The Last Witch Hunter

Berlin war so anregend, manchmal stressig, in jedem Fall aber voller Aktivitäten und neuer Eindrücke, dass ich mich nun ziemlich erschöpft fühle. Hinzu kommt das trübe, nasskalte Wetter, das zusätzlich die Stimmung drückt. Ein bisschen komme ich mir vor wie das Murmeltier, das seinen Schatten sieht und sich wieder in seiner Höhle verkriecht, um weiterschlafen zu können.

Deshalb habe ich am Montag auch einen Faulenzertag eingelegt, war nur kurz zum Einkaufen draußen, habe ansonsten gelesen und ferngesehen. Nach den tendenziell eher anspruchsvolleren Arthouseproduktionen, die wir auf der Berlinale geschaut haben, war mir nach etwas Leichtem, bei dem man um Himmels willen nicht groß nachdenken muss. Gelandet bin ich – warum auch immer – bei:

The Last Witch Hunter

Im finsteren Mittelalter macht sich Kaulder (Vin Diesel) mit einigen anderen Männern auf die Jagd nach der bösen Hexenkönigin (Julie Engelbrecht), die die Pest über die Welt gebracht hat, um die Menschheit zu vernichten. Er besiegt sich in einem erbitterten Kampf, wird von ihr aber zu ewigem Leben verdammt. Achthundert Jahre später herrscht Frieden zwischen den Hexen und dem Orden von Axt und Kreuz, in dessen Namen Kaulder böse Magier, die sich nicht an die Vereinbarungen halten, zur Strecke bringt. Als sein Vertrauter (Michael Caine) von einem Fluch getroffen wird, ahnt Kaulder bald, dass finstere Kräfte versuchen, die Hexenkönigin wieder zum Leben zu erwecken.

Unsere Vorfahren, so stellen wir romantischen Gemüter es uns gerne vor, haben früher in dunklen Winternächten am Feuer gesessen und sich gegenseitig gruselige Märchen von bösen Hexen und Zauberern erzählt. Heute gehen wir dafür ins Kino. The Last Witch Hunter vereint tatsächlich einige spannende Elemente, es gibt Magie, eine globale Bedrohung und eine schier übermächtige Gegenspielerin, dazu einen furchtlosen Helden, der als einziger befähigt ist, sie zu besiegen.

Die Autoren – Cory Goodman, Matt Sazama und Burk Sharpless – haben sich zudem viel Mühe bei der Ausgestaltung der magischen Welt gegeben, und die Special Effects-Teams haben diese Einfälle sehr anschaulich umgesetzt. Gewiss, manche Motive wie der Baum der Hexenkönigin und Kaulders brennendes Schwert hat man schon woanders gesehen, aber der Detailreichtum der Geschichte ist bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass dem Buch keine Roman- oder Comicvorlage zugrunde lag. Lediglich die Figur des Kaulder stammt aus dem Dungeons & Dragons Spieleuniversum.

Nach dem fulminanten Auftakt kommt die Story jedoch trotz aller hübschen Details einfach nicht richtig in Gang. Die Geschichte ist insgesamt zu dürftig und viel zu vorhersehbar und die Hauptfigur bleibt reichlich blass. Vin Diesel spielt diesen Unsterblichen als unsensiblen, arroganten und furchtlosen Haudrauf, dass man schnell die Lust verliert, ihm bei seinen Kloppereien zuzuschauen. Das Drehbuch stellt ihm nach und nach sogar drei Gefährten zur Seite, doch Michael Caine scheidet nach wenigen Szenen quasi aus, Elijah Wood geht unterwegs plötzlich verloren und taucht dann wie Kai aus der Kiste zum Showdown wieder auf, und Rose Leslie versucht als Chloe krampfhaft, das Beste aus ihrer mageren, klischeebeladenen Figur zu machen. Immerhin ist sie noch die engagierteste und leidenschaftlichste Akteurin in der Truppe.

Obwohl durchaus als Whodunnit angelegt, will keine rechte Spannung aufkommen. Kaulder ermittelt zwar, erklärt aber wenig, so dass man als Zuschauer nicht unbedingt nachvollziehen kann, was gerade geschieht. Der Rest wird dann, so wie die unglaubwürdige, plötzlich aufkeimende emotionale Beziehung zwischen ihm und Chloe, einfach behauptet. Das Ganze wird von Regisseur Breck Eisner brav als reine Vin Diesel-Show verfilmt, in der es nur darum geht, den Helden möglichst cool aussehen zu lassen.

Schade, mit einer besseren Geschichte und einer weniger prätentiösen Hauptfigur hätte durchaus was daraus werden können. So reicht es nur für einen Film, den man sich ansehen kann, wenn man gerade nichts Besseres zu tun hat.

Note: 3-

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.