Box Office FocUS Februar 2018

_focUSUnglaublich aber wahr, dieser Blog feiert mit Ausgabe 25 tatsächlich bereits sein zweijähriges Bestehen. Rückblickend kann ich nicht behaupten, immer den richtigen Riecher gehabt zu haben. Ich hoffe jedoch, dass ich dem geneigten Leser den ein oder anderen Film näherbringen- und somit einen kleinen Beitrag zur Werbung für diese großartige Branche leisten konnte. Passend zum Jubiläum habe ich einen für Februar eher ungewöhnlichen Leckerbissen im Angebot. Welcher das sein wird und ob der Monat noch andere Highlights zu bieten hat, lest ihr in den nachfolgenden Zeilen.

Wochenende 5 vom 2. Februar. 2018 – 4. Februar. 2018

  • Während die Sehbeteiligung im traditionellen Fernsehen immer weiter abnimmt, stellt der Super Bowl eine Ausnahme dar. Jahr für Jahr werden neue Rekorde verkündet, das Wochenende wird mehr und mehr zu einem inoffiziellen Feiertag und das Kino hat sichtlich darunter zu leiden. Konnte man vor 5 Jahren zumindest noch Starts über der $20m-Marke bewundern, scheinen die Verleiher das Wochenende nun größtenteils aufgegeben zu haben. Einziger Starter in diesem Jahr ist der Gruselfilm „Winchester“, der, ungewöhnlich in diesem Genre, mit Helen Mirren eine Oscarpreisträgerin im Cast aufweisen kann. Um das tatsächlich existierende Winchester-Haus im kalifornischen San José ranken sich viele schaurige Legenden. So soll dem Volksglauben nach die Erbin der Waffenfirma „Winchester Repeating Arms Company“, Sarah Winchester, dieses ungewöhnlich verwinkelte und mit unzähligen Kuriositäten gespickte Haus im Glauben daran errichtet haben, dass die Geister der Opfer der Winchester-Gewehre sie eines Tages heimsuchen würden. Davon kann man nun halten, was man möchte, aber eine Legende, die seit 100 Jahren den Besuchern des noch heute existenten und kommerziell betriebenen „Geisterhauses“ einen Schauer über den Rücken jagt, bietet die perfekte Vorlage für einen zünftigen Geisterfilm. Der Verleih scheint dem Film nicht viel zuzutrauen, hat er doch gerade die geplanten Einsätze noch einmal deutlich reduziert. Ich denke aber, dass das Studio das Potential dieses PG-13-Gruslers unterschätzt und erwarte dank der erfreulichen Onlineaktivitäten immerhin $15m/$35m.

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Wochenende 6 vom 9. Februar. 2018 – 11. Februar. 2018

  • Wo 2015 einst alles begann, wird es 2018 folgerichtig auch enden: Am Valentins-Wochenende. In „50 Shades of Grey – Befreite Lust“, wartet für Fans der Reihe nun also der wahre Final Fack. Von Kritikern oftmals belächelt, kann man den Filmen ihren Erfolg wahrlich nicht absprechen. Nach dem Sensationsergebnis von Teil 1, blieb auch Teil 2, trotz Verlusten, ganz klar in der Gewinnzone. Wir reden hier von der wohl ersten Beziehungsfilmtrilogie, die zum Boxoffice-Milliardär wurde. Wofür so ein wenig Leder gut sein kann…Regisseur James Foley übernahm auch für diesen Part wieder die Regie und kann nach einer recht durchschnittlichen Karriere nun wohl bald zwei finanzielle Hits in seine Vita aufnehmen. Der zeitliche Abstand von nur einem Jahr zum Vorgänger sollte helfen, den Film noch einmal knapp über die historische (und vermutlich nicht mehr zeitgemäße) Marke des Blockbusters zu hieven. Mit einem letzten Einblick in Mr. Greys Anatomie und dem Valentinstag im Rücken, sollte es noch einmal zu $40m/$100m reichen.

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  • Nach all dem Leder, kommen wir nun zu einer wirklich haarigen Angelegenheit. Im Live Action/CGI-Mix „Peter Hase“, erleben der Protagonist und seine flauschigen Freunde spannende Abenteuer. In einem Jahr, in dem Sony Pictures Animation im umkämpften Trickfilm-Markt gleich vier Projekte ins Rennen schickt, soll die auf den beliebten Kinderbüchern von Autorin Beatrix Potter basierende Geschichte im praktisch konkurrenzfreien Februar einen erfolgreichen Start ins Animationsjahr bescheren. Anders als der ebenfalls sehr britische Paddington, wurde der Film deutlich modernisiert und an heutige Sehgewohnheiten angepasst. Nach dem doch enttäuschenden Abschneiden des Paddington-Sequels vermutlich keine schlechte Idee. Late-Night-Host James Corden, der dem kleinen Fellknäuel seine Stimme leiht, sollte hier dafür sorgen, dass auch außerhalb des Familienpublikums der ein oder andere Besucher angelockt wird. Wie bereits angesprochen, hat der Film bis tief in den März hinein freie Bahn und mit dem kommenden Feiertagswochenende als Hilfestellung, sollten $20m/$85m Möhren eingespielt werden.

