Vergangenes Wochenende hatte ich Besuch von einer alten Freundin. Wir haben uns lange nicht gesehen und entsprechend gab es eine Menge zu erzählen, darüber hinaus haben wir ein wenig die Stadt unsicher gemacht und sind erst spät ins Bett gekommen. Es war ein schönes Wochenende, aber auch so vollgepackt mit Aktivitäten, dass ich leider nicht dazu gekommen bin, eine Kolumne einzustellen …
Passend zum Stichwort „alte Freude“ gibt es heute die Kritik zu einem Film, den ich vergangene Woche im Fernsehen angeschaut habe. Dass ich auf ihn aufmerksam geworden bin, war reiner Zufall, da ich so gut wie nie durchs Programm zappe – vielleicht war es aber auch so etwas wie Schicksal, denn ein paar Wochen zuvor musste ich an die Geschichte denken.
Für immer Adaline
Adaline Bowman (Blake Lively) verunglückt in den Dreißigerjahren mit dem Auto, und durch eine Verkettung unglücklicher Zufälle führt dieser Unfall dazu, dass sie seither nicht mehr altert. Zwanzig Jahre später werden die Behörden auf sie aufmerksam und wollen sie eingehender Untersuchungen unterziehen, doch Adaline flieht und wechselt fortan alle zehn Jahre ihren Namen und ihren Wohnort. Eines Tages lernt sie den Millionär und Philanthropen Ellis Jones (Michiel Huisman) kennen und verliebt sich in ihn, doch eine ernsthafte Beziehung kann und darf sie eigentlich nicht zulassen …
Forever Young war ein Hit der Achtzigerjahre, und wer träumt nicht hin und wieder davon, sein jugendliches Aussehen und seine Fitness zu bewahren, besonders wenn einen mal wieder das eine oder andere Zipperlein plagt? Adaline befindet sich daher in einer beneidenswerten Situation, die sich erst bei näherer Betrachtung als wenig erstrebenswert herausstellt. Zum einen erregt sie mit der Zeit nicht nur den Neid ihres Umfelds, sondern provoziert auch die eine oder andere neugierige Frage, wie sie sich so gut gehalten hat. Zum anderen muss sie mit ansehen, wie alle Menschen, die sie liebt, langsam altern und sterben. Ihre Tochter (Ellen Burstyn) ist inzwischen eine alte Frau, ihre Freunde von einst lange tot; Adaline führt ein einsames Leben.
Regisseur Lee Toland Krieger erzählt die Geschichte in einem sehr gemächlichen Tempo, das eher an alte Romanzen erinnert, wozu auch die satten, in gedämpften Farben gehaltenen Bilder passen. Es ist schließlich eine schicksalhafte Liebesgeschichte mit märchenhaften Zügen, die uns die Drehbuchautoren J. Mills Goodloe und Salvador Paskowitz präsentieren: Adaline erinnert entfernt an Dornröschen, die erst ihrer wahren Liebe begegnen muss, bevor ihr Leben weitergehen kann. Zum Glück versteht sie es, die Wartezeit gut zu nutzen, sie arbeitet, legt ihr Geld klug in Aktien an und spricht verschiedene Sprachen; Zeit genug zum Lernen hat sie ja.
So schön die Grundidee ist und so hübsch sie in Szene gesetzt wird, mangelt es dem Film doch leider auch an Substanz, und auch wenn sie einem recht sympathisch sind, sind die Figuren die reinsten Stereotype. Mit Adalines Geheimnis gibt es zwar einen Konflikt, doch der kommt erst spät zum Tragen, wenn sie einem Menschen aus ihrer Vergangenheit trifft, der sie wiedererkennt. Darüber hinaus passiert herzlich wenig in den knapp zwei Stunden, obwohl es durchaus die eine oder andere Möglichkeit gegeben hätte, der Geschichte etwas Spannung zu verleihen.
Doch die Autoren wollten eine reine Liebesgeschichte erzählen, und die ist ihnen trotz etlicher Schwächen auch ganz gut gelungen. Das liegt neben der soliden Regie vor allem an der Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern, die das Beste aus der etwas dünnen Vorlage herausgeholt haben.
Note: 3-