Unser Hotel liegt in einem hinreißenden Tal, umgeben von majestätischen, rot leuchtenden Bergen. Traumhaft! Am Donnerstag wollten wir die Gegend etwas genauer erkunden und machten uns in aller Frühe – nach einem üppigen Frühstück mit Bagels, Waffeln und Donuts – auf, um ein bisschen zu wandern. Zuerst mussten wir allerdings ein bisschen fahren, vorbei an zahlreichen Häusern, die zum Teil hinter Bäumen versteckt, die Straße säumen. Wer hier lebt, wohnt wirklich am A…llerwertesten der Welt, aber wenigstens an einem sehr hübschen Hinterteil…
Der Baldwin-Trail, den wir uns ausgesucht hatten, führt um eine gewaltige Felsformation herum, teilweise an einem munter plätschernden Bach entlang, teilweise durch einen zart nach Pinien und Wacholder duftenden Wald. Überall um uns herum schmetterten lautstark hunderte Grillen. Wenn plötzlich alle gleichzeitig verstummen und es schlagartig totenstill wird, ist das schon fast unheimlich. Wenigstens gibt es hier keine wilden Tiere.
Der erste Teil des Wegs ist nicht sonderlich aufregend, so dass wir uns entschieden, noch einen zweiten Trail anzuhängen, der unterwegs abzweigt und zum Cathedral Rock führt, einer bekannten Landmarke von Sedona. Was wir nicht wussten: Um auf den Gipfel zu kommen, mussten wir knapp dreihundert Höhenmeter überwinden, zum Teil steile Felsen hochklettern und uns durch Verengungen im Fels quetschen. Alles in allem kein Zuckerschlecken, vor allem wenn man unter Höhenangst leidet. Apropos Höhe: Wir befinden uns zwar nur auf knapp 1400 Metern Höhe, aber irgendwie ist hier die Luft schon dünner. Oder wir einfach nur außer Form.
Der anstrengende Aufstieg lohnt sich aber, denn der Blick vom Gipfel ist atemberaubend schön. Mit uns war eine japanische Reisegruppe hochgeklettert, und neben uns begann zwei junge Frauen zu meditieren. Eine davon blies in eine Art Flöte (die vielleicht auch eine gigantische Muschel war) und erzeugte merkwürdige Töne. Der wilde Westen traf hier auf den fernen Osten.
Nach unten ging es erstaunlich flott, allerdings stand uns dann noch der Rückweg zu unserem Pfad und dessen zweite Hälfte bevor, die landschaftlich wesentlich reizvoller war. Nach knapp vier Stunden waren wir dann zurück am Parkplatz und völlig fertig. Außerdem hatte ich einen leichten Sonnenbrand an den Armen, trotz Sonnencreme. Muss wohl die Höhe sein.
Völlig geschafft fuhren wir ins Hotel zurück, um zu versuchen, die anhaltenden Internetprobleme zu lösen, womit wir die halbe Belegschaft beschäftigt hielten. Leider ohne Erfolg. Inzwischen war es zu spät für eine zweite Wanderung (Glück gehabt!), weshalb wir einen Ausflug nach Sedona unternahmen.
Auch bei genauerer Betrachtung hat die Stadt etwas für sich. Sie ist klein und sehr touristisch angelegt, die Hälfte der Geschäfte besteht aus Souvenirläden (die viel indianisches Kunsthandwerk anbieten), die andere aus Restaurants und Läden für die esoterisch interessierte Klientel. Da es wenig Platz gibt, sind die Geschäfte sowohl im Erdgeschoss als auch im ersten Stock zu finden, mit Gehsteigen in Form zweigeschossiger Veranden. Eingedenk der immer noch starken Sonnenbestrahlung und meiner geröteten Haut sah ich mit Hut und Jacke aus wie ein Vampir am Strand, aber in einer Stadt, in der an jeder zweiten Ecke ein Wahrsager seine Dienste anbietet, hat man wohl schon exzentrischere Erscheinungen gesehen.