Utah’s Little Hollywood

Die Rancherin, die sich um die Wave-Lotterie kümmert, ist eine richtige Frohnatur. Ich weiß nicht, wie sie es schafft, so früh schon munter und gutgelaunt zu sein, wahrscheinlich streichelt sie gleich nach dem Aufstehen Rehkitze oder Babybären. Leider haben wir wieder nichts gewonnen, aber es waren auch neunzig Leute dort, die sich um die zehn Plätze beworben haben, darunter sehr viele Chinesen. In ein paar Jahren, wenn noch mehr Asiaten kommen, dürfte es wohl noch schwieriger werden.

Dafür haben wir unsere Tour zu einigen der schönsten Punkte des Parks gebucht, nachdem wir eine Erlaubnis für South Coyote Buttes ergattert hatten (was nicht so schwer war, da sich nur neun Leute für die ebenfalls zehn Plätze beworben hatten).

SAM_5300Morgen wird also ein anstrengender Tag, weshalb wir uns entschlossen, es heute ruhiger angehen zu lassen. Auf dem Programm stand nur ein Spaziergang durch Kanab, das seinen eigenen Walk of Fame hat: Utah’s Little Hollywood. Auf Hinweistafeln wird hier an Schauspieler, Regisseure und Produzenten erinnert, die in und um Kanab Filme (Western) gedreht haben. Von den meisten hatte ich noch nie gehört…

Zeit also für eine Filmkritik:

Hitchcock

Alfred Hitchcock (Anthony Hopkins) ist auf der Suche nach einem neuen Filmstoff und stößt dabei auf das auf wahren Begebenheiten beruhende Buch „Psycho“. Weil dem Studio die Details zu bizarr und die Geschichte zu grausam ist, beschließt Hitchcock, den Film auf eigene Rechnung zu produzieren und beleiht sogar sein Haus. Seine Frau Alma (Helen Mirren) ist entsetzt, glaubt aber an sein Genie und unterstützt ihn wie schon bei seinen früheren Filmen, indem sie am Buch mitarbeitet und sogar Regie führt, als der Meister erkrankt. Hitchcocks Schwäche für seine blonden Hauptdarstellerinnen und Almas allzu enge Beziehung zu Whitfield Cook (Danny Houston) sorgen jedoch für eine handfeste Ehekrise, und auch bei den Dreharbeiten läuft nicht alles nach Plan…

Manchmal ist die Entstehungsgeschichte eines Films, noch dazu die eines großen Klassikers, ebenso interessant wie dieser selbst. Um den Master of Suspense und seine Schwäche für Blondinen wusste man ja schon immer, aber welche Rolle seine Frau Alma in seinem Leben gespielt hat, war wohl nur Insidern bekannt. Hopkins ist ein großartiger Hitchcock, was aber weniger an der Maske liegt (die ihn dem Meister nicht unbedingt ähnlicher sehen lässt), sondern an seiner Schauspielkunst und dem herrlichen Akzent. Helen Mirren ist ihm aber mindestens ebenbürtig, was den Schlagabtausch zwischen den beiden ungeheuer faszinierend und amüsant macht. Entsprechend sind diese Szenen einer Hollywoodehe die besten des Films.

Leider will das Buch zu viel und verliert sich in den diversen Handlungssträngen, ohne das Potential der jeweiligen Episoden voll auszuschöpfen. Das Ganze bleibt eher anekdotenhaft, dank der guten bis sehr guten Leistungen von Jessica Biel, Scarlett Johansson und James D’Arcy aber dennoch sehr unterhaltsam.

Note: 3+

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Mark G. & Pi Jay in La-La-Land 2013 von Pi Jay. Setze ein Lesezeichen zum Permalink.

Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.