Der Wetterbericht hatte Regen vorhergesagt, doch nach einem eher habherzigen Schauer, der in den Morgenstunden niedergegangen war, schien schon wieder die Sonne, und es wurde warm. Wie gesagt, wir wollten uns heute den neuen Film mit Tom Cruise anschauen, weshalb wir uns in der Mittagszeit zu dem Kino mit den bequemen Stühlen aufmachten. Der Rest des Tages verlief völlig unspektakulär und ziemlich gemütlich mit einem guten Buch auf der Terrasse und gelegentlich vor dem Fernseher, der den halben Tag lang von den neuesten Enthüllungen im Wahlkampf berichtete. Inzwischen sind wir alle froh, wenn dieser bald vorbei ist.
Jack Reacher: Kein Weg zurück
Jack Reacher (Tom Cruise) will sich in Washington mit Major Susan Turner (Colbie Smulder) treffen, die seinen alten Posten bei der Militärpolizei innehat. Doch als er in Washington eintrifft, teilt man ihm mit, dass Turner unter Spionageverdacht verhaftet wurde. Gleichzeitig erfährt er, dass sich eine Frau gemeldet hat, die behauptet, die Mutter seine Tochter zu sein. Als Reacher seine Ermittlungen aufnimmt, gerät er selbst plötzlich unter Mordverdacht und muss mit Turner, die er aus dem Gefängnis befreit, fliehen. Weil die Mörder auch hinter seiner vermeintlichen Tochter (Danika Jarosh) her sind, müssen sie den widerspenstigen Teenager auf ihrer Flucht mitnehmen …
Nach dem neunten Buch der Reihe wurde nun das achtzehnte verfilmt, was etwas verwirrend ist, aber da die Fälle jeweils in sich abgeschlossen sind, nicht weiter auffällt. Es ist auch schon das vierte mit Susan Turner an Reachers Seite, und der wortkarge, einsame Cowboy und die schlagkräftige, emanzipierte Soldatin bilden ein dynamisches Duo, dem man gerne zusieht. Turner verleiht dem etwas altmodisch gestrickten Film einen modernen Touch, schließlich haben sich die Gesellschaft und damit auch das Militär nun einmal stark verändert, auch wenn einige Republikaner neuerdings ganz offen bedauern, Frauen das Wahlrecht eingeräumt zu haben …
Reacher und die beiden Frauen an seiner Seite, das sorgt in den besten Momenten des Films für eine Menge Spaß, auch wenn Reacher am Ende wieder in seine patriarchalische Ich-rette-die-Welt-Pose zurückfällt, der Frau beweist, dass sie nicht ganz so clever ist wie ein Kerl, und die junge Dame aus ihrer misslichen Situation rettet. Er ist eben ein ganzer Kerl und die konservative Welt noch in Ordnung.
Die Story selbst ist leider reichlich dünn, und man ahnt die Auflösung schon lange vor den Helden, die viel zu lange zu unspektakulär durchs Land irren. Der erste Teil hatte deutlich mehr und bessere Actionsequenzen aufzuweisen, aber Tom Cruise, der seine Stunts wohl immer noch selbst durchführt, ist auch älter und ein wenig beleibter geworden. Na ja, das passiert den Besten unter uns. Dass er in seinen wenigen Kämpfen wie gewohnt äußerst brutal vorgeht, stößt einen mehr ab als in dem Vorgängerfilm, auch wenn es wieder durch seinen Kodex gerechtfertigt wird und die bösen Buben im Grunde ja nur bekommen, was sie verdient haben. So werden die niederen Instinkte angesprochen und bekommt die Story einen gewissen Beigeschmack, auf den wohl nur die wirklich Konservativen stehen.
Alles in allem ein halbwegs solider, überzeugender Actionfilm, von dem man aber auch nicht viel mehr erwarten sollte.
Note: 3