Man kann über Panaca sagen, was man will, es gibt dort immerhin ein sehr nettes B & B, in dem wir übernachtet haben. Der einzige Nachteil unserer Unterkunft: Es gab wegen eines technischen Problems kein Internet. Das Frühstück wurde dafür sehr liebevoll von der Managerin zubereitet, aber da sie um neun Uhr mit ihren sieben Kindern in der Kirche sein musste, wurde es bereits um sieben Uhr serviert.
Immerhin konnten wir uns so frühzeitig auf den Weg zum nächsten Park machen, der zum Glück auch nicht sehr weit entfernt lag. Zuerst ging es über eine schnurrgerade verlaufende Straße durch eine Landschaft, die so platt war, als hätte jemand mit einer gigantischen Pfanne darauf geklopft. Als es gerade anfing, ein wenig monoton zu werden, gelangten wir nach Cedar City, von wo aus wir weiterfuhren zum Cedar Breaks National Monument. Der Weg dorthin führte durch luftige Tannenwälder, die mit Flecken aus Laubbäumen durchsetzt waren, deren Blätter gelb und rot aufflammten. Am Wegesrand blühten dicht an dicht kleine Büschel Fremont Cottonwood in leuchtendem Gelb, und hin und wieder tauchten in der Ferne zerklüftete Felsformationen auf, die blutrot in der Sonne glühten. Der Herbst hat auch hier eindeutig Einzug gehalten.
Die Straße kletterte höher und höher hinauf in die Berge und erreichte schließlich einen Punkt, an dem man über ein weites Tal auf den Zion National Park hinunterblicken konnte, der ungefähr 55 Meilen entfernt ist. Gegen Mittag erreichten wir schließlich Cedar Breaks und hatten Glück, noch einen freien Parkplatz zu ergattern. Das schöne Sonntagswetter lockte anscheinend etliche Amerikaner vor die Tür, von denen die meisten bereits im Rentenalter waren. Ich glaube, wir waren so ziemlich die einzigen Europäer hier.
Dieses National Monument lassen die meisten Touristen links liegen, weil es sie eher in die National Parks Bryce und Zion zieht, die nicht weit entfernt sind. Dabei lohnt sich Cedar Breaks durchaus, wenn man die anderen beiden schon kennt und von ihrer Schönheit beeindruckt war, denn hier bekommt man so ziemlich dasselbe geboten, nur eben ein wenig kleiner und überschaubarer, dafür aber auch mit weniger Massenandrang.
Viele amerikanische Reisende bemühen sich lediglich zu den Aussichtspunkten, schießen ein paar Fotos und fahren dann weiter. Wandern tun relativ wenige, so dass man die schönsten Stellen immer für einige Minuten ganz für sich allein haben kann. Die Landschaft in Cedar Breaks ist im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend, nicht nur wegen ihrer farbenprächtigen Schönheit, sondern auch weil man sich in knapp 3.200 m Höhe befindet, wo der Sauerstoff schon reichlich knapp ist. Die Zugspitze ist jedenfalls niedriger. Beim Aufstieg klopfte das Herz ganz schön in der Brust, und wir schnauften wie zwei alte Kutschenpferde. Hier und da lagen kleine Schneenester, schließlich zeigte das Thermometer lediglich zehn Grad Celsius, und der Boden hatte sich über weite Strecke in weichen Morast verwandelt, der einem an den Schuhen klebte. Schritt für Schritt konnte man buchstäblich über sich hinauswachsen, weil man immer mehr Modder unter den Sohlen hatte, und gelegentlich konnte nur ein freundlicher Baum verhindern, dass man mit dem Gesicht voran im Schlamm landete. „Like skiing on mud“, nannte es eine Frau, mit der wir ins Gespräch kamen. Treffender kann man es nicht beschreiben.
Aber all die Strapazen lohnen sich! Wir haben zwar nur die Wanderung zum Spectra Point unternommen (eine Meile hin, eine zurück, was knapp zwei Stunden gedauert hat), aber die hatte es auch in sich. Belohnt wurden wir mit traumhaften Ausblicken auf das Amphitheater mit seinen zerklüfteten Felsformationen und kleinen Hoodoos. Wer es weniger anstrengend mag, kann auch die drei Aussichtspunkte abklappern, die mühelos mit dem Wagen zu erreichen sind. Und auch die Fahrt von Cedar City zum Park hoch lohnt den Abstecher.
Am Nachmittag waren wir wieder zurück in dieser sympathischen kleinen Stadt, die einen properen und gepflegten Eindruck macht. Es gibt viele Motels und Restaurants, so dass wir diesmal keine Probleme hatten, an eine ordentliche Mahlzeit zu gelangen. Entschieden haben wir uns für ein chinesisches Restaurant, das überraschenderweise erstaunlich gutes Sushi in einer riesigen Vielfalt anbot. Auch die Muscheln und vor allem die Kokos-Shrimps waren ziemlich lecker. Das gelungene Ende eines großartigen Tages.