King Arthur: Legend of the Sword

Guy Ritchie hat meiner Meinung nach nur einen guten Film gemacht, und das war Bube Dame König grAS und ist eine ganze Weile her. 1998 war seine Art, eine Geschichte zu erzählen, frech, innovativ und witzig – und mit den eingebauten Zeitlupenmomenten sogar richtig cool. Zusammen mit Tarantino hat er dem Gangsterfilm eine Frischzellenkur verpasst und das Genre fit fürs neue Jahrtausend gemacht.

Snatch – Schweine und Diamanten war im Grunde eine Wiederholung desselben Schemas, was grundsätzlich nicht verwerflich ist, mir jedoch kein bisschen gefallen hat. Über Stürmische Liebe – Swept away, dem seltsamen Nebenprodukt seiner noch seltsameren Ehe mit Madonna, verlieren wir besser kein Wort. Diese Jahre müssen für Ritchie wohl verstörend gewesen sein, denn als nächstes kam der fast nicht anschaubare und völlig wirre Revolver.

Mit Sherlock Holmes kam dann die Neuerfindung als Blockbusterlieferant. Oder wie ich es gerne nenne: ein Mätzchen-Film. Darunter verstehe ich Produktionen, in denen die Schauwerte wichtiger sind als die Inhalte, die Dialoge gerne aus Kalauern bestehen und die ansonsten vor allem jahrmarktschreierische Qualitäten aufweisen. Auch diese Filme haben eine Existenzberechtigung, schließlich machen sie oft genug ordentlich Kasse und bedienen vorzugsweise ein jugendliches Publikum. Es ist nur wirklich schade, wenn ein talentierter Regisseur nichts anderes mehr macht – oder machen darf.

Seit fast vier Wochen läuft nun der neueste Film von Guy Ritchie, und an einem launigen Sommerabend habe ich ihn mir angesehen.

King Arthur: Legend of the Sword

Der böse Zauberer Mordred (Rob Knighton) bedroht England, doch König Uther (Eric Bana) kann ihn dank seines magischen Schwerts Excalibur besiegen. Doch dann wird er von seinem eigenen Bruder Vortigern (Jude Law) verraten und stirbt. Sein Sohn Arthur (Charlie Hunnam) entkommt und wächst in einem Londoner Bordell auf, ohne seine wahre Herkunft zu kennen – bis er eines Tages das Excalibur aus dem Stein zieht …

Die Legende von König Artus und seiner Tafelrunde gehört zu den bekanntesten europäischen Legenden und wurde schon unzählige Male in Büchern, Filmen und Serien zum Leben erweckt. Hier etwas wirklich Neues und Aufregendes zu kreieren, ist nahezu unmöglich, weshalb Guy Ritchie es erst gar nicht versucht. Wie schon bei seinen Sherlock Holmes-Filmen nimmt er keine Rücksicht auf erzählerische Traditionen, historischen Kontext oder Glaubwürdigkeit, sondern wirbelt respektlos und kalauernd einen altehrwürdigen Stoff durcheinander und haucht ihm auf diese Weise frischen Wind ein. Das wirkt zwar immer ein bisschen pubertär, ist aber durchaus effektiv und zudem temporeich in Szene gesetzt.

Wenn man sich den Trailer ansieht, weiß man, was man im Film vorgesetzt bekommt: ein großes, buntes, Action geladenes Abenteuer mit Rittern, Königen und Magiern. Die Bilder sind beeindruckend, auch wenn man sich in dem ganzen Getöse gelegentlich fragt, was Elefanten oder Kung Fu-Kämpfer in Großbritannien zu suchen haben oder wieso ein Provinzkaff wie Londinium wie das antike Rom aussieht. Aber dann explodiert wieder irgendwas (Ach, Schießpulver hatten sie auch schon?), und man hat diesen Gedanken schon wieder vergessen. Das Wichtigste an diesen Filmen ist der Schauwert, und hier kann Ritchie tatsächlich punkten. Dafür war die Produktion mit 175 Millionen Dollar schließlich teuer genug.

Leider bleibt der Film dennoch weltweit hinter den Erwartungen zurück. Dabei hat keiner etwas falsch gemacht, die Darsteller geben ihr Bestes (auch wenn Jude Law stellenweise ein bisschen gelangweilt wirkt), die Effekte können sich sehen lassen, und Guy Ritchie liefert gewohnt freche Dialoge und flotte Action. Okay, stellenweise ist die Kamera zu dicht dran am Geschehen, wird so schnell geschnitten, dass man den Überblick verliert, aber alles in allem ist der Film solide gemacht. Er wirkt vielleicht nicht frisch und originell, aber welcher Blockbuster ist das schon?

Wer Lust auf einen durchweg unterhaltsamen Abenteuerfilm hat, wird hier auf jeden Fall bestens bedient.

Note: 3

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.