Was Süßes und was Saures

Wer uns bislang um das gute Wetter beneidet hat, kann jetzt ganz beruhigt sein: Am Sonntag war es durchweg bewölkt und hat am Abend sogar geregnet. Allerdings sind die 27 Grad immer noch um einiges wärmer als die Temperaturen in Deutschland.

Am Nachmittag gingen wir noch einmal ins Kino, um einen älteren Film nachzuholen, und danach wollten wir eigentlich bei Porto’s etwas Gebäck kaufen. Leider ist die kubanische Bäckerei seit einiger Zeit kein Geheimtipp mehr in L.A., weshalb die Schlange dort einmal um den Block reichte. Eine Stunde lang zu warten, nur um in den Laden zu kommen, erschien uns jedoch zu lang, zumal es zu dem Zeitpunkt bereits regnete, also gingen wir zuerst etwas essen.

In der Nähe befand sich ein kleines mexikanisches Restaurant, das nur Tacos, Tostadas, Suppen und eine Torta mit Tomatensauce anbot. Auch hier waren sehr viele Gäste, die auf ihre Bestellungen warteten, und alle waren Latinos. Das erschien uns als gutes Zeichen, und die Tostadas, die wir orderten, waren auch ausgesprochen lecker. Die Hot Sauce, die es dazu gab, verdiente sogar ihren Namen, nur hätten die Portionen für meinen Hunger ein wenig größer sein dürfen. Aber das Preis-Leistungsverhältnis war dennoch super.

Weil wir leider immer noch Appetit auf etwas Süßes hatten, hielten wir bei dem Donut-Stand am Ende der Straße, einer der beiden letzten seiner Art in ganz Los Angeles, erkennbar an dem Riesen-Krapfen auf dem Dach. Zwar sind die von Krispy Kreme etwas besser, aber wir hatten keine Lust mehr, so weit zu fahren. Wir bestellten extra nur sechs Stück, weil kaum einer im Haus das süße Zeug isst, bekamen dann aber zwei weitere geschenkt. So gibt es nun Donuts zum Dessert und zum Frühstück – yeah!

Gesehen haben wir übrigens:

Suicide Squad

Superman gilt als tot, Batman (Ben Affleck) ist ein wenig überarbeitet, und die Regierung befürchtet, dass der nächste Superheld vielleicht kein so netter Zeitgenosse wie die beiden sein könnte. Außerdem tauchen auch immer mehr Schurken mit übernatürlichen Kräften auf, gegen die die normale Polizei machtlos ist. Deshalb schlägt Amanda Waller (Viola Davis) vor, einige Bösewichter und ihre Kräfte dazu zu benutzen, noch fiesere Schurken zur Strecke zu bringen. Weil Leute wie der Auftragsmörder Deadshot (Will Smith), die verrückte Harley Quinn (Margot Robbie) oder der menschliche Flammenwerfer Diablo (Jay Hernandez) nicht freiwillig mitmachen würden, lässt Waller ihnen Mini-Bomben implantieren, die sie bei Befehlsverweigerung exekutieren. Ihr Gegner ist eine jahrtausendealte Hexe, die in den Körper einer Archäologin (Cara Delevingne) geschlüpft ist und die Menschheit auslöschen möchte.

Nach all den schlechten Kritiken, die seit dem Start zu lesen waren, konnte man eigentlich nur das Schlimmste befürchten und das Beste erhoffen. So schlecht wie Batman v Superman konnte er zwar nicht sein, dafür sah der Trailer zu gut aus, andererseits habe ich das im Vorfeld dieses Films auch schon gedacht.

Der Anfang war wie erwartet eine extrem lange Einführung der handelnden Figuren, und da allein die Suicide Squad aus einem guten halben Dutzend Kämpfer besteht, die alle über besondere Fähigkeiten verfügen, wurden zusätzlich kurze Steckbriefe eingeblendet. Leider hatte man kaum Zeit, diese zu lesen, und während ich mich noch fragte, welcher Superheld gerade einen davon in einer Rückblende zur Strecke gebracht hatte, war der Film schon längst beim übernächsten Charakter.

Im Grunde hätte man sich das alles auch schenken können, denn besonders sympathisch war keiner der Anti-Helden oder ihrer Wachhunde. Nicht einmal Viola Davis vermochte es, ihrer zutiefst kaltschnäuzigen und hartherzigen Amanda Waller etwas Wärme einzuhauchen, weshalb es mir bis zum Ende extrem schwer fiel, auch nur das geringste Interesse an den Figuren aufzubringen. Und wenn einer aus der Gruppe ein bisschen menschlicher dargestellt werden sollte, bekam er die gleiche Vergangenheit, in der er jemanden, den er sehr geliebt hat, durch eigene Schuld verloren hat. Das machte die gesamte Bande extrem austauschbar.

Auch sonst hat sich Autor und Regisseur David Ayer keine große Mühe gegeben, seinen Film über das Gros der Superhelden-Abenteuer hinaus zu einer unverwechselbaren Marke zu machen. Zum einen liegt das natürlich daran, dass viele Figuren bereits in diversen Filmen und Serien aufgetaucht sind, zum anderen ist die Geschichte sehr vorhersehbar und unterscheidet sich in nichts von anderen dieses Genres. Wieder einmal bedroht ein finsterer Geselle die Erde und die Menschheit, nur eilen diesmal die Schurken zur Hilfe. Das alles hätte sogar ziemlich vergnüglich werden können, wenn die Story wenigstens über ein kleines bisschen Humor oder Selbstironie verfügt hätte.

Alles in allem ist es kein schlechter Film, nur ein überflüssiger und austauschbarer, von dem im Nachhinein kaum etwas in Erinnerung bleibt – mit einer Ausnahme: Margot Robbie ist das glühende Zentrum jeder ihrer Szenen.

Note: 4+

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Mark G. & Pi Jay in La-La-Land 2016 von Pi Jay. Setze ein Lesezeichen zum Permalink.

Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.