Box Office FocUS Januar 2018.

_focUSJetzt, wo hoffentlich alle ohne größere Blessuren ins neue Jahr gerutscht sind, der letzte Kater ausgestanden ist und die besucherreichen Feiertage ein Ende finden, können wir uns wieder bescheideneren Aufgaben widmen. Dem Januar zum Beispiel. Historisch der schwächste aller Monate, ist es doch ein passender Start in ein neues Jahr. Wir werden, auch in diesem Januar wieder klein anfangen, das alles verspricht aber auch großes Potential, sich in den nächsten Monaten kräftig zu steigern. Bis dahin arbeiten wir mit dem, was die Verleiher uns anbieten. 

Wochenende 1 vom 5. Januar. 2018 – 7. Januar. 2018

  • Wir starten, wenig überraschend, mit Horror ins neue Jahr. „Never change a winning team“, so sagt man doch. Diesem Motto bleiben die Verleiher weiterhin treu. Nach all der Liebe und zu viel Süßkram, braucht Mensch eben mal wieder ein wenig Saures. Dies gibt es in Form des Sequels zum Prequel „Insidious – The Last Key“, das diesmal mit Hilfe der erfolgreichen Produzenten von Blumhouse unter dem Label von Universal in die Kinos kommt. Die Geschichte setzt zwischen den Ereignissen von „Insidious: Chapter 3“ und „Insidious“ an und bringt mit Lin Shaye in ihrer Rolle der Elise das Gesicht der Serie erneut zurück auf die Leinwand. Der Weg der Prequelitis tat dem Franchise aus finanzieller Sicht nicht zwingend gut, wenngleich Kapitel 3 natürlich dank des geringen Budgets dennoch zu einem Erfolg wurde. Ähnlich wird es auch dem letzten Schlüssel ergehen.Obwohl der Trailer wenig schaurig daherkommt, bin ich recht optimistisch, dass der Grusler mit seinem PG13-Rating erneut Scharen von Teenies zur Date Night animieren wird. Mit Blick auf die durchaus häufig angesehenen Trailer, wären $18m/$45m sicher keine große Überraschung.

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  • Aaron Sorkin, oscarprämierter Drehbuchautor, musste erst 56 Jahre alt werden, bevor er als Regisseur von „Molly’s Game“ beginnen konnte, seinen Horizont zu erweitern. „Molly’s Game“ ist die Adaption einer Biografie, deren Titel nicht mit Worten geizt. In „Molly’s Game: From Hollywood’s Elite to Wall Street’s Billionaire Boys Club, My High-Stakes Adventure in the World of Underground Poker“ erzählt die einstige Olympiahoffnung des alpinen Rennsportes, Mary Bloom, von ihrer Zeit als Organisatorin hochdotierter und illegaler Pokerturniere, an denen selbst hochrangige Hollywoodgrößen teilzunehmen vermochten. In der Hauptrolle ist Oscarhoffnung Jessica Chastain zu bewundern, die, zugegeben, sowieso in jeder ihrer Rollen eine preisträchtige Performance abliefert. Der limitierte Start über die Feiertage verlief durchaus zufriedenstellend, nun muss sich Molly aber auch einem breiteren Publikum vorstellen. Für STX Entertainment könnte der Film ein ersten Schritt ins Oscargeschäft darstellen, denn die Nominierung von Jessica Chastain sollte im Bereich des Möglichen liegen. Finanziell sehe ich den Film bei diesem übermäßigen Angebot von Produktionen, die sich an ein älteres Publikum richten, aber mit $7m/$28m  eher am unteren Rand des Spektrums.

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Wochenende 2 vom 12. Januar. 2018 – 14. Januar. 2018

