Als ich am Freitagmorgen aufwachte, prasselte der Regen gegen die Fensterscheiben. Ein weiterer sonniger Tag in Sizilien? Wohl eher nicht. Und was sollte nun aus unserem geplanten Ausflug auf die Eolischen Inseln werden?
Beim Frühstück haben wir dann erst einmal den Wetterbericht gelesen, und der klang recht optimistisch. Also machten wir uns kurz nach acht Uhr auf den Weg – was eigentlich schon zu spät war. Um neun Uhr sollte eine Fähre von Milazzo aus in See stechen, und wir mussten uns im strömenden Regen noch durch den Berufsverkehr kämpfen, zum Hafen fahren, einen Parkplatz und danach das Unternehmen finden, das Mini-Kreuzfahrten anbietet.
Nach schier endloser Suche entdeckten wir endlich einen Parkplatz, auf dem man problemlos den ganzen Tag stehen bleiben darf, und hetzten dann zum Hafen. Zum Glück gibt es dort eine Menge Anbieter für besagte Tagesausflüge, weshalb wir innerhalb kürzester Zeit fündig wurden. Zwei Minuten vor neun buchten wir die Tickets und rannten dann zum Landesteg, wo gerade zwei Reisebusse ihre Passagiere entluden, die allesamt mit auf die Reise gehen wollten. Haben wir denn immer noch nichts über die italienische Pünktlichkeit gelernt?
Inzwischen hatte es schon aufgehört zu regnen, und als wir den Hafen verließen und einen Blick zurück auf Kastell und Altstadt warfen, tauchte auch die Sonne hinter den dunkelgrauen Wolken auf. Die See war sehr ruhig an diesem Tag, dennoch schaukelte unser Boot ganz schön, was bei allen Passieren, die wie besoffen umhertorkelten, für Belustigung sorgte. Immerhin wurde keiner seekrank.
Zunächst steuerten wir Vulcano an, die Insel, die Sizilien am nächsten liegt, um ein paar pittoreske Felsen und Höhlen im sanften Morgenlicht zu bewundern, die klangvolle Name wie „Löwenkopf“ oder „Pegasus-Höhle“ tragen, weil man in ihnen einen Raubtierkopf oder ein geflügeltes Pferd erkennen soll, was mir nicht gelungen ist. Für mich sahen sie einfach nur nach ein paar Felsen aus, dabei dachte ich immer, ich wäre ein fantasievoller Mensch. Zudem ranken sich zahlreiche Sagen um diesen Teil der Inselgruppe: Hier soll angeblich Äolus Odysseus empfangen haben. Aber auch ohne diesen mythologischen Unterbau sehen die Küstenabschnitte schön aus.
Unser erster Landausflug fand auf Lipari statt, der größten der „sieben Perlen“. Wir haben zusätzlich noch eine einstündige Busreise gebucht, um die Insel etwas besser kennenzulernen, und dabei ihre entzückendsten Seiten gesehen. Danach war noch Zeit für ein bisschen Sightseeing und ein Granita. Bei inzwischen über dreißig Grad war das auch bitter nötig …
Den Nachmittag verbrachten wir dann auf Vulcano. Schon bei unserer Ankunft mischte sich unter die salzige Seeluft und die Abgasschwaden des Schiffs ein schwacher, aber unverkennbarer Schwefelgeruch, der uns daran erinnerte, dass die Inseln allesamt vulkanischen Ursprungs sind. Der Vulkan von Vulcano, der ununterbrochen vor sich hinpupste … äh dampfte, ist sogar höchst überfällig, was ich aber erst erfahren habe, als ich ihn schon betreten hatte. Zum Krater hochgelaufen sind wir allerdings nicht – man muss sich ja nicht in noch größere Gefahr begeben als unbedingt notwendig. Außerdem schien das eine zu schweißtreibende Angelegenheit zu sein für einen so heißen Tag.
Was mich am meisten erstaunt hat, war das rege touristische Treiben. Auf Lipari wurde man fast totgetreten von all den Reisenden, und auch auf Vulcano herrschte trotz Nachsaison noch jede Menge Rummel. Dabei besitzt die Insel nicht einmal eine eigene Trinkwasserversorgung! Das kostbare Nass muss bei Regen gesammelt oder vom Festland in Tankschiffen angeliefert werden, was das Leben hier etwas schwierig macht.
Man kann die Leute dennoch gut verstehen: Die Landschaft ist traumhaft schön, verfügt über tolle Strände (sie sind schwarz und der Sand kitzelt, wenn man ihn überquert), das Wasser ist glasklar und von einem unglaublichen Kobaltblau. Ein Paradies. Nur eben eines, das von chaotischen Italienern betrieben wird und das man sich mit Tausenden Urlaubern aus ganz Europa teilen muss. Schlammbaden kann man auf Vulkan übrigens auch, was gut für die Haut sein soll, die Menschen aber aussehen lässt wie Wasserleichen, weil der Schlamm sehr hell und kalkartig ist. Da wir keine Badehosen dabei hatten, mussten wir auf diese Erfahrung leider verzichten, aber dafür sind wir ein bisschen durchs flache Wasser gewatet.
Viel zu schnell ging dieser nahezu perfekte Urlaubstag zu Ende. Den Samstag verbrachten wir gemütlich im Hotel, und am Sonntag ging es bereits im Morgengrauen zum Flughafen. Nach drei Wochen Kultururlaub sind wir ziemlich ermattet (muss wohl am vielen Barock liegen), aber auch ganz glücklich, denn Sizilien hat sich als genauso schön und bereichernd herausgestellt wie erwartet. Das Wetter war größtenteils sonnig und heiß, die Menschen unglaublich nett und sowohl die herkömmliche wie die Kulturlandschaft suchen ihresgleichen. Sizilien ist definitiv eine Reise wert!