Am Dienstag bekamen wir unvermutet die Gelegenheit, den American Film Market, einen der drei großen Filmmärkte in der Welt, zu besuchen – vielen Dank nochmal dafür an Michael Rösch. Nachdem ich jahrelang mit dem Filmeinkauf zu tun hatte und im Vorfeld zum AFM immer Dutzende Drehbücher lesen musste, war ich neugierig, wie die Veranstaltung wohl aussehen würde. Man muss sich das so vorstellen, dass Anbieter aus der ganzen Welt in einem Hotel in Santa Monica zusammenkommen und dort ihre Filme bzw. die Filmrechte feilbieten. Wir sind eine Stunde lang herumgeschlendert und haben uns umgesehen, bevor wir uns mit einem Freund aus Berlin an den Pool gesetzt und ein wenig geplaudert haben. Insgesamt ein interessanter Ausflug.
Dienstag war natürlich auch Wahltag, und wir hatten angeboten, zu diesem Anlass zu kochen. Unsere Freunde haben in einer patriotischen Geste eine US-Flagge aufgezogen, und wir haben Falafel und Milchreis gekocht – nicht wirklich amerikanisch, fürchte ich. War aber dennoch lecker …
Den Abend verbrachten wir dann alle gemeinsam vor dem Fernseher, um uns die neuesten Hochrechnungen und Ergebnisse anzusehen, und gingen erst nach Trumps verhältnismäßig zahmer Rede ins Bett. Geschlafen habe ich trotzdem recht wenig, weil ich immer noch fassungslos und wütend darüber war, auf welche schamlose und niederträchtige Weise dieser Mann seinen Wahlkampf geführt und das Rennen um das höchste Amt in den USA gewonnen hat. So richtig überraschend kam das allerdings auch nicht, denn auf unserer Reise durch den Südwesten haben wir zwar jede Menge Trump-Schilder gesehen, aber fast keine Werbung für Hillary. Nun ja, jetzt müssen wir eben vier Jahre lang mit dem größeren Übel leben …
Weil der Mittwoch mit fünfunddreißig Grad noch einmal so richtig hochsommerlich heiß wurde und wir immer noch ziemlich deprimiert wegen des Wahlausgangs waren, fuhren wir erst einmal zum Strand. Es herrschte gerade Flut, und die Wellen schlugen so hoch wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte. Vielleicht war Mutter Natur ja auch etwas ungehalten über den Wahlausgang? Schätzungsweise bis zu fünf Meter schlugen die Wellen an den Manhattan Beach Pier, im Wasser tummelten sich allerdings nicht so viele Surfer wie sonst – vielleicht war ihnen das Meer doch etwas zu ungestüm.
Wenn man innerlich aufgewühlt ist, beruhigt einen nichts so sehr wie eine aufgewühlte See. Nach einem zweistündigen Spaziergang fühlten wir uns schon wieder deutlich besser. Am Nachmittag waren wir dann noch mit unserem Freund aus Berlin zum Essen bei Island’s (endlich wieder Tortilla-Suppe!) verabredet, und dann war dieser traurig-schöne Tag auch schon wieder vorüber.