Abenteuer Nahverkehr

Tag 2 in Las Vegas begann mit einem kleinen Abenteuer: Wir wollten einmal den öffentlichen Nahverkehr testen und lösten daher ein Drei-Tages-Ticket für die beiden Buslinien, die den Strip und Downtown miteinander verbinden. Zum einen gibt es den Deuce, zum anderen den SDX, der eine ist Blau, der andere Blau-Golden (das Gold sieht für mich aber eher nach Beige Metallic aus, aber ich will hier ja nicht die Farbpolizei spielen). Las Vegas mag es gern ein wenig extravaganter, aber wie in den meisten Fällen ist das alles nur Fassade. Immerhin sind die Busse pünktlich, klimatisiert und sehr gepflegt. Das Ticket kostet für drei Tage nur zwanzig Dollar und ist damit eine echte Alternative zum Mietwagen, den man ohnehin kaum benutzt.

usa8Die Fahrt vom Excalibur nach Downtown hat eine knappe halbe Stunde gedauert, viel schneller wäre man mit den eigenen vier Rädern auch nicht gewesen, und die Busse fahren im Viertelstundentakt. Hinzu kommt, dass man Plätze sieht, die einem ansonsten verborgen bleiben – schäbige Wohnsiedlungen, brachliegende Flächen, vor allem das Nordende des Strips ist ein einziges städtebauliches Entwicklungsgebiet mit Baustellen und Bauruinen, und triste Parkplätze. Hat sich also schon mal gelohnt. Man kann die Stadtplaner andererseits aber auch für ihren grenzenlosen Optimismus bewundern, wenn sie beispielsweise einen Art District präsentieren, der aus einer Galerie, einer Handvoll Wandgemälden und kleineren Läden mit Künstlerbedarf besteht. Das wirklich schmucke Designzentrum könnte eventuell auch noch dazu gehören, da bin ich mir nicht ganz sicher.

usa10usa9In Downtown haben wir einen Abstecher zum Golden Gate-Hotel gemacht, eine der ältesten Herbergen der Stadt, die nach wie vor in Betrieb ist, um im Restaurant Du-Par’s zu frühstücken. In diesem Hotel wurde angeblich vor sechzig Jahren der Shrimp-Cocktail erfunden und wird nach wie vor serviert, in etwa sogar noch zu denselben Preisen. Vorzüglich sind jedoch vor allem die Buttermilch-Pancakes, die nach einem Rezept aus dem Jahr 1938 gefertigt werden, und in ihrer Konsistenz eher an unsere Biskuitböden erinnern. Sehr lecker, aber auch unglaublich mächtig.

Solchermaßen gestärkt, unternahmen wir noch einen kleinen Abstecher zu einer Outlet Mall – auch das ein beliebter Zeitvertreib bei den Touristen. Bei Calvin Klein finde ich eigentlich immer etwas, und diesmal war es sogar bezahlbar, und mit neuen Converse-T-Shirts kann man auch nie etwas falsch machen. Heuer waren viele Russen unterwegs, dazu einige genervte Chinesen, aber fast gar keine Deutschen. Dabei haben wir gerade German Season, vielleicht lassen sich jedoch viele von den Flugpreisen und dem Dollarkurs abschrecken.

Am Abend wollten wir uns spontan eine Show ansehen. Es gibt am Strip etliche Verkaufsstellen, an denen man Tickets zum halben Preis bekommen kann, dabei ist man allerdings stark vom Angebot abhängig. Man kann Glück haben und eine Karte für das Wunschprogramm ergattern, oder eben auch nicht. Wir haben uns im Hotel direkt nach Tickets erkundigt, um einmal die Preise zu vergleichen. Wenn man sich dann noch eine Player’s Card ausstellen lässt, was in der Regel kostenlos ist, kann man ebenfalls kräftig sparen. So kamen wir an Karten für Zumanity.

Die Cirque du Soleil-Show, die im New York New York beheimatet ist, bietet eine bunte Mischung aus Akrobatik, Musik, Tanz und Comedy. Alles dreht sich dabei um die menschliche Sexualität, es gibt jede Menge schlüpfrige Witze, zweideutige Bemerkungen und viel nackte Haut. Für Europäer ist das alles völlig harmlos, prüde Amerikaner dürften damit allerdings so ihre Probleme haben. Insgesamt waren es vergnügliche und kurzweilige neunzig Minuten mit einigen sehenswerten Zirkus-Nummern. Die ultimative Cirque du Soleil-Show ist und bleibt allerdings Love.