Long Beach

Vor ein paar Wochen konnten wir bei Freunden eine Chili-Marmelade probieren, eine interessante Mischung aus süß und scharf, die vorzüglich zu Kartoffeln passt und mit der man vermutlich auch Fleisch marinieren kann. Aufs Brot streichen und essen wie eine normale Marmelade kommt jedoch weniger in Frage, es sei denn, man hat nichts gegen Knoblauch zum Frühstück. Mark G. liebt sie und wollte unbedingt ein Glas davon nach Deutschland mitnehmen. Dummerweise wird sie in einer kleinen Manufaktur hergestellt und nur in wenigen Läden verkauft.

Der nächste lag in Long Beach, was zum Glück nicht so weit von hier entfernt ist. Das Wetter war wieder schön, und da kam ein Ausflug ans Meer gerade recht – wir suchen im Moment nach jeder Ausrede, um nicht arbeiten zu müssen. Wegen des Hafens und der Frachtterminals ist der LKW-Verkehr in Richtung Long Beach zwar immer eine Katastrophe, aber zum Glück standen wir nie richtig im Stau.

Long Beach ist eine nette Stadt mit Jachthäfen, exklusiven Hotels, einem Aquarium und einem Hafen, in dem auch die Queen Mary als Museumsschiff vor Anker liegt. Wir sind vor ein paar Jahren schon einmal dagewesen, allerdings mit schlechterem Wetter. Eine kleine Mall bot sich zum Parken an, und wenn man in einem der Läden etwas kauft, kann man sogar umsonst parken. Auf diese Weise locken sie einen in die Geschäfte, und meistens findet man auch tatsächlich etwas. Ein paar T-Shirts zum Beispiel – ich glaube, ich habe in diesem Urlaub schon ein Dutzend davon gekauft …

Das Shoreline Village ist eine hübsche Marina mit Ladenzeile, in der sich vor allem Souvenirläden und Restaurants befinden. Hot Licks ist eines der „normaleren“ Geschäfte, und hier werden ausschließlich scharfe Saucen angeboten, unter anderem auch von der Firma mit der besonderen Marmelade. Tatsächlich hatten sie auch diverse Sorten Chili-Marmelade im Sortiment, aber leider nicht die Gewünschte. Alternativ hat Mark G. sich deshalb für eine mit Kirschen entschieden, die ihm hoffentlich genauso gut schmeckt. Die nette Verkäuferin bestand darauf, uns auch einige scharfe Saucen probieren zu lassen. Die erste war noch moderat scharf, die zweite, von der sie uns eine Kostprobe gab, war allerdings eine der schärfsten, die sie vorrätig hat. Das kommt eben davon, wenn man ein Mitbringsel für jemanden sucht, der auf Hot Sauce steht. Natürlich bekam ich einen ganzen Teelöffel davon – und hab sie leichtfertig auch gegessen. Die ersten Sekunden waren gar nicht mal so schlimm, dann stand plötzlich mein Mund in Flammen, und eine Feuerspur zog sich bis in meinen Magen, in dem ein Vulkan zu brodeln schien. Noch Stunden danach hatte ich Bauchschmerzen, und vermutlich hat mein Magen nun ein Loch. Aber wir haben wenigstens ein nettes Souvenir. Um den Brand zu löschen, ließ uns die Verkäuferin Barbecue-Saucen probieren, jedoch mit mäßigem Erfolg.

Bei scharfen Gewürzen hilft bekanntlich ein Schluck Milch, weshalb wir sofort ein Eis essen gegangen sind – natürlich nur aus rein medizinischen Zwecken. Auf dem Heimweg haben wir noch versucht, ein anderes Geschäft zu finden, das das gesuchte Produkt führt, blieben aber erfolglos. Stattdessen sind wir zu einem japanischen Supermarkt gefahren, weil Mark G. auch noch Teriyaki-Sauce brauchte.

Um uns schon mal mental und kulinarisch darauf einzustimmen, haben wir auch gleich Chicken Teriyaki gegessen – ist ja nun das letzte Mal, dass wir es genießen können. Im Supermarkt gab es dann eine riesige Auswahl an unterschiedlichen Saucen, die man leider nicht probieren durfte. Am Ende haben wir uns blind für zwei Produkte entschieden. Darüber hinaus gab es noch eine schier unübersehbare Vielfalt an unterschiedlichen Waren, von exotischen Früchten über merkwürdigen, quietschbunten Süßigkeiten bis hin zu seltsamen Getränken und bunten Verpackungen, in denen wer weiß was schlummerte. Leider kann ich kein Japanisch, so dass ich keine Ahnung habe, wofür man das alles braucht und wie es schmeckt.

Damit endete unser drittletzter Tag in Los Angeles. Unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht!

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Mark G. & Pi Jay in La-La-Land 2016 von Pi Jay. Setze ein Lesezeichen zum Permalink.

Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.