Als ich am Freitagmorgen aus dem Fenster blickte, sah ich zwar nicht in einen strahlend blauen Himmel, doch zumindest hatte es aufgehört zu regnen.
Es war immer noch sehr bewölkt, sah aber danach aus, dass es bald aufklaren würde. Ein perfekter Tag zum Wandern.
Nach dem wie immer sehr leckeren, üppigen Frühstück – so allmählich bin ich die Pfannkuchen und Waffeln leid – machten wir uns erneut auf den Weg zu The Needles. Unterwegs tröpfelte es noch vereinzelt, aber als wir endlich ankamen, war der Himmel Postkartenblau und mit dicken Wattewölkchen überzogen. Mit vierundzwanzig Grad war es außerdem nicht zu heiß.
Unser Ziel hieß Elephant Hill und war nur über eine staubige Schotterstraße zu erreichen, die aber in sehr gutem Zustand war. Der Parkplatz war schon recht gut gefüllt, wir waren leider etwas zu spät dran für diese mit gut sieben Stunden recht lange Wanderung, aber einen Platz haben wir doch noch bekommen. Eine ganze Reihe von Jeeps, die eine Sondergenehmigung hatten, brach gerade auf, um das Hinterland zu erkunden, und quälte sich auf abenteuerliche Weise den Berg hinauf.
Zunächst ging es einen steilen Hang hinauf, die Felsen bildeten teilweise natürliche Stufen, teilweise haben die Rancher nachgeholfen und große Steine, dicke Äste oder Balken bereitgelegt, so dass man ganz gut vorankam. Oben angelangt, ging es über ein Plateau weiter, das auf der einen Seite von tiefen Tälern, auf der anderen von hohen Felswänden gesäumt wurde. Die zerklüfteten Felsformationen in cremigem Weiß oder mattem Rot bildeten einen ebenso abwechslungsreichen wie überaus fotogenen Hintergrund. Die viele Fotostopps waren dann auch ein Grund, warum wir so langsam vorankamen. Dass ich unterwegs noch einen Penny gefunden habe, war dann wirklich ein glückverheißendes Omen.
Bis zum Elephant Hill mussten wir mehrere Schluchten durchqueren, dabei über sandige Felsbrocken klettern, uns durch enge Spalten zwängen und endlos viele natürliche Stufen hinab- und auf der anderen Seite wieder hinaufsteigen. Bald rann uns der Schweiß nur so herunter – Schönheit muss eben verdient werden. Der letzte Anstieg zum Aussichtspunkt war noch einmal richtig steil, dafür wurden wir mit einem fantastischen Ausblick über zwei Täler belohnt. Sicherlich einer der schönsten Punkte im gesamten Park.
Warum der Punkt Elephant Hill genannt wird, hat sich mir nicht entschlossen, denn es war weder ein Hügel noch hat man irgendwo etwas gesehen, das auch nur entfernt an einen Dickhäuter erinnert hätte. Von hier aus startet ein weiterer Wanderweg, der in einem weiten Bogen ein pittoreskes Tal durchmisst, einige schmale Canyons durchquert und dann zum Ausgangspunkt zurückkehrt. Wir hatten auch fest vor, ihn zu absolvieren, doch nach einem guten Drittel der Strecke zog sich der Himmel immer mehr zu, und es begann sogar zu donnern. Außerdem lief uns die Zeit davon; bis wir wieder am Auto angelangt wären, wäre es vermutlich schon fast dunkel gewesen. Deshalb entschlossen wir uns, lieber umzukehren.
Dank des Glückspennys gerieten wir weder in ein Gewitter noch wurden wir mit einer Flashflood konfrontiert, vor der uns ein Ranger gewarnt hatte. Auf unsere Frage, was dann zu tun wäre, meinte er nur: Am besten sitzt man sie aus und verspeist seine Brotzeit. Abgesehen davon, dass wir keine dabei hatten, stelle ich mir das im Regen auch ausgesprochen unangenehm vor.
Auch ohne die gesamte Wanderung gemacht zu haben, sind wir am Freitag fast sechzehn Kilometer gelaufen, vermutlich zehn davon geklettert, auch wenn es immer wieder gerade Strecken gab. Es war auf jeden Fall verdammt anstrengend, und am Ende fiel es uns schon schwer, aus dem Auto zu kommen.
Trotz all der Mühen war es aber ein wunderbarer Ausflug und eine tolle Wanderung in einer atemberaubenden Landschaft. Wir haben nette Leute getroffen, einige Schwätzchen gehalten, ungefähr sechs oder sieben Liter Wasser getrunken und vermutlich acht davon wieder ausgeschwitzt. Ein schöner Tag, in Zukunft bitte aber weniger davon …