Der erste Teil war eine angenehme Überraschung für mich. Als ich zum ersten Mal den Trailer sah, dachte ich nicht, dass mir der Film besonders gefallen würde, weil alles viel zu albern war – und dann noch ein Waschbär und ein Baum als handelnde Figuren? Den fertigen Film sah ich dann im Rahmen einer Tradeshow und war tatsächlich begeistert. Subversiver Humor, starke Charaktere und eine Geschichte, wie man sie sich für einen zünftigen Science Fiction wünscht, mit Raumschlachten, exotischen Planeten und seltsamen Aliens. Insgesamt ein großer Spaß und die bislang beste Marvel-Verfilmung. Aber kann die Fortsetzung damit mithalten?
Guardians of the Galaxy Vol 2
Die Guardians haben einen Auftrag angenommen und erledigen für eine goldene – und ziemlich eingebildete – Alienrasse ein Monster, das es auf ihre Batterien abgesehen hat. Dumm nur, dass Rocket (Stimme von Bradley Cooper) ein paar der begehrten Energiespeicher mitgehen lässt. Prompt ist die gesamte Flotte der Sovereigns hinter ihnen her. Rettung naht von unerwarteter Seite: Ego (Kurt Russell) hilft ihnen aus der Klemme – und entpuppt sich als Peters (Chris Pratt) quasi-göttlicher Vater …
Liegt es nur an mir oder könnte man wirklich meinen, dass die aufgeblasenen, selbst- und goldverliebten Sovereigns eine Anspielung auf Donald Trump sind? Wahrscheinlich nicht, doch so ganz sicher bin ich mir da nicht. Abgesehen vom Temperament und ihren Vorlieben haben sie noch etwas mit Agent Orange gemein: Sie scheitern ständig auf ganzer Linie. Viel wichtiger ist jedoch, dass sie als Gegenspieler viel zu harmlos und unbedarft wirken, um wirklich einen guten Bösewicht in der Geschichte abzugeben.
Zum Glück bleiben sie nicht die einzigen Bösen im Film, aber bis der eigentliche Feind sein wahres Gesicht zeigt, vergeht leider viel zu viel Zeit. Und das ist die größte Schwäche der Fortsetzung, die ansonsten alles richtig macht, sie trödelt herum, weshalb sich in der Mitte einige kleinere Längen einschleichen.
Im emotionalen Zentrum steht jedoch die Vater-Sohn-Beziehung von Peter und Ego, die für einen Film dieser Art sehr solide und am Ende sogar erstaunlich emotional erzählt wird und ein neues Licht auf den ersten Teil und Peters Beziehung zu Yondu (Michael Rooker) wirft. Darüber hinaus wird auch das Verhältnis von Peter zu Gamora (Zoe Saldana) weiter vorangetrieben, die jedoch durch den immer noch andauernden Zwist mit ihrer Schwester Nebula (Karen Gillan) abgelenkt ist. Auch die beiden Schwestern haben ein Problem mit ihrem Vater, aber das wissen wir bereits aus dem ersten Teil und das wird in einer Fortsetzung noch eine größere Rolle spielen.
Guardians of the Galaxy Vol 2 ist also im wahrsten Sinne des Wortes ein Familienfilm. Wenn man Probleme mit seinen Blutsverwandten hat, sie tot sind wie bei Drax (Dave Bautista) oder man wie Rocket aus einem Genlabor stammt, dann muss man sich seine Familie eben selbst auswählen. Und genau darum geht es, um Wahlverwandtschaften und Freundschaft. Das Retten des Universums verkommt dabei zur Nebensache.
Wie schon im ersten Teil gibt es eine Menge Humor, launige Dialoge mit sehr viel Frotzelei, einige Weltraumschlachten und einen netten Knalleffekt zum Ende hin. Ein paar seltsame Aliens tauchen ebenfalls auf, und wenn einer der Helden am Schluss das Zeitliche segnet, kommt sogar etwas Traurigkeit auf.
Gelungene, wenn auch nicht perfekte Fortsetzung des Überraschungshits.
Note: 2
Da ich am kommenden Samstag für eine Woche verreise und ausnahmsweise nicht darüber berichten werde, weil ich nichts unternehmen, sondern einfach nur mal faul am Strand liegen und jede Menge lesen will, war das der vorerst letzte Beitrag. Am 15. Mai geht’s an dieser Stelle weiter.