Montag war unser Ruhetag, und den hatten wir nach den langen Exkursionen der letzten Tage auch wohlverdient. Nach dem Frühstück ließ ich mir den Schlüssel zum Strand geben, denn unser Hotel verfügt über einen kleinen, privaten Kiesstrand. Der Blick auf die Bucht von Castellammare del Golfo ist recht hübsch, das Wasser glasklar, aber vermutlich viel zu kühl zum Baden. Selbst das Wasser in unserem Pool ist zu kalt, um ein paar Runden zu drehen, und am Montag sank das Thermometer plötzlich auf 22 Grad. Ja, ich weiß, verglichen mit Deutschland ist das noch paradiesisch …
Gegen Mittag brach dann das angekündigte Gewitter los. Der Regen prasselte auf das Dach und verwandelte die Terrasse vor dem Hotelzimmer innerhalb kurzer Zeit in unseren eigenen Privatpool. Nach zwei Stunden war die Sintflut dann zum Glück wieder vorbei, und die Sonne kam zögernd heraus. Als wir am Abend in den Hafen gingen, sollte es laut Wetter-App nur teilweise bewölkt sein. Kaum waren wir jedoch angekommen, fing es wieder zu regnen an …
Zum Glück durften wir schon ins Restaurant, obwohl erst zehn Minuten später geöffnet wurde. Das Essen war sehr lecker, ich hatte die besten Miesmuscheln aller Zeiten als Vorspeise, gefolgt von Bugiate, frischer, gelockter Pasta, mit Kalamar, Sardellen und Kapern. So viel Fisch wie in den letzten Wochen habe ich schon lange nicht mehr gegessen. Mark G. hatte sich Spaghetti Carbonara bestellt, die mit so viel Sahnesauce und Käse serviert wurden, dass selbst er seine Portion nicht geschafft hat. Der einzige Nachteil des Restaurants war, dass man unweigerlich selbst auf der Speisekarte landete. Während des Essens wurde ich ein paarmal von Mücken gestochen …
Am Dienstag gingen wir noch einmal Trümmer gucken. Nur eine halbe Autostunde von unserem Hotel entfernt liegt der Tempel von Segesta, der zu den schönsten auf Sizilien gehört, aber relativ alleine dasteht. Dass er all die Jahrhunderte überdauert hat, liegt nicht nur an seiner abseitigen Lage, sondern auch daran, dass er niemals vollendet wurde. Die diversen Eroberer hatten wohl keine Lust, etwas zu zerstören, was ohnehin nicht fertig war, und wer will sich schon die Mühe machen, die Steine eines Tempels über zig Kilometer zur nächsten Stadt zu schleppen, wenn es genügend antike Orte als Steinbrüche in der Nähe gibt?
Unser Reiseführer riet uns, früh beim Tempel aufzutauchen, bevor die Touristenmassen einfallen würden. Das haben wir nicht ganz geschafft, und als wir um halb elf endlich vor Ort waren, standen bereits neun (!) Busse auf dem Parkplatz. Apropos parken: Natürlich war der riesige Platz neben dem Eingang zum Gelände gesperrt, damit wir alle den weiter entfernten Parkplatz aufsuchen mussten, wo das Ticket inklusive Transferbus fünf Euro kostete. Hinzu kamen dann der eigentliche Eintritt und noch eine weitere Gebühr für einen zweiten Shuttlebus, der vom Tempel zum Theater fuhr. Natürlich hätten wir auch dorthin laufen können, aber es ging zwölfhundert Meter steil bergauf und es war wieder einmal verdammt heiß…
Für die Besichtigung von zwei antiken Gebäuden sicherlich ein stolzer Preis, aber es hat sich gelohnt. Der Tempel schmiegt sich pittoresk in die wunderschöne Landschaft, und auch das Theater hat einen großartigen Blick ins Tal, auf die Berge und das weit entfernte Meer. Dass sich eine Autobahn mittendurch schlängeln würde, konnten die griechischen Baumeister vor zweieinhalbtausend Jahren schließlich nicht ahnen. Sehenswert sind auch die übrigen Reste der einst stolzen Stadt, die einmal recht hübsch gewesen sein muss. Die Schautafeln vermitteln eine gute Übersicht über den aktuellen Stand der Forschung und die Entwicklung des Ortes von der Antike über die arabische und normannische Zeit. Am frühen Nachmittag ging es dann wieder zurück ins Hotel.
Das Gute am Internet ist ja, dass man alles und jeden bewerten kann. Bei Restaurants macht das durchaus Sinn, weil man sich auf diese Weise nicht allein auf den äußeren Eindruck und seine Nase verlassen muss. Seit wir hier sind, haben wir eigentlich immer gut gegessen – bis auf Dienstagabend. Leider hatte das von uns vorab ausgewählte Lokal geschlossen, weshalb wir auf ein Etablissement in der Nachbarschaft ausgewichen sind, das ganz nett aussah. Leider war das Essen dann lediglich durchschnittlich, die Plätze unbequem, und es dauerte ewig, bis unsere Bestellung kam. Immerhin war es noch so warm, dass man draußen sitzen konnte, das dürfte nächste Woche wohl nicht mehr der Fall sein …