Manchmal muss man sich fast dafür entschuldigen, bestimmte Filme zu sehen. Und nein, es geht hier nicht um „Erwachsenenunterhaltung“. Das gilt vor allem, wenn sie einen solch peinlichen deutschen Co-Titel tragen wie The First Time – Dein erstes Mal vergisst du nie!, der wie eine schlechte Überschrift aus der Aufklärungsrubrik der Bravo stammt. Falls es dieses Blättchen überhaupt noch gibt.
Liebesfilme sind schwierig, weil sie ihre Emotionen so sehr zur Schau tragen, dass es beim Zuschauen oft peinlich, manchmal sogar unerträglich wird. Ganz besonders gilt das für Vertreter des männlichen Geschlechts, die zwar kein Problem mit Gewaltorgien haben, aber in Schockstarre verfallen, wenn es um Gefühle gehen, und sich dann meistens in Sarkasmus flüchten. Vielleicht sind ja die einzigen Filme, in denen große Emotionen problemlos verhandelt werden können, ohne allzu peinlich zu wirken, coming of age-movies, in denen jugendliche Darsteller zum ersten Mal mit der Wucht der Liebe konfrontiert werden.
Vergangenes Wochenende bin ich bei meiner Suche nach neuen Filmen bei Netflix über diese schon etwas ältere Produktion gestolpert. Vielleicht war es eine Empfehlung, weil ich mir vor einiger Zeit einen der Maze Runner-Filme angesehen habe, die Algorithmen führen uns ja bekanntlich manchmal auf seltsame Pfade. Ich wurde jedenfalls neugierig und hoffte auf einen Film à la John Hughes …
The First Time – Dein erstes Mal vergisst du nie!
Dave (Dylan O’Brien) steht am Ende seiner High School-Zeit und möchte seinem langjährigen Schwarm Jane (Victoria Justice) endlich seine Gefühle gestehen, aber dem schüchternen jungen Mann fehlt dazu der Mut. Zufällig lernt er am Rande einer Party die patente, leicht sarkastische Aubrey (Britt Robertson) kennen, kommt mit ihr ins Gespräch – und verliebt sich in sie. Umgekehrt empfindet auch Aubrey etwas für Dave, dabei plant sie eigentlich, mit ihrem oberflächlichen Freund und Möchtegern-Rocker (James Frecheville) ihre Unschuld zu verlieren …
Wenn man sich als Erwachsener Teeniefilme anschaut, dann meist weil man sich an die eigene Jugend erinnern und ein wenig in nostalgischen Erinnerungen an die erste Liebe oder die ersten großen Abenteuer in der weiten Welt schwelgen möchte. Es ist aber auch eine tröstliche Versicherung, dass die Welt noch ein Stück weit in Ordnung ist, wenn die heutige Jugend dieselben Probleme hat wie man selbst.
Die Geschichte des Films ist ziemlich dünn, es geht um einen Jungen, der sein Herz an ein Mädchen verliert, ein Paar, das mühsam zueinander findet – und ja, es geht auch um den ersten Sex. Das alles wird von Autor und Regisseur Jon Kasdan erfrischend unprätentiös und authentisch erzählt, mit viel Sinn für Humor und die Widersprüchlichkeit der menschlichen Natur.
Der Film lebt vor allem von seinen beiden exzellenten Hauptdarstellern, deren Chemie umwerfend ist und deren Spiel für die allzu magere Story entschädigt. Daher wundert es nicht, dass Dylan O’Brien und Britt Robertson während der Dreharbeiten auch im privaten Leben ein Paar wurden.
Man kann nicht viel und vor allem nicht viel Schlechtes über diesen Film sagen, der durch und durch solide ist, gefühlvoll, aber nicht kitschig, der mit Humor, amüsanten Nebenfiguren und guten Dialogen überzeugt. Nicht der große Wurf, sondern „nur“ ein netter Liebesfilm, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Note: 3