Noch zwei Tage bis zur Wahl, und allmählich geht mir die Berichterstattung auf die Nerven. Immer neue Umfragen, Spekulationen und „Breaking News“, die weder neu noch aufsehenerregend sind. Zum Glück ist Dienstag alles vorbei, zumindest erst einmal, denn wenn der Wahlkampf eines an den Tag gebracht hat, dann, wie zerrissen Amerika ist.
Aber hier geht es nicht um Politik, und ich will auch gar nicht darüber spekulieren, wer die Wahl gewinnen wird. Im Fernsehzimmer unserer Freunde läuft jedenfalls den ganzen Tag über CNN, selbst wenn keiner zusieht, und auch auf unserem Ausflug zur Plaza México haben wir über die Email-Affäre und Trumps Fehlverhalten gesprochen.
Die Plaza México in Lynwood ist ein Zentrum lateinamerikanischen Lebens in Los Angeles. Die Anlage sieht recht hübsch aus mit ihren Nachbauten bekannter mexikanischer Sehenswürdigkeiten, darunter einer Säule mit einer geflügelten Viktoria (oder auch Engel der Unabhängigkeit genannt) oder diversen Statuen von berühmten Präsidenten, sogar ein aztekischer Kalender steht hier (wahrscheinlich ist er seit 2012 ohnehin abgelaufen).
Es gibt auch eine kleine Mall, deren Fassade einer bekannten Kirche nachempfunden wurde. Von innen sieht sie allerdings nicht besonders attraktiv aus, sie erinnert mit ihren Linoleumböden und Neonröhren an spanische oder italienische Supermärkte, die man mit einem orientalischen Basar gekreuzt hat. Es gibt eine Vielzahl kleiner Läden, die vor allem Kleidung und Haushaltswaren verkaufen. An einem Stand haben wir etwas Gebäck sowie ein Heißgetränk (Champurrado) gekauft, das wie eine heiße Schokolade mit Lebkuchenaroma geschmeckt hat – nicht schlecht, vor allem zu dieser Jahreszeit.
Die Besucher sind nahezu ausschließlich Latinos, und wir waren wieder einmal die einzigen Weißen. Hin und wieder begegnet man fliegenden Händlern, meistens sichtlich verarmten älteren Frauen und Männern, die für ein paar Dollar Süßigkeiten oder Geldbörsen verkaufen. Wirklich schick oder edel ist die Plaza nicht, aber sie hat Charme und wirkt authentisch. Sehenswert ist sie auf jeden Fall.
Bekannt ist die Gegend vor allem für seine exzellenten Restaurants, in denen man relativ preiswert die echte mexikanische Küche genießen kann. Ein Lokal hat sich auf Mole spezialisiert, ein anderes auf Ziegenfleisch. Die Birrieria Jalisco hat nur wenige Gerichte auf ihrer Speisekarte stehen, und abgesehen von wenigen Desserts und nur einer einzigen Beilage sind es allesamt Variationen von Ziegenfleisch. Für ungefähr zwölf Dollar bekommt man einen großen Teller voller zartem Fleisch, das buchstäblich von den Knochen fällt, in einer sehr würzigen und schmackhaften Sauce. Dazu werden Tortillas, Zwiebelwürfel, Koriander und Limetten gereicht – mehr braucht es auch nicht, obwohl ein bisschen Reis willkommen gewesen wäre. Die Knochen stören zwar ein wenig, vor allem weil man lediglich einen Löffel zum Essen bekommt, aber ansonsten ist es ziemlich perfekt und wurde nicht umsonst von zahlreichen Zeitungen hoch gelobt.
Zum Dessert gab es dann zu Hause das zuvor erstandene Gebäck. Eines davon, das an einen Muffin erinnert, nennt sich „Deutsche und Nüsse“ (Alemanes con Nueces), das es auch in der Variante „Deutsche und Rosinen“ (Alemanes con Pasas) gibt. Warum es so heißt, haben wir allerdings nicht in Erfahrung bringen können …