Santa Fe war der östlichste Punkt unserer Reise, seit Donnerstag geht es nun wieder gen Westen und zurück nach Los Angeles. Es werden drei lange Fahrttage mit wenigen Unterbrechungen, aber das, was wir noch zu sehen bekommen werden, ist wunderschön.
Zunächst ging es durch eine insgesamt sehr abwechslungsreiche Landschaft zu den Ruinen eines antiken Pueblos: Weite Prärieebenen mit schroffen Bergketten im Hintergrund bestimmten das Bild, die Flüsse, die wir überquerten, waren jetzt im Herbst nahezu komplett ausgetrocknet, und die Ortschaften waren klein und eher trostlos. Kein Wunder, denn hier grenzt ein Indianerreservat ans andere, und die Lebensumstände der amerikanischen Ureinwohner sind auch Anfang des 21. Jahrhunderts alles andere als rosig. Immerhin dürfen sie Kasinos betreiben, und das tun sie auch – mit dem Ergebnis, dass man alle paar Meilen eines findet und sie sich gegenseitig mit Angeboten zu übertreffen versuchen.
Die Aztec Ruins sind ein National Monument, das gleichzeitig auch zum Weltkulturerbe gehört. Man kann die Ruinen eines Pueblos aus der Zeit zwischen dem späten elften und dem späten dreizehnten Jahrhundert bewundern, dessen Grundmauern in einem erstaunlich guten Zustand sind. Ein Pfad führt durch den westlichen Teil der Anlage, die aus mehreren zeremoniellen Gemeinschaftsräumen (Kivas) und rund vierhundert Zimmern besteht; der östliche Teil ist noch immer größtenteils nicht ausgegraben.
Eine kleine Ausstellung im Visitor Center rundete den Besuch ab, bei dem man einiges über die amerikanischen Ureinwohner erfahren kann. Der Abstecher lohnte sich auf jeden Fall, kostete nicht viel Zeit und lag gewissermaßen auf unserem Weg.
Am frühen Abend erreichten wir dann endlich unser Ziel: Monument Valley. Wir sind vor sieben Jahren schon einmal hier gewesen, aber der Anblick der roten Tafelberge in der weiten Prärie ist jedes Man atemberaubend. Man hat das Gefühl, sich mitten im Wilden Westen zu befinden, zumindest so, wie Hollywood ihn sich vorstellt.
Die Stunde bis zum Sonnenuntergang verbrachten wir weitgehend damit, uns das Farbspektakel anzusehen und Bilder zu schießen. Wir waren dabei nicht allein, denn es wimmelte nur so von Touristen aus aller Herren Länder, die für ein wahrhaft babylonisches Sprachgewirr sorgten. Da wir die Nacht in dem von Indianern geführten Hotel verbrachten, konnten wir uns Zeit lassen und mussten uns bei Einbruch der Dunkelheit nicht noch einmal ins Auto setzen.
Statt wie geplant noch zu Golding‘s Trading Post zu fahren, um dort zu essen, entschieden wir uns, das Restaurant im Hotel aufzusuchen. Die Bewertungen im Internet waren leider nicht so gut, umso überraschter waren wir von der Qualität des Essens. Besonders gut geschmeckt hat das Frybread, das traditionelle Brot der Navajos, das mehr frittiert als gebacken und mit Honig gegessen wird. Geschmacklich erinnert es entfernt an einen Berliner oder Krapfen, war zum Glück aber nicht so fettig. Als Hauptgericht gab es eine Mischung aus diversen Speisen, die typisch für die hiesige Küche sind, uns vor allem aber an die Tex-Mex-Gerichte der letzten zwei Wochen erinnerten: Ein hervorragender grüner Chili-Eintopf gehörte ebenso dazu wie Posole, Tacos und etwas, das möglicherweise ein Hammeleintopf war, zumindest habe ich es nicht mehr so richtig in Erinnerung. Die Preise liegen etwas über dem Durchschnitt, dafür sind die Portionen kleiner als man es hier kennt, aber man muss auch die besondere Lage des Hotels berücksichtigen, das praktisch mitten im Nirgendwo liegt. Alles in allem war es sehr zufriedenstellend.
Nach dem Essen waren wir noch kurz auf die Terrasse, um einen Blick auf den Sternenhimmel zu werfen, der aber zu dem Zeitpunkt noch nicht in seiner ganzen Pracht zu sehen war. Man darf gespannt sein, ob wir es am Freitagmorgen schaffen, zum Sonnenaufgang wieder draußen zu sein …