Man sollte auf sein Bauchgefühl hören. Meistens reicht es, den Trailer zu sehen, um zu wissen, ob der Film etwas taugt oder zumindest ob man Lust hat, ihn zu sehen, manchmal braucht es nicht einmal das. Eine weitere King Kong-Verfilmung ist nun wirklich das Letzte, was die Welt gebraucht hat, aber die Studios sind nun einmal ganz versessen auf Franchises und Serien und Cross overs, so dass sie selbst die abgedroschensten Stoffe wieder hervorkramen. Vorhang auf für den zweiten Teil einer neuen Monster-Reihe.
Kong: Skull Island
Ein amerikanischer und ein japanischer Pilot stürzen 1944 auf einer entlegenen Insel im Pazifik ab und setzen auch in dieser Situation noch ihren erbitterten Kampf fort – bis ihnen plötzlich ein Riesenaffe begegnet. Knapp dreißig Jahre später startet Bill Randa (John Goodman) von Monarch, einer Organisation, die Beweise für die Existenz noch lebender prähistorischer Wesen sucht, eine Expedition auf diese Insel. Begleitet wird er von einigen Militärs unter dem Kommando von Packard (Samuel L. Jackson), einem britischen Abenteurer (Tom Hiddleston) sowie einer Kriegsfotografin (Brie Larson). Schon mit ihrer ersten Untersuchung, die eine Reihe von Explosionen auslöst, scheuchen sie King Kong auf, der ihre Hubschrauber angreift. Von da an sinnt Packard auf Rache …
Seit seiner Geburt 1933 erfreut sich King Kong außerordentlicher Beliebtheit und spielte bereits in neun Filmen mit, von denen jedoch keiner so gut war wie der erste. Wer übrigens glaubt, dass die Sequelmania eine Begleiterscheinung des zeitgenössischen Kinos ist, ist vielleicht überrascht zu erfahren, dass schon das Original King Kong und die weiße Frau zwei Fortsetzungen hatte: King Kongs Sohn aus demselben Jahr und Panik um King Kong von 1949.
Interessanterweise wird Edgar Wallace als Autor des Originaldrehbuchs genannt, was so jedoch nicht stimmt. Es gibt widersprüchliche Angaben dazu, nach denen er entweder gar nichts oder lediglich eine erste Fassung schrieb, mit der der Produzent nicht zufrieden war. Das eigentliche Drehbuch stammt von Ruth Rose. Auch damals hat Hollywood schon gerne auf bekannte Vorlagen zurückgegriffen, doch dem Stoff liegt ausnahmsweise eine Originalidee zugrunde, die jedoch auch zu einem Roman umgewandelt wurde, der dann vor Filmstart erschien.
Aber zurück zur jüngsten Verfilmung, die zu einem neuen Monster-Franchise gehört, das sich klar am japanischen Kaijū-Genre orientiert, das 2014 mit Godzilla seinen Anfang nahm und sich auch ein wenig an Arthur Conan Doyles The Lost World von 1912 orientiert. Godzilla tauchte übrigens bereits in über dreißig Filmen auf und besitzt seinen eigenen Stern in Hollywood, da dürfte sich King Kong vor Neid die Brusthaare ausreißen. Auch in dem Film von Gareth Edwards spielte Monarch eine Rolle, so dass man davon ausgehen kann, dass die Abenteuer der Organisation den roten Faden in allen Filmen bilden. Auch die Szene nach dem Abspann von Kong: Skull Island deutet darauf hin.
Verglichen mit Godzilla, der in der Gegenwart spielte, ist dieser Film ein Prequel. Beiden gemeinsam ist, dass die titelgebenden Monster keinesfalls böse sind, sondern zum Retter der Menschen avancieren, die zum Opfer böser Monster zu werden drohen. Angesichts der ungeheuren Kräfte der Natur, die solche Wesen hervorgebracht hat, ist der Mensch mitsamt seiner ganzen Technologie, auf die er so stolz ist, ein hilfloses Nichts. Mehr Demut vor der Natur wagen, könnte man das Motto der Filmreihe nennen.
Doch der Mensch, die selbst ernannte Krone der Schöpfung, verzichtet nur ungern auf seinen Anspruch auf Überlegenheit, und seine gewalttätige Ader entspringt letzten Endes ja ebenfalls seiner triebhaften, animalischen Natur und dem evolutionären Kampf ums Überleben. Und natürlich sind es vor allem die militärischen Alphatiere, die sich mit allen Mitteln zur Wehr setzen und nicht an die Friedfertigkeit des Riesenaffen glauben. Inhaltlich erzählt der Film also haargenau dasselbe, was uns bereits Godzilla präsentiert hat.
Samuel L. Jackson gibt sich dabei so unbarmherzig wie Kapitän Ahab auf der Jagd nach Moby Dick, und dass er den Krieg in Vietnam nicht als verloren ansieht, ist bezeichnend. Wie alle Figuren im Film ist auch er eine reine Abziehfigur, ein papierener Charakter. Daneben gibt es noch die blonde Frau, den skurrilen Wissenschaftler und den Abenteurer, lauter Archetypen, aber keine echten Menschen. Dass selbst die drei Autoren keinerlei Interesse an ihren Figuren haben, erkennt man wunderbar in einer Szene, in der einer der Mitreisenden fragt, warum niemand über den brutalen Tod eines ihrer Kameraden reden will. Da heißt es dann sinngemäß: Er ist weg, mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
Die Menschen sind also nur bessere Statisten, und genauso spielen sie auch. Selbst Samuel L. Jackson bleibt in seinem blindwütigen Hass ziemlich eindimensional, und der einzige, der Herz zeigt und dem man sich als Zuschauer verbunden fühlen kann, ist John C. Reilly als überlebender Weltkriegs-Veteran. Ohne ihn wäre der Film eine lange und langweilige Warterei auf sein vorhersehbares Ende.
Immerhin muss man dem Showdown zwischen Kong und dem Echsenmonster zugutehalten, dass er richtig gut aussieht und sich sogar spannend vollzieht. Alles andere wurde von Regisseur Jordan Vogt-Roberts auf seine reinen Showwerte reduziert und zeugt überdies von einer lähmenden Humorlosigkeit. Hauptsache cool, lautete wohl seine Devise, aber cool allein ist leider viel zu wenig.
Note: 4