Der Countdown läuft. Noch vier Tage, dann starten Mark G. und ich wieder Richtung USA in den wohlverdienten Urlaub, und selbstverständlich wird es dann auch eine La-La-Land-Kolumne geben. Allerdings nicht am Montag, sondern vermutlich ab Dienstag mit dem ersten Beitrag aus der Stadt der Sünde.
Heute gibt es den letzten regulären Beitrag, und es geht um eine Serie, die erst kürzlich auf Netflix erschienen ist und bereits für Furore gesorgt hat:
The Get Down
So langsam müssten wir eigentlich durch sein mit den Siebzigern. Vinyl und The Nice Guys blieben bereits hinter den Erwartungen ihrer Macher zurück, aber The Get Down ist gewissermaßen zum Erfolg verdonnert. Schließlich war die Netflix-Serie teuer genug, angeblich 120 Millionen Dollar soll sie gekostet haben, das bewegt sich schon in den Sphären von Game of Thrones, und damit wir alle recht lange etwas davon haben, werden die ersten sechs Folgen heuer, die zweiten sechs erst nächstes Jahr veröffentlicht. Vermutlich sind sie auch einfach nicht rechtzeitig fertig geworden.
Die Serie erzählt von der Geburt des Hip Hops in der Bronx und wirft dabei ein Schlaglicht auf einen Stadtteil, der heute Kultstatus genießt und als Musterbeispiel für die Exzesse der Gentrifizierung dient, damals aber aussah wie ein Dritte Welt-Land, das gerade einen Bürgerkrieg erlebt. Rauchende Ruinen überall, weil die Besitzer mehr Geld verdienen, wenn ihre Häuser abbrennen als wenn sie sie vermieten. Gleichzeitig hat die Stadt, die kurz vor dem finanziellen Kollaps steht, etliche Feuerwachen aufgelöst – eine im wahrsten Sinne brandgefährliche Kombination.
In dieser Welt sucht Ezekiel (Justice Smith) seinen Weg als Musiker und Poet. Er ist wahnsinnig in Mylene (Herizen F. Guardiola) verliebt, Tochter des strengen Pastors Cruz (Giancarlo Esposito), der es gar nicht gern sieht, dass sie davon träumt, Karriere als Disco-Star zu machen. Ezekiel freundet sich mit dem Sprayer und angehenden DJ Shaolin Fantastic (Shameik Moore) an, der das Talent des jungen Mannes für die Musik der Sprache erkennt.
Dies ist nur ein Handlungsstrang, der wichtigste und emotionalste allerdings. Daneben geht es noch um Papa Fuerte, einen von Jimmy Smits hervorragend gespielten Kommunalpolitiker, der mit allen Wassern gewaschen ist, um diverse Drogenhändler und ihre Banden, die miteinander im Clinch liegen, um Ed Koch, der gerne Bürgermeister wäre, und um den großen Stromausfall von 1977. Es wird viel gelitten, geliebt, gesungen und getanzt, und wenn man weiß, dass der Pilot von Baz Luhrman inszeniert wurde, kann sich den nötigen Pomp mit dazu denken. Es ist fast alles zu viel, zu laut, zu bunt, zu wimmelnd, aber letzten Ende doch wunderbar.
Insgesamt macht die Serie großen Spaß, nicht zuletzt wegen der mitreißenden Musik und einer hervorragenden Cast. Ich freue mich auf die zweite Hälfte.