Hinter meinem Rücken hat Mark G. eine Überraschung organisiert und mich erst am Dienstagabend darauf hingewiesen, dass wir am Mittwoch einen weiteren Termin auf der Agenda stehen haben. Etwas, das mit Musik zu tun haben sollte. So sehr ich mir den Kopf zermarterte, ich kam einfach nicht drauf.
Schon sehr früh brachen wir nach Santa Monica auf, wo wir später am Tag ohnehin mit Freunden verabredet waren, die dort ihren Urlaub verbringen, nachdem Hurrikan Matthew ihre Pläne, nach Florida zu fliegen, zunichte gemacht hat. Zunächst fuhren wir jedoch zum Firmensitz von Lionsgate, wo an diesem Morgen ein Screening von La La Land stattfinden sollte. Eine tolle Überraschung! An dieser Stelle möchten wir uns sehr herzlich bei Lutz Rippe von Studiocanal und Melissa Martinez von Lionsgate bedanken, die unsere Teilnahme an der Veranstaltung möglich gemacht haben.
Nach dem Screening trafen wir uns, wie gesagt, mit unseren Freunden, saßen zwei Stunden auf ihrer Terrasse mit Meerblick und plauderten. Danach gerieten wir leider in den Berufsverkehr. Und weil wir inzwischen großen Hunger hatten, kehrten wir auf dem Rückweg noch im California Fish Grill ein, um Shrimp-Burritos, Clam Chowder Soup und gegrillte Zucchini zu essen. Ein perfekter Tag!
Und nun zum Film:
La La Land
Mia (Emma Stone) arbeitet als Bedienung in einem Café auf einem Studiogelände, der perfekte Ort, um von der eigenen Karriere als Schauspielerin zu träumen, die jedoch trotz zahlreicher Vorsprechen erfolglos bleibt. Eines Tages lernt sie Sebastian (Ryan Gosling) kennen, einen Jazzpianisten, der gerne seinen eigenen Club eröffnen möchte, und die beiden verlieben sich ineinander. Sebastian macht ihr Mut, er inspiriert sie dazu, ein eigenes Bühnenstück zu schreiben und aufzuführen, während er gleichzeitig Karriere in einer Band macht, die mit jazzig angehauchter Popmusik die Bühnen stürmt. Langsam, aber sicher driften die Leben der Liebenden auseinander …
Wie schon in Whiplash erzählt Autor und Regisseur Damien Chazelle eine Geschichte über Menschen mit künstlerischem Talent und großen Träumen, und wieder einmal steht die Musik im Mittelpunkt. Schon der Beginn weckt große Erwartungen – und Erinnerungen an die Musicals aus Hollywoods Glanzzeit in den Vierziger- und Fünfzigerjahren. Eine Alltagssituation, ein Stau – und was gäbe es in der Autostadt L.A. alltäglicheres? – wird zur Bühne für eine große Show. Menschen steigen aus ihren Wagen, beginnen zu singen und zu tanzen und haben eine Menge Spaß, bevor alles wieder im täglichen Kleinklein endet. Kino als Eskapismus, eine Flucht aus dem tristen Alltag in einen Traum, der größer ist als das eigene kleine Leben.
Auch Mia und Sebastian träumen, weniger vom Ruhm, sondern vielmehr davon, ihre Leidenschaft zu leben. Das verbindet sie, das lässt sie sich zueinander hingezogen fühlen – und daran kann auch die Tatsache, dass Mia anfangs keinen Jazz mag, etwas ändern. Chazelle unterteilt seine Geschichte in jahreszeitliche Kapitel, beginnend mit dem Winter, der an der Westküste praktisch nicht vorhanden ist. Im Frühling, dem perfekten Zeitpunkt für eine neue Liebe, blüht selbige mit aller Macht auf. Mia und Sebastian sind füreinander bestimmt, das weiß der Zuschauer vom ersten Augenblick an, die beiden erkennen es erst später – natürlich in einem Kino, in dem ein Filmriss den magischen Moment zerstört, in dem es eigentlich zum ersten Kuss kommen sollte.
Chazelle unterläuft ständig die Erwartungen des Zuschauers, er widersetzt sich gekonnt den Genrekonventionen und sorgt dadurch für Reibungen und Irritationen, die lange im Gedächtnis bleiben. Seine Geschichte ist klar strukturiert, mit Querverweisen, versteckten Andeutungen und Songtexten, die über sich selbst hinausweisen. Er erschafft immer wieder zarte, zauberische Momente voller anmutiger Poesie, die aus einer anderen Zeit zu stammen scheinen. Überhaupt spielt Nostalgie eine wichtige Rolle in der Geschichte, der vergebliche Versuch, Vergangenes vor dem Vergessen zu bewahren, der nur erfolgreich sein kann, wenn er mit Leidenschaft gepaart ist. Das stellt Sebastian letztendlich mit seinem Club unter Beweis, das ist am Ende der Schlüssel zu Mias Erfolg.
Die Geschichte ist relativ simpel, in der Mitte kommt es sogar erstaunlicherweise zu einigen kleineren Längen, weil man den Figuren zwar nahe kommt, aber auch nicht zu nahe, weil es an härteren Konflikten und Grenzerfahrungen fehlt, die Whiplash so besonders, so intensiv gemacht haben. La La Land ist ein Wohlfühlfilm mit nostalgischer Note und einem bittersüßen Ende, das noch lange in Erinnerung bleiben wird. Die erste Hälfte zaubert ein Lächeln in das Gesicht des Zuschauers, die zweite lässt einen über das Leben und seine Möglichkeiten nachdenken, über das, was hätte sein können, wenn…
Alles in allem ein wunderschöner Film zum Träumen und Sich-Verzaubern-Lassen und eine der schönsten Liebesgeschichten der letzten Jahre.
Note: 2+