Kinder, wie die Zeit vergeht. Gerade angekommen, sind wir schon bei der letzten Tradeshow der Filmwoche, die wie immer von der Universal veranstaltet wird.
Eingestimmt wurden wir mit einem Show Reel, das die Hits von gestern und heute vereinte, gefolgt von dem Neustart dieser Woche, Die dunkelste Stunde: Gary Oldman könnte für seine Rolle als Churchill den Oscar bekommen, aber auch sonst ist es ein sehenswerter Film.
Die Verlegerin: Meryl Streep und Tom Hanks in einem packenden Drama von Steven Spielberg über die Pentagon-Papiere. Das muss man einfach sehen.
Fifty Shades of Grey. Befreite Lust: der dritte und vermutlich letzte Teil der Bestsellerverfilmung. Der finale Höhepunkt sozusagen.
First Man: Damien Chazelle und Ryan Gosling planen ein Bio Pic über Neil Armstrongs Reise zum Mond.
Der seidene Faden: Daniel Day-Lewis als Modeschöpfer, der eine neue Muse findet. Auch dies ein potentieller Oscaranwärter.
Pope Francis. A Man of his Word: der Vatikan hat Wim Wenders eingeladen, einen Film über und mit Papst Franziskus zu machen. Interessante Einblicke in das Leben und Denken eines mächtigen Mannes.
Lady Bird: Greta Gerwigs Regiedebüt sieht hinreißend aus, auch dank Saoirse Ronan, die die Hauptrolle spielt. Ein Kinohighlight.
Jurassic World. Das gefallene Königreich: Chris Pratt und Bryce Dallas Howard kehren auf die Saurier-Insel zurück. Noch mehr Dinos, ein ausbrechender Vulkan – was kann dabei schon schiefgehen?
Wahrheit oder Pflicht?: aus dem Spiel amerikanischer Teenager wird tödlicher Ernst in diesem bitterbösen Blumhouse-Horrorfilm.
Night School: Kevin Hart hat sich diese Geschichte über einige Kleinkriminelle ausgedacht, die ihren Schulabschluss nachholen wollen.
Maria Magdalena: ein moderner Bibelfilm mit Rooney Mara in der Titelrolle und Joaquin Phoenix als Jesus. Wer einen kitschigen Erbauungsfilm erwartet, dürfte überrascht werden von der erzählerischen Wucht und den beeindruckenden Bildern des Lion-Regisseurs. Sah richtig gut aus.
Maria Stuart, Königin von Schottland: wieder Saoirse Ronan in der Titelrolle. Margot Robbie ist ihre Gegenspielerin Elisabeth I. – ein packendes Duell zweier Herrscherinnen.
The House with a Clock in its Walls: abenteuerliche Kinderbuchverfilmung, die ein wenig an Gänsehaut erinnert, nicht zuletzt wegen Jack Black.
Vollblüter: zwei junge Frauen planen einen Mord. Betörend fotografierter Thriller.
Der Sex-Pakt: drei besorgte Eltern wollen verhindern, dass ihre heranwachsenden Kinder Sex beim Abschlussball haben. Die Ausschnitte waren derbe, aber lustig und kamen gut an.
Pacific Rim – Uprising: der 2. Teil mit noch größeren Monstern.
Mortal Engines. Krieg der Städte: fahrende Städte suchen in der Zukunft nach den letzten Ressourcen und bekämpfen sich dabei. Ein bisschen Mad Max, ein bisschen Piratenfilm – und Peter Jackson produziert. Fantasievoll und effektgeladen inszeniert.
Mamma Mia! Here we go again: zehn Jahre nach dem ersten Teil folgt die Fortsetzung mit der alten Besetzung.
Skyscraper: Dwayne Johnson spielt den Security Chef im höchsten Wolkenkratzer der Welt und muss seine Familie retten. Katastrophen-Action-Film.
Der Grinch: der grüne Grantler kehrt zurück, diesmal in einer entzückenden Animationsversion von den Machern von Ich, einfach unverbesserlich.
Johnny English 3: Rowan Atkinson ist zurück und treibt wieder sein verrücktes Spiel als debilster Agent ihrer Majestät. Das wird lustig.