  • Um „Die Verlegerin“ zu besprechen, kommt man um das Thema Politik nicht umhin. Die Steven Spielberg-Produktion ist so nahe am aktuellen Zeitgeschehen, wie kaum ein anderer Film zuvor. Und das, obwohl sie fast 50 Jahre in der Vergangenheit spielt. 1971 kämpften Washington Post-Herausgeberin Kay Graham, hier verkörpert von der „überbewerteten“ Meryl Streep“, der Chefredakteur Ben Bradlee (Tom Hanks) und auch andere Vertreter der Medien für ihr Recht zur Veröffentlichung der Wahrheit. Was der aktuelle Präsident der Vereinigten Staaten mit einem Tweet als „Fake News“ abtun würde, wurde in den 70ern zu einem der größten Triumphe für den immerwährenden Kampf um die Freiheit der Presse. In Zeiten, in denen ausgewählten Medien Antworten verweigert werden, sie vom Chef persönlich diskreditiert werden, andererseits aber diejenigen hofiert werden, die dem weißen Haus nach dem Mund reden, ist „Die Verlegerin“ wahrlich ein bedeutsamer Film. Die Frage bleibt, ob er auch bei denjenigen ankommt, die ihn am dringendsten ansehen sollten. Vermutlich ist der Graben, der sich mittlerweile durch die Nation zieht, aber bereits zu breit geworden. Wie immer gekonnt vom Meister Spielberg umgesetzt, ist „Die Verlegerin“ also ein Film, der die Gemüter so spaltet, wie der Präsident die Gesellschaft. Dem liberalen Hollywood muss man die Schlüsse, die man aus diesem Lehrstück zieht, sicher nicht mehr verkaufen, so ist es auch wenig überraschend, dass der limitierte Start in den Großstädten bereits hervorragende Ergebnisse liefert. Anders als Spielbergs „Lincoln“ ist „Die Verlegerin“ ob der aktuellen Brisanz wohl unangenehmer anzusehen, weswegen ich nicht glaube, dass ein Einspiel in diesen Regionen erreicht werden kann. Ich glaube aber, dass mit $25m(4T)/$110m dennoch ein Sieg für die Pressfreiheit wartet.

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  • Die Voraussetzungen für „Paddington 2“ waren eigentlich hervorragend. Einerseits ein allseits beliebter Vorgänger, andererseits noch immer unfassbare 100% bei Rotten Tomatoes. Dennoch, in vielen Märkten blieb/bleibt der Film deutlich hinter dem Erfolg des Vorgängers zurück. Über die Gründe dafür kann man nur spekulieren, ich denke aber, dass das speziell das Familienpublikum in den letzten Jahren einen spürbaren Rückgang zu beklagen hat. Bei der aktuellen Preisspirale wenig verwunderlich. Für das Sequel des sehr britischen Bären bleibt eigentlich alles beim Alten, abgesehen davon, dass Nicole Kidman zu Hugh Grant wurde. Im gewohnt leergefegten Markt für Familienfilme hat der flauschige Bär im Januar eigentlich freie Bahn und sollte an diesem Feiertagswochenende punkten können. Angesichts des doch recht jungen Zielpublikums lässt sich an der Onlineaktivität nicht allzu viel ablesen, ich würde diese aber als solide bezeichnen. Ich glaube, dass auch in den USA eine Zuschauererosion zu verzeichnen sein wird, denke aber, dass der Starttermin dafür sorgen wird, dass diese mit $20m(4T)/$60m nicht so ausgeprägt ausfallen wird, wie in anderen Ländern.

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  • Weibliche Actionheldinnen findet man in den letzten Jahren ja erfreulicherweise immer häufiger auf der Leinwand, afroamerikanische Actionheldinnen sind dagegen eher eine Rarität. Aus dem Stand würde mir da in jüngerer Vergangenheit sowieso nur „Colombiana“ mit Zoe Saldana einfallen. Die talentierte Taraji P. Henson, die zuletzt in „Hidden Figures“ glänzte, musste erst 47 Jahre alt werden, um diese Rolle in „Proud Mary“ zu ergattern. Ich muss zugeben, dass der Trailer mich nicht überzeugt hat und insgesamt eher auf dem Niveau einer teuren TV-Produktion anzusiedeln ist. Ich habe meine Zweifel, ob der Film auch außerhalb der afroamerikanischen Gemeinde ein Publikum finden wird und es fehlt mir auch tatsächlich an Vergleichswerten, da es den typischen afroamerikanischen Actionfilm aufgrund der Erfolge von Namen wie Will Smith oder Denzel Washington praktisch gar nicht gibt. Der finanzielle Aufwand, den ein Actionfilm mit sich bringt, ist sicher auch ein Grund dafür. Komödien und Dramen sind günstiger zu produzieren und damit ein geringeres finanzielles Risiko bei einer begrenzten Zielgruppe. Lange Rede, kurzer Sinn, mehr als $15m(4T)/$30m sehe ich momentan nicht für den Film.

