A United Kingdom

Morgen startet ein Film, den wir bereits vorab in Berlin sehen durften und von dem wir sehr angetan waren. Daher gibt es heute meine Kritik als besondere Empfehlung …

A United Kingdom

1947 lernt die junge Angestellte Ruth (Rosamund Pike) den afrikanischen Jurastudenten Seretse (David Oyelowo) kennen und verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Doch ihre Familie lehnt den junge Mann wegen seiner Hautfarbe ab, woraufhin Ruth mit ihnen bricht. Als Seretse ihr eröffnet, dass er der Erbe eines Königs ist und bald nach Botswana zurückkehren muss, um dort den Thron zu besteigen, beginnt eine schwere Zeit für das Paar, denn sowohl sein Onkel, der das Land noch regiert, als auch die britische Regierung, die es sich als Protektorat einverleibt hat, lehnen Seretses Ehe mit einer Weißen ab.

Ruth und Seretse sind ein wenig wie die Königskinder aus dem Lied, die nicht zueinanderfinden können, doch keine natürlichen Hindernisse stehen ihnen im Weg, sondern der Rassenhass der ganzen Welt, der selbst heute noch lange nicht überwunden ist und sich damals vor allem in der Apartheid-Politik Südafrikas manifestiert hat. Dass die beiden allen Widrigkeiten zum Trotz an ihrer Liebe festgehalten und sie verteidigt haben, ist eine bemerkenswerte und rührende Geschichte.

Rosamund Pike spielt die junge Ruth voller Erstaunen über die seltsamen Wendungen ihres Lebens, das sie aus einem kleinbürgerlichen Leben in den afrikanischen Busch führt – und in die leeren Gänge und pompösen Hallen, in denen ein Weltreich seine Kolonien verwaltet. Das Schicksal ganzer Völker wird hier von den Mächtigen entschieden, die mit kalter Arroganz auf ihre Untertanen herabblicken – und bei genauer Betrachtung nur kleinliche Beamte sind. Es ist ein Weltreich, das gerade einen brutalen Krieg gewonnen hat und nun seine Kolonien verliert – die Unabhängigkeit Indiens und Bangladeschs wird ganz zu Beginn in einer Radiomitteilung erwähnt. Es bröckelt und bröselt an allen Ecken eines Empires, in dem die Sonne niemals untergeht, und die Regierung in London weiß nur zu genau, dass sie von ihren Commonwealth-Staaten vollkommen abhängig ist.

Dazu gehört auch Südafrika, in dem die Regierung gerade die Apartheid eingeführt hat, jene Politik der Rassentrennung, die für viel Leid und Verbitterung sorgen wird. Eine Politik, die auch in Europa und den USA Bestand hatte, wenn auch auf subtilere Art und Weise. Eine Ehe zwischen einer Weißen und einem Schwarzen, der noch dazu der Regent eines Landes von der Größe Frankreichs ist, ist daher ein Politikum.

So wird aus etwas Wunderschönem wie der Liebe zwischen Ruth und Seretse ein politischer Akt, eine Bedrohung des Establishments, das mit allen Mitteln, Tricks und Intrigen versucht, das junge Paar zu trennen. Als Zuschauer fiebert man natürlich mit den beiden mit, möchte die kaltherzigen Bürokraten am liebsten ausbuhen und freut sich über jeden kleinen Sieg. Mit Jack Davenport und Tom Felton gibt es zwei wunderbare Darsteller, die das hässliche Gesicht des Empires verkörpern, und Rosamund Pike und David Oyelowo spielen überzeugend das verfolgte Liebespaar.

Amma Asante inszeniert das Drama recht konventionell, aber visuell opulent. Das Drehbuch von Guy Hibbert orientiert sich an den wahren Lebensgeschichten von Ruth und Seretse, nimmt sich aber auch einige sehr große Freiheiten heraus.

Note: 2-

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.