Vergangenen Sonntag wurden wir beraubt: Man hat uns eine Stunde „gestohlen“, und wir bekommen sie erst in etlichen Tagen wieder, wenn wir in die pazifische Zeitzone zurückkehren. Vielleicht war das der Grund, warum wir am Montagmorgen nicht so richtig aus den Startlöchern kamen. Nach einem viel zu süßen, suboptimalem Frühstück machten wir uns auf den Weg nach Kolob Canyons, dem nordwestlichen Ausläufer des Zion National Park, dem wir bei unseren vergangenen Besuchen bislang keine Beachtung geschenkt hatten.
Der Grund dafür ist einfach: Dieser Teil des Parks ist durch eine hohe Bergkette vom größeren Rest getrennt. Es gibt keine Straße zwischen beiden Sektionen, dafür eine Reihe von Wanderwegen, auf denen man etliche Tage unterwegs sein kann. Hier wie dort überwiegt der typisch rote Felsen, der sich auf angenehmste Art vom üppigen Grün der Wälder absetzt und weniger stark zerklüftet ist als zum Beispiel im benachbarten Bryce National Park. Beide Teile Zions sind wunderschön, Kolob Canyons ist lediglich etwas abgelegener und kleiner.
Es gibt auch nur drei Wanderungen, die man ohne Übernachtungen schaffen kann, zwei davon haben wir absolviert. Die dritte führt zum Kolob Arch, dem zweitlängsten Felsbogen der Welt, der den Fotos nach zu schließen jedoch sehr nahe an einer Felswand sitzt, und dauert ca. acht Stunden. Das war uns zu lang und zu anstrengend, deshalb entschieden wir uns, zunächst den Taylor Creek Trail auszuprobieren. Dieser Pfad folgt dem Lauf des gleichnamigen Baches und überquert ihn ungefähr fünfzig Mal, bevor er in einem Talkessel endet. Dort befinden sich die „double arch alcoves“, die im Grunde nicht mehr als zwei Nischen in einer dunkelroten Felswand sind – hübsch, aber nicht außergewöhnlich. Man kann sagen, der Weg ist das eigentliche Ziel, denn die Wanderung führt durch einen hübschen Wald, der sich bereits herbstlich verfärbt, und man hat immer wieder sehr schöne Ausblicke auf die umliegenden Berge und Felswände.
Erstaunlicherweise waren recht viele Wanderer unterwegs, die überwältigende Mehrheit davon sogar Amerikaner. Man ruft sich ein fröhliches Hallo zu – Ich glaube, ich habe noch nie so viele Menschen an einem Tag begrüßt – und bleibt auch mal für einen kleinen Plausch stehen. Trotzdem hatten wir die Alkoven-Bögen während unserer kleinen Lunchpause ganz für uns allein.
Nach gut drei Stunden waren wir wieder zurück und ziemlich geschafft. Der Weg ist zwar nicht übermäßig anstrengend, aber man klettert ständig die Böschung hinauf und hinunter. Vielleicht sind wir auch schlicht und einfach außer Form. Die dritte und mit einer halben Stunde sehr kurze Wanderung führt vom Kolob Canyons Viewpoint noch ein gutes Stück den Berg hinauf, von wo aus man eine fantastische Aussicht auf die Pine Valley Mountains hat.
Nach dieser Strapaze beschlossen wir, Schluss zu machen und essen zu gehen. Unsere Wahl fiel auf einen mexikanischen Imbiss, der angeblich zu den besten Lokalen der Stadt zählt. Das Essen – Chile Rellenos, Burritos und Enchiladas mit den unvermeidlichen Bohnen und Reis – war auch nicht schlecht, allerdings sind wir in dieser Hinsicht leider ein wenig verwöhnt …
Der Rest des Abends gehörte ganz der amerikanischen Politik und der Debatte zwischen Clinton und Trump.