Santa Fe

usa87Santa Fe ist eine der ältesten Städte in den USA und wurde zehn Jahre, bevor die Gründerväter an der Ostküste landeten, von den Spaniern gegründet. Die Indianer waren natürlich schon lange vorher da. Nach der vielen Natur wollten wir uns heute einmal einen „Stadturlaub“ gönnen und uns diese hübsche, kleine Stadt näher ansehen.

usa88Santa Fe hat nur etwas über siebzigtausend Einwohner, aber im Umland wohnen noch sehr viel mehr Menschen, und obwohl wir uns in der Nachsaison befinden, war es ziemlich voll auf den Straßen. Die meisten davon waren natürlich Touristen wie wir. Zum Glück gibt es in der Nähe der Stadtmitte große Parkhäuser, außerdem sind die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sehr gut fußläufig zu erreichen.

usa89Mitte des letzten Jahrhunderts hat der Stadtrat beschlossen, dass sämtliche Neubauten in der Innenstadt im Adobe- oder Pueblostil erbaut werden müssen, was Santa Fe ein einzigartiges und sehr unamerikanisches Stadtbild verleiht. Das ist ein Grund, warum der Ort so beliebt bei Touristen ist, der andere ist die ungeheure Kreativität, die sich hier in rund zweihundert Kunstgalerien und etlichen Museen manifestiert. Nahezu jedes Geschäft verkauft Kunst, manchmal auch Kitsch, dazu indianische Kleidung, Cowboyhüte und –stiefel sowie die gängigen Souvenirs.

usa85Etwas, wofür Santa Fe ebenfalls berühmt ist, ist meistens rot und scharf: Chilis. Man sieht sie überall, zu Bündeln zusammengebunden oder zu Kränzen geflochten, hängen sie neben den Eingängen oder an den Wänden. Nachdem wir die Kathedrale, die älteste Kirche, das älteste Haus, den Gouverneurspalast und einige andere Sehenswürdigkeiten besichtigt hatten, bummelten wir noch über einen Wochenmarkt, um solch ein scharfes Souvenir mitzunehmen. Wir sind auch auf Chipotle-Gewürz gestoßen, und ich bin schon neugierig, wie das wohl schmecken wird; es riecht schon mal sehr gut.

usa86Unsere Tour durch Santa Fe endete im bekannten Hotel La Fonda, wo wir zu Mittag gegessen haben. Wir entschieden uns für die lokale Tex-Mex-Küche, die hier zu Ehren des Bundesstaates natürlich new mexican cuisine genannt wird. Es war sehr lecker, vor allem die Aniskekse, die zum Dessert gereicht wurden …

Weil wir schon lange nicht mehr im Kino waren, entschlossen wir uns, am Nachmittag noch einen Film anzusehen:

Die glorreichen Sieben

Bartholomew Bogue (Peter Sarsgaard) ist ein skrupelloser Räuberbaron des Wilden Westens, der ein Auge auf das Land armer, aber rechtschaffener Farmer geworfen hat und sie mit Gewalt dazu bringen will, an ihn zu verkaufen. Matthew Cullen (Matt Bomer) ist einer der wenigen, der sich widersetzt – und erschossen wird. Seine Witwe (Haley Bennett) engagiert daraufhin eine Reihe bekannter Gunmen (Denzel Washington, Chris Pratt, Ethan Hawke, Vincent D‘Onofrio u.a.), um Bogue zur Strecke zu bringen.

Schon das Original von John Sturges aus dem Jahr 1960 war ein Remake und basierte auf dem Kurosawa-Klassiker Die sieben Samurai, mehr als die Grundidee ist davon aber nicht geblieben. Regisseur Antoine Fuqua scheint sich eine Menge Western angesehen zu haben, denn er beherrscht die Sprache des Genres aus dem Effeff, auch die Bilder sind wunderschön anzusehen, aber ein bisschen wirkte das Ganze wie die Pflichtübungen beim Eiskunstlauf – perfekt inszeniert, aber auch etwas formelhaft.

Waren es in den Vorgängerfilmen noch Banditen, die das Dorf überfallen haben, fokussiert sich nun alles auf einen verbrecherischen Unternehmer – verhaltene Kapitalismuskritik inklusive. Doch eine wirkliche Rolle spielt das eigentlich nicht, wie man überhaupt der Figur des Bogue kaum nahe kommt. Einmal böse, immer böse, selbst im Angesicht des Todes zeigt er kein bisschen Bedauern, was ihn zu einem recht eindimensionalen Bösewicht macht.

Die sieben Helden bekommen immerhin etwas mehr Kontur, schließlich sind einige davon große Stars, die entsprechend in Szene gesetzt werden wollen. Denzel Washington spielt einmal mehr den aufrechten Helden, der sich für die Schwachen einsetzt; dass er noch eine private Rechnung offen hat, erfährt man erst gegen Ende. Chris Pratt macht, was er am besten kann: Faxen. Das macht er aber hervorragend, und man kann sich vorstellen, dass er beim Dreh eine gute Zeit hatte. Vincent D’Onofrio bleibt einem vielleicht am nachhaltigsten in Erinnerung, schon allein aufgrund seiner physischen Präsenz und seiner superben Darstellung eines im Grunde sanften Riesen. Auch Ethan Hawke bekommt eine konfliktreiche, problematische Vergangenheit, mit der er sich auseinandersetzen muss, was aber leider zu kurz kommt. Bis die glorreichen Sieben sich erst einmal gefunden haben, muss also eine Menge erzählt werden, dabei fallen die Motive der Helden, sich auf dieses Himmelfahrtkommando einzulassen,  größtenteils unter den Tisch, was schon ein wenig ärgerlich ist.

Auch die Zusammensetzung der Gruppe wirkt wie von der Presseabteilung diktiert, um möglichst viele Zuschauerschichten anzusprechen und den Film auch in Asien verkaufen zu können. So werden die Sieben nicht nur von einer äußerst wehrhaften Frau angeheuert und von einem Schwarzen angeführt, sondern haben auch einen Mexikaner, einen Chinesen und einen Komantschen in ihren Reihen. Multikulti gegen das Böse.

Insgesamt scheint der Film keinem wirklich wehtun, sondern sich auf seine einfache, klare Geschichte konzentrieren zu wollen, und das gelingt ihm hervorragend. Man hätte dieses erneute Remake nicht gebraucht, man hätte sicherlich auch mehr daraus machen können, aber es ist auf jeden Fall ziemlich unterhaltsam.

Note: 3+

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Mark G. & Pi Jay in La-La-Land 2016 von Pi Jay. Setze ein Lesezeichen zum Permalink.

Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.