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  • Die Antwort auf die Frage, weswegen zwei Actionfilme an diesem Wochenende starten müssen, ist, dass ein Start in den nächsten Wochen auch nicht viel besser aussehen würde. Das Genre hat anscheinend Hochsaison und so bekämpfen sich zu diesem Termin eben zwei betagtere Helden um die Vorherrschaft an den Kassen. Leichte Nachteile sehe ich bei „The Commuter“, in dem Liam „Ich bin zu alt für Actionfilme“ Neeson direkt an seine überaus erfolgreiche „96 Hours“-Reihe und deren Actionklone anknüpft. Für „The Commuter“ arbeiten Neeson und Jaume Collet-Serra bereits zum vierten Mal in nur 7 Jahren zusammen. Warum auch nicht? Bisher hat es ja ganz gut funktioniert, allerdings ging es für „Run all Night“ mit dem nachlassenden Hype um „96 Hours“ dann doch merklich bergab. In etwa diesem Bereich sollte sich auch „The Commuter“ wieder einfinden, bei der Konkurrenz an diesem Wochenende sicher ein versöhnliches Ergebnis. $14m(4T)/$30m könnten für einen der größten Actionstars der letzten Jahre der Lohn sein.

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  • Außerdem startet noch der chilenische Animationsfilm „Condorito: The Movie“, zu dem es mir schwer fällt, ausreichend Informationen zu finden. Der Film basiert auf einer in Lateinamerika beliebten Comicserie und hat im Oktober in einigen Märkten ordentliche Ergebnisse eingespielt. Aufgrund des mäßigen Erfolges in Mexiko, glaube ich aber nicht, dass es für die spanischsprachige Produktion, trotz des Feiertages, in den USA überhaupt zu $10m reichen wird.

Wochenende 3 vom 19. Januar. 2018 – 21. Januar. 2018

  • Eines vorweg: Nein, „Operation: 12 Strong“ ist kein Prequel zu Michael Bays „13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi“. Ähneln tun sich beide Filme natürlich dennoch, wenngleich sie in unterschiedlichen Kriegen zu Hause sind. Der Film basiert auf Doug Stantons Romanbiografie „Horse Soldiers: The Extraordinary Story of a Band of US Soldiers Who Rode to Victory in Afghanistan“, was den Januar offiziell zum Monat der Buchverfilmung mit überlangen Titeln macht. Den Regiestuhl hat der Däne Nicolai Fuglsig erobert, der in der Jerry Bruckheimer-Produktion seinen Einstand in einer hollywoodschen Großproduktion feiern darf. Mit Vollzeit-Thor Chris Hemsworth hat der Kriegsfilm auch einen namhaften Star im Aufgebot, der seine Starpower aber abseits der Comicfilme noch beweisen muss. Die Zeiten in den USA sind politisch aufgeheizt, die Säbel werden so laut gerasselt, wie lange nicht mehr, da kommt so ein wenig Kriegsromantik hoch zu Ross mit heimeligem Farbfilter doch gerade recht, um richtig in Kriegsstimmung zu kommen. Ich denke durchaus, dass der Film ein Publikum finden kann und erwarte nicht weniger als $18m/$50m.

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  • Noch nicht genug der Action? Da hilf Genrespezialist Gerard Butler mit seinem Bad Cop-Heist-Thriller „Criminal Squad“ gerne weiter. Die Suicide Squad scheint gerade Urlaub zu haben, deswegen nutzt STX Entertainment nun die Gunst der Stunde, und schickt sein eigenes Team ins Rennen. Im Bezug auf Butler stellt sich die Frage, ob es in jüngerer Vergangenheit überhaupt noch einen B-Actionfilm ohne seine Beteiligung gibt.  Es fühlt sich zumindest nicht so an. Von dieser Arbeitsmoral können sich aber andere gerne mal eine Scheibe abschneiden. Für Regisseur Christian Gudegast ist es nicht die  erste Zusammenarbeit mit Butler, schrieb er doch zuletzt das Drehbuch zum Action-Sequel „London Has Fallen“. Nun also darf er in diesem recht gewöhnlich daherkommenden Thriller erstmals selbst die Stricke in der Hand halten. Obwohl die Klickzahlen gar nicht so schlecht aussehen, halte ich den Film für typische Füllware im Januar, weswegen bei $7m/$20m das Ende der Fahnenstange erreicht sein sollte.

