Life

Die Frage nach außerirdischem Leben stellt sich die Menschheit erst seit relativ kurzer Zeit, obwohl es auch in früheren Jahrhunderten Gelehrte gab, die von der Existenz von Aliens überzeugt waren, Giordano Bruno beispielsweise. Der auch deshalb auf dem Scheiterhaufen gelandet ist.

Richtig aktuell wurde das Thema vor allem in den USA nach dem Zweiten Weltkrieg, als das Misstrauen gegenüber den Russen und allem Fremden immer größer wurde. Vermutlich spiegelte sich hier auch die Angst vor einem weiteren Überraschungsangriff wie auf Pearl Harbor wider, und wenn man schon nicht wusste, wie weit die russische Technologie entwickelt war, immerhin besaßen sie Atombomben und schickten die ersten Satelliten ins All, wie geheimnisvoll und mächtig mussten dann die Aliens sein? Und natürlich nahmen die Amerikaner an, dass sie ihnen feindlich gesonnen waren, was in einem Land, das auf der gewaltsamen Unterwerfung der Ureinwohner durch Kolonisten wohl nicht verwunderlich ist.

Seit den frühen Sechzigern sucht die Menschheit aktiv nach außerirdischem Leben, bislang mit überschaubarem Erfolg. In Filmen und Serien wandelte sich das Bild der Außerirdischen von den feindlichen Invasoren hin zu freundlichen Wesen, die mit uns nur kommunizieren (Unheimliche Begegnung der dritten Art) oder von uns nach Hause geschickt werden wollen (E.T.). Jetzt war auf einmal der Mensch der Feind, der Angst vor dem Fremden hat und mit Gewalt und Zerstörung darauf reagiert.

Im Kino gibt es derzeit beide Sorten von Außerirdischen, die guten wie in Arrival und die bösen wie demnächst in Alien: Covenant. Aber abgesehen von ihrem Charakter – wie sehen sie aus? Hier sind der Fantasie wie immer keine Grenzen gesetzt, und ein besonders gut gelungenes Alien-Design stammt aus:

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Die Astronauten der ISS müssen eine Sonde abfangen, die Bodenproben vom Mars eingesammelt hat und sich auf Kollisionskurs mit der Raumstation befindet. Nachdem ihnen das gelungen ist, stellen sie bei der ersten Analyse fest, dass sie einen amöbenähnlichen Mehrzeller gefunden haben, der die Existenz von außerirdischem Leben beweist. Mehr noch, es gelingt sogar, den Organismus aus dem Winterschlaf zu wecken – mit tödlichen Folgen für die Crew …

Schon der Beginn ist spannend und dramatisch. So erzeugt der Film in den ersten Minuten einen starken Sog, dem man sich nicht entziehen kann, und beschreibt dabei die unterschiedlichen Charaktere. Da gibt es mit Rory (Ryan Reynolds) den immer zu Späßen aufgelegten Cowboy, die vorsichtige Kommandantin Ekaterina (Olga Dihovichnaya) und den etwas schwermütigen David (Jake Gyllenhaal), der gerade dabei ist, den Rekord für den längsten Weltraumaufenthalt aufzustellen. Mit Hugh (Ariyon Bakare) ist sogar ein gelähmter Wissenschaftler an Bord, dem die energische Miranda (Rebecca Ferguson) zur Seite steht; die beiden sind in erster Linie für die Untersuchung des Mikroorganismus verantwortlich. Als einziger Japaner ist Sho (Hiroyuki Sanada) mit dabei.

Man gewinnt die sechs Helden, die wie eine große, glückliche Familie wirken, schon recht bald lieb, was natürlich beabsichtigt ist, denn die Geschichte ist darauf angelegt, dass einer nach dem anderen von ihnen stirbt. Das Zehn kleine Negerlein-Prinzip im Weltall. Insofern ist der Film sehr vorhersehbar, sogar das als Überraschung angelegte Ende kann man von Anfang an erahnen, aber das muss kein Nachteil sein. Die Story ist solide erzählt, es gibt ein paar kleinere Längen in der Mitte, aber dafür wird es zum Ende hin noch einmal spannend.

Natürlich hat man das alles schon mal gesehen, vor allem die Parallelen zu Alien sind ziemlich auffällig, aber die Macher wollten sicherlich nicht das Rad neu erfinden. Entscheidend ist die Umsetzung, und die ist gut gelungen. Die Effekte sind ansehnlich, vor allem die Schwerelosigkeit ist mit den vielen kleinen, herumschwebenden Objekten ziemlich glaubwürdig dargestellt. Aber auch das Design des Aliens kann überzeugen – abgesehen von der letzten Mutation, die doch sehr an H.R. Giger erinnert.

Wer nach einem spannenden Weltraumabenteuer sucht, dürfte an Life großen Gefallen finden.

Note: 3+

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.