Trailer sind vermutlich das wichtigste Marketingwerkzeug. Ein guter Trailer macht neugierig auf die Geschichte, beeindruckt mit tollen Bildern, überzeugt mit handfesten Figuren und Emotionen und verrät dabei nur wenig über die Handlung. Ein guter Trailer ist also verdammt schwer zu machen. Die Vorschau von Justice League war alles andere als das, und angesichts der bisherigen DC-Comicverfilmungen durfte man auch nicht allzu viel erwarten. Ich habe ihn mir dennoch angesehen, mit etwas schlechtem Gewissen zwar, aber auch mit einer gewissen perversen Neugier, die uns beispielsweise an Unfallorten dazu bringt, langsamer zu fahren …
Justice League
Als Batman (Ben Affleck) immer häufiger geflügelte Para-Dämonen bekämpfen muss, dämmert ihm, dass hinter diesen Angriffen eine viel größere Gefahr stecken muss. Bestätigt wird dies kurz darauf von Wonder Woman (Gal Gadot), die eine Warnung von ihrer Heimatinsel erhalten hat: Steppenwolf (Ciarán Hinds), der schon einmal vor Urzeiten die Erde vernichten wollte, startet eine neue Invasion mit seinen Para-Dämonen. Um unseren Planeten zu vernichten, benötigt er drei geheimnisvolle „Mutter-Boxen“, die nach seiner einstigen Niederlage von den Amazonen, den Atlantern und den Menschen versteckt wurden. Gemeinsam beschließen die beiden Superhelden mit ihren neuen Verbündeten Aquaman (Jason Momoa) und Flash (Ezra Miller), den Kampf gegen den Bösewicht aufzunehmen, wohl wissend, dass sie es ohne Superman (Henry Cavill) nicht schaffen können. Doch dieser ist bekanntlich tot …
Regisseur Zack Snyder, der allerdings nur für einen Teil des Films verantwortlich ist und sich die Arbeit – inoffiziell – mit Josh Whedon geteilt hat, ist bekannt für seine bombastischen, an Schauwerten reichen, aber meist auch sehr düsteren Bildern. Und für einen bisweilen nervigen Soundtrack, der auch diesmal bekannte Klassiker in schlechten Coverversionen verwurstet. Aber das nur nebenbei. Allein wegen dieser genannten Gründe sehen die meisten DC-Comicverfilmungen irgendwie gleich und relativ eintönig aus, zudem nehmen sie sich und ihre Helden immer viel zu ernst, was zu einem Übermaß an Pathos führt, das es bei Marvel-Produktionen bisweilen zwar auch gibt, dort aber immerhin ironisch gebrochen wird. Nach dem Erfolg von Wonder Woman, der es verstand, das DC-Universum mit einer Prise Humor zu veredeln, dachte man sich diesmal wohl, dass ein paar Witze nicht schaden könnten. Immerhin hat Whedon, der auch für die launige Science-Fiction-Serie Firefly verantwortlich zeichnete, am Drehbuch mitgeschrieben und ihm seinen Stempel aufgedrückt. Zum Glück, denn sonst wäre der Rest vermutlich unerträglich geworden.
Immerhin darf auch der humorlose Batman nun hin und wieder kalauern, ansonsten ist Flash für die eine oder andere schnelle Pointe gut. Nicht alle Oneliner und Gags zünden, aber man erkennt wohlwollend die Bemühungen an. Und ein, zwei Mal kann man sogar schmunzeln. Wer hätte das bei einer DC-Verfilmung gedacht?
Für eine Origin-Story, also gewissermaßen die Auftaktepisode einer neuen Reihe, darf natürlich die Geschichte der Team-Bildung nicht fehlen. Figuren müssen vorgestellt werden, man muss ihre Hintergründe und Motive kennen, verstehen, warum sie sich auf diese Sache überhaupt einlassen. Das dauert und ist häufig langweilig, daher kann man von Glück reden, dass man die meisten Gestalten bereits kennt. Lediglich der von Ray Fisher gespielte Cyborg ist – wenn man kein fleißiger Comicleser ist – neu im Ensemble, die anderen sind entweder Ikonen des Genres oder selbsterklärende Charaktere (bei dem Namen Aquaman kann sich jeder vorstellen, wo seine Stärken liegen).
Für eine gute Comicverfilmung braucht man einen starken Gegenspieler. Immerhin kann die Produktion mit Ciarán Hinds einen guten Schauspieler aufbieten, den man allerdings in seinem Kostüm nicht erkennt und der auch nicht eine einzige originelle Szene bekommt. Er ist der Klischee-Bösewicht par excellence und entsprechend langweilig, nur ein weiterer Teufel (sogar mit Hörnern!), der die Welt zerstören will. Und die Vorgeschichte, die uns in Rückblenden präsentiert wird, sieht noch dazu aus, als hätte man sich nicht nur bei der Handlung, sondern auch bei den Kostümen an Der Herr der Ringe schadlos gehalten. Daher langweilt dieser Teil des Films von der ersten Konfrontation mit dem Gegner bis zum finalen Kampf.
Die wirkliche Herausforderung für die Helden und das Interessanteste, das der Film zu bieten hat, ist die Auferstehung Supermans, der ein für die Justice League einfach unerlässliches Mitglied ist. Im Grunde ist er die Justice League im Alleingang, weil gegen seine Fähigkeiten selbst der brutalste Bösewicht keine Chance hat. Wie es zu seiner Wiedererweckung kommt und welche Konsequenzen sich daraus ergeben, ist nicht schlecht erzählt, erreicht aber nicht die Tiefe und Vielschichtigkeit, die sich daraus ergeben hätten, hätten die Macher das Thema wirklich ernst genommen. Die Ansätze sind wieder einmal löblich, die Umsetzung dagegen schwach.
Am Ende bleiben die Helden, was sie schon am Anfang sind: Hochglanzpolierte, makellose Projektionsflächen, Abziehbilder von Supermännern und -frauen, deren menschliches Schicksal hinter ihren Masken und Kostümen vollkommen verschwindet. Lediglich in einer, sicherlich einer der besten, weil ehrlichsten Szenen, wird ein Blick unter den Heldenumhang geworfen: Batman trägt nach einem Kampf etliche Blessuren davon und stöhnt, dass er viel zu alt für seine Rolle sei. Das ist ehrlich, auch wenn man weiß, dass hier vermutlich nur ein Generationswechsel angekündigt wird. Der Mensch ist egal, nur die Maske zählt, und gerade dadurch sind diese Superheldenfilme so austauschbar und nichtssagend.
Am Ende überrascht der Film dann doch – weil er nicht so schlecht ist, wie man erwartet hat. Stellenweise macht er sogar einigermaßen Spaß.
Note: 3-