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  • Als Schauspieler hat sich der mittlerweile 87-jährige Clint Eastwood zuletzt rar gemacht, doch an Rente denkt der Altmeister des Kinos noch lange nicht. Mit seinen letzten Regiearbeiten „Sully“ und „American Sniper“ feierte er zwei der größten Erfolge seiner langen Karriere, deswegen ist es nicht verwunderlich, dass er auch in „The 15:17 to Paris“ wieder auf echte, amerikanische Helden setzt. Das Drama behandelt den Anschlag auf einen belgischen Hochgeschwindigkeitszug aus der Sicht von drei amerikanischen Freunden, die mit ihrem beherzten Eingreifen Schlimmeres zu verhindern wussten. Was in der Realität tatsächlich eine internationale Zusammenarbeit war, versucht der Film für sein Publikum als eine Geschichte amerikanischer Helden zu verkaufen, die Eastwood bis in die Kindheit der Protagonisten zu zeichnen versucht. Absolutes Novum im Film ist die Tatsache, dass die drei Helden sich selbst spielen werden. Ob das gut gehen kann, muss der Zuschauer am Ende selbst für sich entscheiden. Es wird den Film in jedem Fall ins Gespräch bringen. Ich glaube aber, dass die Amerikaner des Terrors müde sind. Zuletzt blieb „Boston“ trotz guter Kritiken hinter den Erwartungen zurück und auch für „The 15:17 to Paris“ sehe ich momentan und  trotz „America First“-Stimmung nicht mehr als $13m/$40m.

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Wochenende 7 vom 16. Februar. 2018 – 18. Februar. 2018 (Presidents Day)

  •  Das Wochenende um den Presidents Day war schon länger ein gutes Pflaster für den möglichen ersten Hit des Jahres. Mit dem unerwarteten Volltreffer „Deadpool“ spielt der Feiertag aber nun in der ersten Liga, wenn selbst Disney eines seiner Marvel-Tentpoles zu diesem Termin präsentieren möchte. Was „Wonder Woman“ für DC war, ist „Black Panther“ für Marvel. Beide Helden waren die ersten ihrer Art, die es auf die Kinoleinwand schafften und so zum Vorbild für Frauen und Afroamerikaner wurden, die seit viel zu vielen Jahren einen Kampf um Gleichberechtigung ausfechten müssen. Wenig überraschend, erwählte Disney mit dem erst 31 Jahre alten Ryan Coogler (Nachster Halt: Fruitvale Station, unbedingt anschauen!) ein wahres Talent für den Regieposten. Über die unglaubliche Besetzung kann man ebenfalls nur ins Schwärmen geraten. Nun, da Wakanda seinen König gefunden hat, ist es an der Zeit, in ein neues Zeitalter aufzubrechen, in dem ein afroamerikanischer Superheld zum Vorbild für Millionen von Kindern und Jugendlichen wird, die gar nicht erst in einer Welt aufwachsen müssen, in der dieser Film etwas besonderes darstellt. Der König von Wakanda wird  auch der König des Box Office sein, so viel kann ich euch versprechen. Die sensationellen Vorverkaufszahlen lassen keinen anderen Schluss zu, als herausragende $175m(4T)/$450m.

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  • Neben solch einem Start ist es natürlich schwer zu bestehen, weswegen schnell die meiste Konkurrenz das Weite gesucht hat. Ein kleines Volk steinzeitlicher, fußballspielender Knetfiguren aus Großbritannien übt allerdings in „Early Man – Steinzeit bereit“ den Widerstand. Die Stop-Motion-Spezialisten von Aardman Animation wollen auch in ihrer 7. Arbeit zeigen, dass nicht alles, was Kinder im Kino begeistern kann, am Computer entstehen muss. Konnten „Chicken Run“ und „Wallace and Gromit“ seinerzeit noch in den USA punkten, konnte man zuletzt auf dem überfüllten Markt mit „Die Piraten“ und „Shaun das Schaf“ kaum noch Fuß fassen. Auch deswegen erhofft sich Lionsgate an diesem Feiertagswochenende sicher ein kleines Comeback der Technologie. Ob man mit der europafreundlichen Fußballthematik viele amerikanische Kinder überzeugen kann, bezweifle ich, weswegen hier wohl keine Trendwende zu erwarten ist. Familien werden wohl lieber ein Ticket für den anderen Briten, „Peter Hase“, lösen, sodass für die Knetmännchen (trotz der inflationären Trailerklicks) nicht mehr als $7m(4T)/$24m übrig bleiben werden.

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  • Was wäre der Countdown zum Osterfest ohne Beteiligung von Pure Flix Entertainment? Der biblische Epos „Samson“ dürfte der bisher teuerste Film des Studios werden, ist in diesem Genre aber wohl dennoch eher im Low-Budget-Bereich anzusiedeln. Der Film wird sich recht nahe an der biblischen Vorlage orientieren und dementsprechend wenige Überraschungen aufweisen können. Mit dem aus „Titanic“ bekannten Billy Zane konnte man zumindest einen Namen verpflichten, den der Zuschauer schon einmal gehört haben dürfte. Das Zielpublikum scheint zumindest interessiert, denn die Trailerklicks sind durchaus beachtlich. Sollte der Film ausreichend breit gestartet werden, dann würden mich $7m(4T)/$23m aus den Geldbörsen der gläubigen Gemeinden nicht überraschen.

