Es gibt Filme, bei denen bleibt man, wenn sie im Fernsehen laufen, immer hängen. Das Fünfte Element ist einer dieser Filme, in die ich gerne einmal reinschaue und mich an den verrückten Einfällen und aberwitzigen Details erfreue. Komplett gesehen habe ich ihn höchstens zweimal, dennoch fühlt es sich so an, als wären es zwei Dutzend Male …
Vergangenes Wochenende startete Luc Bessons neuester Science Fiction, der ein würdiger Nachfolger seines Kultfilms aus den Neunzigern zu sein scheint. Der Trailer versprach zumindest, dass alles noch bunter, quirliger und aufregender werden würde – und ich hab ihn mir gleich am Starttag angesehen, weil ich wissen wollte, ob das stimmt.
Valerian – Die Stadt der tausend Planeten
Ein neuer Auftrag führt die beiden intergalaktischen Agenten Valerian (Dane DeHaan) und Laureline (Cara Delevingne) zum virtuellen Großen Markt, wo sie das letzte lebende Exemplar eines Transmutators zurückholen sollen, das kürzlich gestohlen wurde. Dieses exotische Wesen vermag alles, was es verschluckt, zu multiplizieren, und ist daher besonders wertvoll. Erfolgreich kehren die beiden nach Alpha, einer gigantischen Raumstation, zurück, werden aber sofort auf eine neue Mission geschickt: Mitten in Alpha scheint sich ein gefährlicher Feind angesiedelt zu haben, den sie eliminieren sollen, doch alle Teams, die mit demselben Auftrag betraut waren, sind nicht zurückgekehrt …
Am Anfang war das Alpha: In einer sehr schönen Titelsequenz erzählt uns Regisseur und Drehbuchautor Luc Besson, wie die Raumstation im Orbit der Erde immer weiter wächst, je mehr irdische und außerirdische Nationen in den Weltraum vorstoßen und andocken, bis Alpha schließlich ein Konglomerat unzähliger Module ist, bevölkert von vielen Millionen Menschen und Aliens, das inzwischen durch das Weltall driftet, weil seine Masse sonst zur Gefahr für die Erde geworden wäre. Die Stadt der tausend Planeten. Es ist ein wunderbares Bild für das friedliche Miteinander im Universum, eine kühne Idee, die in der Umsetzung, wie man bald erfahren wird, nicht immer so perfekt ist.
Nach der Eröffnungsszene entführt uns Besson auf den exotischen Planeten Mül, dessen Bewohner in riesigen Muscheln leben und Perlen sammeln. Eines Tages ereignet sich jedoch eine Katastrophe, als riesige Raumschiffe vom Himmel stürzen und den Planeten zerstören. Spätestens zu diesem Zeitpunkt ist man schon schwer beeindruckt vom Fantasie- und Detailreichtum der Schöpfer dieses Universums. Es gibt später noch etliche weitere Sequenzen, die uns beim Zuschauen das Staunen lehren, bewegte Wimmelbilder voller skurriler Aliens, Überraschungen und unerwarteter Einfälle, und es fällt leicht, sich in diesem bunten, quirligen Universum zu verlieren, ein bisschen wie ein Kind in einem riesigen, übervollen Spielzeugladen.
Auch Besson selbst scheint sich ein bisschen zu sehr verloren zu haben, denn so liebevoll er seine galaktischen Welten auch mit Leben füllt, mangelt es der Geschichte doch ein bisschen an Inhalten. Die erste Hälfte ist eine Aneinanderreihung von Episoden, die sich zwar später als Teil einer Story entpuppen, nach der man aber lange suchen muss und die sich am Ende als nur mäßig interessant herausstellt. Zu diesem Eindruck trägt auch der ein bisschen enttäuschende Showdown bei, der weit weniger spektakulär ist als alles, was man zuvor gesehen hat. Wer ein episches Abenteuer erwartet hat, dürfte ein wenig enttäuscht sein, das Ganze erinnert mehr an James Bond im Weltraum.
Das zweite große Manko des Films sind ausgerechnet seine beiden Hauptfiguren. Weder Valerian noch Laureline wirken sonderlich sympathisch, was vor allem an den beiden eher unterkühlt spielenden Akteuren liegt. Dane DeHaan bemüht sich wenigstens um ein draufgängerisches Lausbubenimage, nur nimmt man ihm das nicht wirklich ab. Die beiden wirken eher wie ein Musterschüler mit seiner Gouvernante als wie ein Liebespaar. Dass sie neben ihren Abenteuern auch noch ihren Beziehungsstatus klären müssen, gehört zu den schlechtesten Einfällen Bessons, denn diese Szenen sind schlecht geschrieben und erinnern eher an eine Telenovela.
Zum Glück gibt es wenigstens einige bemerkenswerte Aliens: Die von Rhianna überraschend gut gespielte Gestaltwandlerin Bubble zum Beispiel oder die drei Naseweise, die wie eine Kreuzung aus Ente und Fledermaus aussehen und für den leider reichlich verkümmerten Humor in der Handlung sorgen. Allein ihretwegen und wegen einer köstlichen Szene mit einigen gefräßigen, an das Faultier Sid in Ice Age erinnernden Außerirdischen lohnt sich allerdings schon der Besuch im Kino. Insgesamt fehlt leider der Anarcho-Charme, der Das Fünfte Element seinerzeit zu einem Hit gemacht hat.
Es ist vielleicht nicht der erhoffte große Wurf von Luc Besson, aber insgesamt doch ein guter Film, dessen einzelne Teil und Detailreichtum besser sind als die eigentliche Geschichte.
Note: 2-