Allüren, der Hochzeitsfotograf geht allen auf die Nerven, das Essen verdirbt, weil es nicht ausreichend gekühlt wird, was zur Folge hat, dass mehrere, für den perfekten Ablauf wichtige Leute ausfallen, und das sind nur einige Schwierigkeiten und Pannen, die sich ereignen. Hilflos muss Max zusehen, wie der Tag langsam im Chaos versinkt…

Hochzeitsfeiern sind immer mit einer Menge Stress verbunden, und wenn die Familie zusammentrifft, endet das auch nicht zwangsläufig in Harmonie. Deshalb gibt es auch viele Filme, die dieses Setting wählen, um eine turbulente Komödie zu erzählen, manchmal auch im Verbund mit einer Liebesgeschichte. Die Sicht ist dabei meistens die des Paares oder der Gäste.

Die Regisseure und Autoren, Olivier Nakache und Éric Toledano, von denen auch Ziemlich beste Freunde stammt, wählen die etwas ungewöhnlichere Perspektive und schlagen sich auf die Seite der hart arbeitenden Menschen, die für das perfekte Gelingen der Veranstaltung verantwortlich sind. Im Mittelpunkt steht dabei eindeutig Max, der die Leitung innehat und an der Inkompetenz seiner Leute verzweifelt. Was sich die beiden Autoren dabei alles einfallen lassen, ist schon bemerkenswert, es ist eine stete Abfolge von Missgeschicken, Pannen und dummen Fehlentscheidungen, die für den einen oder anderen Lacher sorgen, dabei aber immer in einem realistischen Rahmen bleiben. Groteske Überzeichnung oder Slapstick, wie man sie beispielsweise aus dem Klassiker Der Partyschreck kennt, findet man hier nicht.

Darüber hinaus resultiert ein Gutteil der Komik aus dem Aufeinanderprallen unterschiedlicher Charaktere, die sich streiten, aneinander reiben – und auch ineinander verlieben. Das funktioniert meistens gut, ist allerdings nicht immer glaubwürdig und geht nie wirklich in die Tiefe, was man bei einer Komödie aber auch kaum erwarten kann. Dennoch hätte die beiden Autoren sich mehr Mühe geben und sich etwas mehr als nur oberflächliche Reibereien auszudenken können, die sich zudem noch wiederholen.

Eine richtige Geschichte sucht man ebenfalls vergeblich, der Film ist eine Reihung amüsanter und ziemlich harmloser Anekdoten. Alles nett anzusehen und leicht bekömmlich, ohne große Schwächen, aber auch ohne erkennbare Stärken. Solider Durchschnitt eben.

Note: 3

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.