Berlin Teil 2

Am Montag starteten wir – nachdem ich mich noch kurz mit einer netten Kollegin getroffen hatte – bereits relativ früh mit einem Film in den Tag, der thematisch nicht gerade leichte Kost ist:Verleugnung handelt von dem Prozess gegen den Holocaust-Leugner Irving in den Neunzigern und bietet ein spannendes Gerichts- und Geschichtsdrama.

Als wir mittags wieder aus dem Kino kamen, schien wenigstens die Sonne, was nach vier Tagen Dauergrau ein höchst willkommener Anblick war. Schlagartig fühlt man sich besser, und sogar die Menschen schienen freundlicher zu sein – ein Freund bemerkte sogar, dass er das Gefühl habe, in der falschen Stadt zu sein, weil alle plötzlich so nett seien. Der Berliner an sich hat ja einen eher etwas ruppigen Charme, der nicht jedermanns Sache ist …

Nach einem eher gutbürgerlichen Essen – mein erstes Jägerschnitzel in zwanzig Jahren war … nun ja, sagen wir: ordentlich, weckte allerdings nicht den Wunsch, das Gericht bald wieder zu kosten – gingen wir zur zweiten Vorstellung des Tages. Churchill erzählt die Geschichte der letzten Tage vor dem D-Day aus der Sicht des britischen Premierministers, großartig verkörpert von Brian Cox.

Zwei Filme mit eher schweren Themen und düsterer Stimmung lassen einen nicht gerade vergnügt in die Nachmittagssonne hüpfen. Ich habe gemerkt, dass mir beide Geschichte nahe gingen und mich noch eine Weile danach beschäftigten, was natürlich ein gutes Zeichen ist, aber leider nicht sehr hilfreich, wenn man auf eine Party geht. Auch das ist ein Problem mit einem so dicht getakteten Programm: Man hat kaum Zeit, innezuhalten und das Gesehene in Ruhe zu überdenken.

Am Nachmittag stand für mich nämlich noch das Alumni-Treffen der Filmakademie Baden-Württemberg auf dem Programm, das traditionsgemäß in der Vertretung des Bundeslandes stattfindet. Es ist immer schön, alte Freunde und Bekannte zu treffen, mit denen man ein Stück des Wegs gemeinsam gegangen ist, und da ich viele seit Jahren nicht gesehen hatte, hatten wir uns alle eine Menge zu erzählen …

Zum Glück begann der Dienstag richtig entspannt mit einem gemütlichen Frühstück und genug Zeit, einige Dinge zu erledigen. Mittags stand dann das einzige Screening des Tages auf dem Programm: A United Kingdom erzählt die wahre und bewegende Geschichte eines afrikanischen Königs, der Ende des Zweiten Weltkriegs eine Britin heiratet und damit die internationale Politik gegen sich aufbringt. Ein wunderschön inszeniertes Drama und eine tolle Liebesgeschichte.

Anschließend machten wir einen kurzen Besuch beim Universal Filmverleih, der seine neuen Büros einweihte, plauderten ein wenig und kehrten dann für eine kurze Pause ins Hotel zurück. Für den Abend hatten wir noch Karten für die Weltpremiere von Die versunkene Stadt Z ergattert, und beinahe wären wir zu spät gekommen, weil Dutzende kreischende Fans den Bürgersteig vor dem Zoopalast blockierten. An ein Durchkommen war nicht zu denken, die Polizei hatte den Bereich zudem abgesperrt, also mussten wir ganz außen rum und verpassten so das Eintreffen der Hollywood-Prominenz.

IMG_2629 (2)Charlie Hunnam, Robert Pattinson und Sienna Miller waren aber auch im Kinosaal präsent und präsentierten sich zusammen mit Regisseur James Gray dem begeisterten Publikum. Der Abenteuerfilm über einen britischen Kartografen und Forschungsreisenden kommt Ende März dann in unsere Kinos.

Im Anschluss ging es noch zu einem Cocktailempfang von Studiocanal, auf dem auch die Filmstars zugegen waren – leider in einem separaten VIP-Bereich. Immerhin konnte ich noch einen Blick auf Robert Pattinson erhaschen, der beim Verlassen der Party an mir vorbei ging, so dicht, dass ich ihm locker ein Bein hätte stellen können. Aber so gemein bin ich ja nicht …

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Mark G. & Pi Jay go Hauptstadt von Pi Jay. Setze ein Lesezeichen zum Permalink.

Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.