Von Kühen und Dünen

Als wir aufbrachen, schien die Morgensonne genau auf die Vermillion Cliffs und ließ sie quasi zu unserem Abschied in einem kräftigen Rot erstrahlen. Unterwegs gab es zum Glück noch einige Haltepunkte, um immer wieder innezuhalten und die traumhafte Landschaft auf sich wirken zu lassen.

Am späten Vormittag kamen wir in Kanab an, das direkt hinter der Grenze in Utah liegt – und eine andere Zeitzone besitzt. Und plötzlich war es Mittag. Wir kehrten in Needra’s Too ein, einem Diner, in dem wir auch früher schon gegessen hatten und an dessen Wänden Bilder bekannter Filmstars und Rennfahrer hängen. Erstere haben in der Vergangenheit einige Filme in der Umgebung gedreht, was letztere hier zu suchen haben, ist mir hingegen nicht bekannt. Aber auch heute noch ist die Gegend in Hollywood beliebt; zuletzt wurde hier etwa John Carter gedreht.

Nach einem leckeren Frühstücksburrito (die Salsa und die eingelegten Pepperoni waren zum Frühstück allerdings etwas gewöhnungsbedürftig) ging es zum Visitor Center, wo wir uns über die Aktivitäten und Wanderungen in den nächsten Tagen informieren wollten. Leider fühlte sich der Mitarbeiter dort durch uns in seiner Lektüre gestört. Er fertigte uns ziemlich schnell und unpersönlich ab, indem er darauf verwies, dass man ohne Wagen mit Vierradantrieb zu keinem Wanderweg gelangen könne. Was er eigentlich meinte, war, dass wir unsere (und besonders seine) Zeit hier verschwenden.

Wir hatten daraufhin die Idee, für ein paar Tage einen Jeep zu mieten, was aber daran scheiterte, dass man dies nur mit einem amerikanischen Führerschein tun kann. Dumme Sache. Jetzt bleiben uns noch ein paar kleine Wanderungen, oder wir engagieren einen privaten Führer.

SAM_5127100_4643Am späten Nachmittag unternahmen wir einen Ausflug in die nähere Umgebung: Gut zwanzig Meilen von Kanab entfernt befinden sich die Pink Corral Sand Dunes. Der Park ist sehr groß, der interessanteste Teil jedoch eher übersichtlich. Wir verbrachten zwei Stunden damit, durch die Dünen – die eher orange-ocker als rosa sind – zu stapfen und Fotos von der wunderbaren Landschaft zu machen. Danach musste ich ein halbes Pfund Sand aus meinen Schuhen schütten…

Warum ausgerechnet in dieser einsamen Gegend ein Marathon stattfindet, hat sich mir nicht erschlossen. Selbst kurz vor Sonnenuntergang rannten noch ein paar hechelnde Läufer durch die Gegend und kreuzten unseren Weg. Und wenn kein Läufer die Straße überquerte, dann sicherlich eine Kuh, die hier ebenfalls frei herumlaufen (vielleicht nehmen sie auch am Marathon teil, ihre Zeiten dürften aber miserabel sein).

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Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Mark G. & Pi Jay in La-La-Land 2013 von Pi Jay. Setze ein Lesezeichen zum Permalink.

Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.