Halloween wird in Deutschland immer beliebter. Das hat, so habe ich es gestern bei SPON gelesen, inzwischen sogar dazu geführt, dass die Bauern immer mehr Kürbisse anpflanzen. Früher habe ich Kürbis nicht gemocht, weil er mir zu mehlig und zu trocken war, aber da kannte ich ihn auch nur im Ofen geschmort als Beilage. Und süß-sauer eingelegt finde ich ihn immer noch … mindestens grenzwertig. Aber vereinzelte Gerichte mit dem Gewächs mag ich mittlerweile sehr gerne, Suppen vor allem, und auch als Deko sieht er ausnehmend hübsch aus. Kürbisse gehören zum Herbst einfach dazu, nur auf die Totenschädel und sonstigen Horrorutensilien kann ich gut verzichten.
Eine Freundin von mir, studierte evangelische Theologin, hasst Halloween sogar, weil es vom Reformationstag ablenkt. Heuer ist dieser sogar ein bundesweiter Feiertag, weil sich Luthers aufrührerischer (für Katholiken: ketzerischer) Akt zum fünfhundertsten Mal jährt. Davon haben wir alle etwas, vor allem aber die Kinos profitieren davon, dass es quasi ein Wochenende nach dem Wochenende gibt.
Passend zu Halloween wollten Mark G. und ich am Sonntagabend endlich Es anschauen. Die Schlangen an den Kassen waren endlos! Leider war auch nur die Hälfte der Kassen besetzt, was irgendwie erstaunlich war, denn man hätte ja mit dem Ansturm rechnen können. Auch an den Theken gab es sehr lange Wartezeiten. Während wir warteten (knapp zwanzig Minuten!) hat Mark G. mir von seiner Kinozeit erzählt und dass er in 20 Minuten 800 Leute abgefertigt hat, was in erster Linie daran lag, dass es keine fest gebuchten Plätze gab. Damals suchten sich die Menschen ihre Sitze erst im Kino aus, heute passiert das an der Kasse – und dadurch dauern alles eben entsprechend länger. Deshalb schafft ein Kassierer heute vielleicht 80 Leute in derselben Zeit. Ach ja, die moderne Technik macht unser Leben ja so viel effizienter …
Es
Der kleine Georgie (Jackson Robert Scott) lässt im Herbst 1988 sein Papierboot im Rinnstein schwimmen, das dabei jedoch in den Gulli fällt. Dort entdeckt er zu seiner Überraschung den Clown Pennywise (Bill Skarsgard), der ihn zu sich lockt. Georgie verschwindet, wie so viele Kinder in Derry, spurlos. Im darauffolgenden Sommer gehen sein älterer Bruder Bill (Jaeden Lieberher) und seine Freunde (Jeremy Ray Taylor, Sophia Lillis, Finn Wolfhard, Chosen Jacobs, Jack Dillon Grazer und Wyatt Olef) dem Phänomen auf den Grund und entdecken, dass ein Monster sein Unwesen in der Stadt treibt …
Der Anfang des Films ist großartig, voller spannender und gruseliger Momente, atmosphärisch dicht und vielschichtig erzählt. In wenigen Szenen erfährt man eine Menge über die beiden Brüder Georgie und Bill und ihre Welt, in die so plötzlich das Grauen einbricht. Nach diesem perfekten Einstieg, kommt die Geschichte jedoch erst einmal ins Stocken.
Passte das nasskalte Herbstwetter noch perfekt zur bedrohlichen Grundstimmung des Films, verlagert sich die Handlung nun in den Sommer. Zudem müssen sechs weitere Hauptfiguren mit ihren individuellen Problemen vorgestellt werden, und das dauert natürlich. Auch erinnert das Setting stark an Stand By Me und die Serie Stranger Things (Finn Wolfhard spielt irritierenderweise auch dort mit), was ebenfalls dazu führt, dass man eine ganze Weile braucht, bis man mit der Geschichte, die nun nicht gerade wahnsinnig originell ist, warm geworden ist.
Jeder Jugendliche macht auf seine Art Bekanntschaft mit dem Bösen in Form seiner größten Ängste, und auch wenn der Zuschauer das schon lange durchschaut hat, brauchen die Helden etwas länger für diese Erkenntnis. Immerhin sorgt Regisseur Andy Muschietti in regelmäßigen Abständen dafür, dass man sich ordentlich erschreckt. Diese Szenen sind spannend und effektiv inszeniert, stellenweise aber auch ziemlich blutig.
Es geht in der Story aber nicht nur um die Jagd auf das ultimative Böse, das die Kleinstadt seit ihrer Gründung in regelmäßigen Abständen heimsucht, sondern auch um den Kampf gegen den sadistischen Henry (Nicholas Hamilton) und seine Clique, die die Jüngeren drangsalieren und quälen. Es sind Konflikte, die jeder aus seiner eigenen Schulzeit kennt, und die Helden lernen auf diese Weise, dass sie gemeinsam stärker sind als ihre Peiniger, was ihnen später im Kampf gegen Pennywise nutzt. Gewiss, die Botschaft wird etwas plakativ vermittelt, verfehlt ihre Wirkung aber nicht. Schade ist nur, dass die Geschichte um Henry etwas lieblos zu Ende erzählt wird. Aber im Gegensatz zu Stephen Kings Roman hat der Film auch nicht alle Zeit der Welt …
Bis zum spannenden und erneut recht blutigen Finale funktioniert der Film wie ein Uhrwerk, was ihn zwar etwas formelhaft macht, was durch die tollen Darsteller und die gelungene Regie aber wettgemacht wird. Zum Schluss gibt es sogar einen kleinen Ausblick auf das Sequel in zwei Jahren, wenn der zweite Teil von Kings Roman verfilmt wird, der dann in der Gegenwart spielen wird.
Wer einen guten Horrorfilm mag, dabei aber nicht vor Blut und Gewalt zurückschreckt und gerne in nostalgischen Gefühlen schwelgt, ist bei Es auf jeden Fall gut aufgehoben.
Note: 2-