Als wir am Dienstagmorgen gegen acht Uhr in Cedar City aufbrachen, war gerade die Sonne aufgegangen – auch hier spürt man eben leider immer deutlicher, dass es Herbst geworden ist. Die Temperaturen lagen nur wenige Grad über Null, dafür kletterte die Quecksilbersäule tagsüber auf knapp dreißig Grad, es gibt also keinen Grund, sich über schlechtes Wetter zu beschweren.
Unterwegs hielten wir in einem kleinen Kaff mit fünf Häusern und drei Restaurants an, um ein spätes Frühstück zu uns zu nehmen. Ohne die Nähe zu den Nationalparks wären manche dieser Orte heute vermutlich schon Geisterstädte, und ich weiß nicht, ob sie wirklich gut über die Runden kommen. Das gemütliche Lokal, das wir aufsuchten, besaß immerhin eine kleine Terrasse und war mit indianischen Souvenirs dekoriert, die allesamt zum Verkauf standen. Mein Omelette war sehr gut, sogar die Beilagen – Kartoffeln und Toast – waren überraschend schmackhaft, und sie hatten sogar eine kleine Auswahl diverser Tees im Angebot. Ein paar Häuser weiter lag ein Burger Joint, der eine große Werbetafel auf seinem Parkplatz aufgestellt hatte, auf der ein Zitat aus der Los Angeles Times (!) die umwerfenden Burger und erstklassigen Shakes lobte. Da fragt man sich unwillkürlich, wie alt diese Kritik wohl war – und ob es die L.A. Times überhaupt noch gibt …
Die meiste Zeit des Tages verbrachten wir leider im Auto, was angesichts der weiten Entfernungen in den USA unvermeidlich ist. Dafür wird man mit einer phänomenalen Landschaft entschädigt, die ihresgleichen in der Welt sucht. Wir fuhren über weite Prärieebenen, auf denen weiß-goldenes Gras wogte, kamen an pittoresken Farmen vorbei, die aussahen wie aus einem Frank Capra-Film, und erreichten schließlich die spektakuläre Landschaft des Capitol Reef National Parks.
Vor sieben Jahren sind wir bereits einmal hier gewesen und haben einige kleinere Wanderungen unternommen, deshalb haben wir heuer beschlossen, die Schönheit nur im Vorbeifahren zu genießen. Aber wir haben auch immer wieder angehalten, um ein oder zwei (Dutzend) Fotos zu schießen.
Unser eigentliches Ziel war der Goblin State Park, der aussieht, als wäre er nicht von dieser Welt, was vermutlich der Grund dafür ist, dass er in dem Film Galaxy Quest als Kulisse diente.
Er erstreckt sich über drei miteinander verbundene Täler, die man auf eigene Faust und nach Herzenslust durchwandern darf; richtige Wege gibt es keine. Wind und Wetter haben hier im Laufe der Zeit die skurrilsten und groteskesten Steinformationen geschaffen, die seit jeher die Fantasie der Betrachter angeregt haben. Man kann Enten, Frösche oder Gesichter erkennen, und weil viele Figuren wie buckelige kleine Männchen aussehen, hat man sie mit Kobolden verglichen und den Park entsprechend benannt.
Auf dem Parkplatz herrschte großer Andrang, aber viele Amerikaner haben sich lediglich im ersten Tal umgesehen und sind dann wieder gefahren. Ich muss zugeben, es war zu heiß, um alles zu erkunden, und irgendwann gleichen sich die steinernen Kobolde ohnehin alle, aber zwei der drei Sektionen haben wir erwandert. Die Landschaft ist wirklich wunderschön und bietet an jeder Wegbiegung neue Ausblicke, die einen immer wieder über den Einfallsreichtum von Mutter Natur staunen lassen.
Vom Goblin State Park waren es noch weitere zweieinhalb Stunden bis Monticello, wo wir bis zum Wochenende in einem wunderschönen B & B wohnen werden. Sehr viel haben wir davon bislang noch nicht zu Gesicht bekommen, da es bei unserer Ankunft bereits dunkel war, aber ein ausführlicher Bericht folgt dann morgen an dieser Stelle …