Fazit:
Dieses Jahr war vieles anders, anderes hingegen immer gleich. Vielleicht liegt es ja am Älterwerden, aber so schnell ging eine Woche noch nie herum – andererseits habe ich das vergangenes Mal auch schon gesagt. Im letzten Jahr wurden weniger Trailer gezeigt, heuer waren es wieder mehr – wenn ich mich nicht verzählt habe, waren es knapp 200 (!) Teaser, Trailer, Ausschnitte und Promos.
Das ist eine ganze Menge, und ich habe gemerkt, dass ich irgendwann einfach nichts mehr aufnehmen konnte. So sehr ich es auch liebe, neue Trailer oder – noch besser – Ausschnitte von interessanten Produktionen (ein Sizzle Reel, Promo, Featurette oder wie auch immer man es nennen mag) zu sehen, eine stärkere Konzentration auf das Wesentliche wäre wünschenswert. Man muss nicht vier verschiedene Versionen desselben Trailers zeigen oder den Film vom Produzenten nacherzählen lassen, um einen Eindruck vom Produkt zu vermitteln. Kein Wunder, dass die Tradeshows ungeheuer dicht getaktet waren. Für nette Gespräche am Rande oder eine Atempause blieb leider viel zu wenig Zeit.
Organisatorisch wird es von Jahr zu Jahr besser, falls das überhaupt möglich ist. Toll waren in diesem Jahr die diversen Stände, an denen man etwas zu essen bekam, wodurch die Wartezeiten verkürzt wurden und der Andrang in den Pausen nicht so groß war. Das frische Obst und die Salate sind ebenfalls ungeheuer gut angekommen. Falls es eine Alternative zu den lästigen Einlass-Bändchen gäbe, wäre ich persönlich ungeheuer dankbar, aber vielleicht stehe ich mit diesem Anliegen ja alleine da …
Eine große Überraschung gab es leider nicht. Kein Meisterwerk, von dem man noch nichts gehört hatte, kein Film, der wesentlich besser aussieht als auf dem Papier. Aber es gab auch keine Enttäuschungen, und das ist viel wert. Begeistert waren alle von der Qualität des deutschen Films, der endlich mehr Genre wagt und nicht nur auf Komödien setzt. Das ist eine erfreuliche Entwicklung, die hoffentlich von Dauer ist. Dass all diese tollen Filme auch ihren angemessenen Platz im Spielplan brauchen, um ihr Potential optimal entfalten zu können, spricht Mark G. in seinem Fazit an, aber man kann es nicht oft genug betonen.
Was ist mir sonst noch aufgefallen? Claire Foy hatte wohl schon lange keinen Urlaub mehr, denn nahezu jeder Verleih hatte einen Film mit ihr in der Hauptrolle im Programm. Die Titel der amerikanischen Filme werden länger und länger und erklären manchmal noch nebenbei die Handlung. Science Fiction ist so 2017, dieses Jahr muss man Weltraumabenteuer mit der Lupe suchen. Der Thriller feiert ein kleines Comeback, denn es gibt 2018 etliche spannende Filme, vom Cop-, über den Serienkiller- hin zum Psycho-Thriller ist alles dabei. Die Komödie hat nach wie vor ein Problem und existiert überwiegend in ihrer derben Form als adult comedy, was ungeheuer schade ist. Vom amerikanischen Popcorn-Film gab es relativ wenig zu sehen, da wurde früher viel mehr aus diesem Segment präsentiert. Immer noch sehr stark ist hingegen das Horrorgenre vertreten – dank seiner wachsenden Beliebtheit beim Publikum.
All diese Eindrücke wollen jetzt erst einmal verarbeitet und einsortiert werden. Demnächst folgt dann an dieser Stelle mein Rückblick auf 2017 und mein Ausblick auf die kommenden Monate. Ein paar Filme gibt es bereits, auf die ich mich freue, und ich bin sicher, im Laufe der Zeit werden weitere dazukommen, denn das Jahr ist noch jung. Wenn alles gut geht, könnte 2018 ein richtig gutes Kinojahr werden. Wir können es gebrauchen …