Dirk Gentlys holistische Detektei

Zweiundvierzig. So lautete, wenn ich mich recht erinnere, die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens, dem Universum und dem ganzen Rest in einem Band der Per Anhalter durch die Galaxis-Reihe von Douglas Adams. Nicht dass ich bislang die Bücher gelesen hätte, aber ich habe die Fernsehserie gesehen, die Anfang der Achtziger erschien, und natürlich den weniger gelungenen Kinofilm. Vielleicht hole ich die Lektüre ja irgendwann nach. Douglas Adams verstarb, leider viel zu früh, 2001 an einem Herzinfarkt in einem Fitnessstudio, und ich bin sicher, als Autor hätte er die Ironie daran zu schätzen gewusst.

Neben Per Anhalter durch die Galaxis schrieb Adams auch zwei Bücher über Dirk Gentlys holistische Detektei (Der elektrische Mönch und Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele), die ebenfalls verfilmt wurden. Zuerst vor ungefähr sieben Jahren als mehrteilige BBC-Serie, die nur mittelmäßig war. Soweit ich mich wenigstens erinnern kann.

Jetzt hat Netflix gemeinsam mit BBC America eine Neuverfilmung vorgelegt, und vergangene Woche haben Mark G., Meister Mim und ich sie uns angesehen.

Dirk Gentlys holistische Detektei

Todd (Elijah Wood) arbeitet als Page in einem Hotel. Als er im Penthouse nach dem Rechten sehen soll, trifft er unterwegs seinen Doppelgänger, der etwas von Zeitreisen faselt und ihn entsetzt anstarrt, und in der Suite auf drei tote Männer, die einem Haiangriff zum Opfer gefallen sind. Weil er diese bizarren Details verheimlicht, gerät er prompt selbst unter Verdacht und wird von der Polizei beschattet. Und dann taucht am Abend noch Dirk Gently (Samuel Barnett) bei ihm auf, ein selbsterklärter holistischer Detektiv, der Todd zu seinem Assistenten macht und ihn in das Abenteuer seines Lebens entführt.

Ich muss zugeben, die Handlung dieser achtteiligen Serie auch nur ansatzweise zusammenfassen zu wollen, ist zum Scheitern verurteilt. Aber schon die ersten fünfzehn Minuten entwickeln einen ungemein starken Sog, sind voller witziger und völlig absurder Ereignisse und machen so neugierig, dass man fast gezwungen ist, den Rest in möglichst kurzer Zeit anzuschauen. Vorsicht, Suchtgefahr!

Adams beschrieb den ersten Gently-Roman als „Geister-Horror-Wer-ist-der-Täter-Zeitmaschinen-Romanzen-Komödien-Musical-Epos“, aber all das ist die Serie nicht. Oder zumindest nicht in Gänze, denn sonderlich romantisch ist die Story nicht, und als Musical kann man sie eigentlich auch nicht beschreiben.

Dafür ist sie wahnsinnig komisch, voller verrückter Einfälle, scheinbar zufälliger Ereignisse, die sich erst ganz am Ende zu einem halbwegs plausiblen Bild zusammenfügen, und skurriler Figuren. So gibt es neben dem holistischen Detektiv auch eine holistische Auftragsmörderin namens Bart (Fiona Dourif), die ebenso wie Dirk Gently darauf vertraut, dass alles mit allem verbunden ist, weshalb sie wahllos Leute umbringt und irgendwie immer die richtigen erwischt. Oder eine vierköpfige Gruppe von drei Rowdys, die über übermenschliche Fähigkeiten verfügen.

Man darf am Anfang nicht zu streng sein, sondern muss sich auf dieses erzählerische Experiment einlassen, in dem nichts logisch erscheint und alles eher willkürlich passiert. Mit der Zeit erkennt man, dass die Autoren durchaus eine zusammenhängende Geschichte erzählen, die voller überraschender Wendungen und unvermuteter Verbindungen ist. Weshalb ich jetzt auch nicht zu viel darüber verraten will.

Wer absurde Komik, schwarzen Humor und bizarre Charaktere mag, sollte sich diese Netflix-Serie keinesfalls entgehen lassen. Wer die Bücher von Douglas Adams gelesen hat, sollte hingegen nicht darauf hoffen, dass der Achtteiler allzu viel mit ihnen gemeinsam hat. In einer Zeit, in der die Politik zur Realsatire verkommt und Komödien immer infantiler und letztlich unlustiger werden, ist es schön zu wissen, dass man sich wenigstens auf die Briten und ihren anarchistisch-absurden Humor verlassen kann. Obwohl die Serie aus den USA stammt.

Und was hat das alles jetzt mit der Zweiundvierzig zu tun? Nichts. Aber vielleicht wird irgendwann einmal in einer Quizshow danach gefragt.

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.