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Wochenende 8 vom 23. Februar. 2018 – 25. Februar. 2018

  • 2017 war nicht das Jahr der Komödie. Konnten 2015 und 2016 noch jeweils 10 klassische Komödien die $50m-Marke hinter sich lassen, waren es im vergangenen Jahr gerade einmal 5. Viele gingen einfach komplett unter und man wird das Gefühl nicht los, dass das Kinojahr 2017 einen Spiegel der Gefühle der Gesellschaft darstellte. Viel zu Lachen gab es für viele US-Amerikaner wahrlich nicht. Einen Vorwurf kann man natürlich den Verleihern machen, denn wenn man keine Komödien startet, dann können sie auch kein Erfolg werden. Mit „Game Night“ startet nun, am letzten Februarwochenende, endlich die Erste des Jahres. Ich bin jedes einzelne Jahr dieses Jahrtausends durchgegangen und habe keines gefunden, in dem die erste Komödie einen späteren Starttermin hatte. Bisheriger Rekordhalter war, Überraschung, das vorhergegangene Jahr. Auf den Schultern des Filmes lastet also ein nicht unerheblicher Druck, denn sollte er scheitern, dann wird die selbsterfüllende Prophezeiung  nach der Rom-Com bald auch das komplette Genre auslöschen. Noch muss man aber die Hoffnung nicht aufgeben, denn „Game Night“ mit Rachel McAdams und Jason Bateman kann mit einem vergnüglichen Trailer aufwarten, der für Warner Bros vielleicht auch noch mehr als $18m/$60m einbringen wird.

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  • Problemfall des Wochenendes ist ganz eindeutig Paramounts „Auslöschung“. Eigentlich standen die Sterne für das Projekt sehr gut. Der preisgekrönte Alex Garland (Sehenswert: Ex Machina) im Team mit Oscarpreisträgerin Natalie Portman, was soll da schon schiefgehen? Nach enttäuschenden Ergebnissen bei Testscreenings kam es dann aber zum Streit unter den Produzenten. Einer Partei war die Buchverfilmung zu intellektuell und wollte einschreiten, die andere Partei glaubte weiterhin an das Potential der wirklich interessanten Geschichte. Der Film bleib am Ende wie er war und Paramount  konnte letztendlich die internationalen Rechte für die $55m-Produktion an den Streaminganbieter Netflix verkaufen und damit das Risiko minimieren. Nur in den USA und China werden die Zuschauer diesen Film, der eindeutig auf die große Leinwand gehört, im Kino bestaunen dürfen. Alle anderen können das Werk dann 17 Tage später auf ihrem Smartphone bewundern. Für Paramount wird die Luft sowieso immer dünner, deswegen verstehe ich nicht, weshalb man sich nun auch noch mit der Home-Entertainment Branche einlässt, um das eigene Produkt langfristig zu schädigen. Verlierer in diesem Szenario wird am Ende wieder der Zuschauer sein. Ich befürchte das Schlimmste und rechne erst einmal nur mit $13m/$35m.

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  • Mit der Bestsellerverfilmung „Every Day“ erlebt das in den 80ern und 90ern erfolgreiche Studio Orion Pictures seine Wiederauferstehung. Zuletzt noch im Heimvideo-Bereich tätig, sollen von nun an wieder etwa sechs Film pro Jahr für die große Leinwand produziert werden. Die Body-Switch-Romanze der anderen Art, in der ein körperloses Geistwesen jeden Tag in einem neuen Körper aufwacht, bekam zumindest als Lektüre hervorragende Kritiken. Die Trailerklicks sehen bis hierhin auch recht vernünftig aus, sodass nur noch abzuwarten bleibt, wie ernst es das Studio mit  „Every Day“ eigentlich meint. Der Film könnte durchaus den Nerv der weiblichen Teenies treffen und nebenbei auch im leergefegten Markt des Frauenfilmes Anhänger finden, weswegen bei entsprechendem Marketing $7m/$22m der Lohn sein könnte.

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„Black Panther“ wird natürlich vieles ausgleichen, doch kann er nicht verschleiern, dass es in zweiter Reihe momentan etwas hapert. Der Einfluss der mächtigen Streaming-Branche ist nicht mehr von der Hand zu weisen, er hinterlässt nach den großen Blockbustern eine Lücke, die man dringend schließen muss. Mit den Optionen, die man nun zu Hause hat, wurde aus den einstigen „Vielleicht“-Filmen der „Vielleicht im Stream“-Film. Eine Entwicklung, der die Verleiher mit guten Drehbüchern und Qualität entgegentreten müssen. Freuen wir uns aber dennoch über diesen einen Überblockbuster, der die Probleme der Branche sicher erst einmal wieder in den Hintergrund drängen wird.