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  • Nach all den harten Kerlen hat das eigentlich eher auf anspruchsvollere Filme ausgerichtete Studio Roadside Attractions noch etwas fürs Herz im Angebot. „Forever My Girl“, eine Südstaaten-Country-Romanze, wirkt wie ein Spin-Off zu „Sweet Home Alabama“, das irgendwo auf dem Weg seine Starbesetzung verloren hat. Mit Jessica Rothe, die zuletzt in „Happy Death Day“ zu punkten wusste, hat man aber zumindest ein aufstrebendes Talent im Aufgebot. Auch wenn das alles eher wie eine Netflix-Produktion wirkt, kann ich dem Film und seinen warmen Farben einen gewissen Charme nicht absprechen.Ganz klar, der Film möchte ein Publikum abseits der Großstädte ansprechen und es scheint auch zu funktionieren. Ich war über die rege Onlineaktivität sehr überrascht, bis ich herausfand, dass es sich bei der Geschichte um eine Romanadaption handelt. Dennoch, selbst wenn man dieses Faktor mit einbezieht, erkenne ich doch ein gewisses Interesse, das, je nachdem wie mutig man den Film starten wird, zu $7m/$20m führen könnte.

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Wochenende 4 vom 26. Januar. 2018 – 28. Januar. 2018

  • Mit dem Ende eines eher durchwachsenen Monats wird nach ziemlich genau 10 Jahren das Ende eines Genres eingeleitet, das dem Kino viel Freude, aber teils auch viel Leid beschert hat. Die große Zeit der Young-Adult-Verfilmung, die mit dem Erfolg der Twilight Reihe eine ganze Generation prägte, ist mit dem Finale der Maze Runner-Serie erst einmal vorbei (Mal sehen, wie sich Mortal Engines so schlagen wird). Ein unerwarteter Set-Unfall, bei dem Hauptdarsteller Dylan o’Brien schwere Verletzungen erlitt, zwang das Team, die Produktion  von „Maze Runner – Die Auserwählten in der Todeszone“ fürs erste aufs Eis zu legen. Fast ein Jahr lang dauerte der Heilungsprozess und so konnte im Frühjahr 2017 endlich die finale Klappe fallen. Der Abstand von zweieinhalb Jahren zum Vorgänger ist in diesem Genre eine Menge, war man doch zuvor einen Jahresrhythmus gewohnt. Bedenkt man, dass bereits das Sequel nach dem überraschenden Erfolg des Erstlings Zuschauerschwund zu beklagen hatte, wird es nach solch einer Pause vermutlich nicht besser aussehen. Ein wenig wundere ich mich auch, weshalb man nicht eines der Feiertagswochenenden im Januar oder Februar zum Start gewählt hat, aber so hat der Film den Termin immerhin für sich alleine. Die Traileraufrufe sind in jedem Fall recht recht zufriedenstellend. Vielleicht sorgt auch das Drama um die Produktion noch für ein wenig hilfreiche Promotion, sodass mit einem hoffentlich erneut moderaten Budget noch einmal $25m/$65m eingetütet werden.

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Wie man es im Januar gewohnt ist, wartet hauptsächlich Oscarfutter und Mittelware auf den Zuschauer. Gerade diese Mittelware ist aber eine langsam aussterbende Spezies, vermutlich auch eine Konsequenz aus zurückgehenden Zuschauerzahlen, die zuerst diese Filme treffen wird, bevor sie irgendwann auch den Blockbustern zusetzen wird. Wenn die Branche nicht endlich Mittel findet, ihr Produkt wieder als die Besonderheit zu verkaufen, die wir alle über die Jahre lieben gelernt haben, dann stehen dem Kino wie wir es kennen düstere Zeiten bevor. Bis dahin erfreuen wir uns aber an dem, was die Verleiher uns geben und auch in diesem Januar sollte doch zumindest ein Film für jedermann dabei sein.