Die letzten Wochen und Monate waren eine hektische, arbeitsintensive Zeit, und ich muss zugeben, dass ich gerade ziemlich auf dem Zahnfleisch gehe. Daher kann ich es mir gar nicht vorstellen, in zwei Wochen um diese Zeit in Las Vegas am Pool zu liegen. Leider ist es nicht der Swimming Pool des Riviera, der mit Abstand schönste in der Stadt der Sünde und der einzige, der diese Bezeichnung auch verdient hat, denn das Hotel ist mittlerweile Geschichte. Kürzlich wurde der zweite Turm gesprengt, und die einst glamouröse Eingangshalle kann man gerade ein letztes Mal auf der großen Leinwand bewundern – wie sie von Jason Bourne zerstört wird.
Jason Bourne
Jason Bourne (Matt Damon) ist immer noch auf der Flucht vor seinem ehemaligen Arbeitgeber, der CIA und schlägt sich als Preisboxer in Südosteuropa durch. Nicky Parsons (Julia Stiles) spürt ihn schließlich in Athen auf und trifft sich mit ihm, weil sie Hinweise auf seine Vergangenheit gefunden hat, die vieles in einem neuen Licht erscheinen lassen, auch den Tod seines Vaters. Doch die CIA unter ihrem skrupellosen Direktor (Tommy Lee Jones) will unbedingt verhindern, dass Bourne mehr darüber hinausfindet …
Die Jason Bourne-Reihe war immer ein bisschen wie die James Bond-Filme, nur dreckiger, rauer und mit weniger High Tech-Schnickschnack wie unsichtbare Autos oder Killersatteliten. Die Actionsequenzen waren stets so gefilmt, dass man unmittelbar am Geschehen war, auch auf die Gefahr hin, dass man dann nichts mehr erkannte, und Glamour und leichte Mädchen suchte man auch vergebens. Inzwischen sind jedoch einige Jahre vergangen, James Bond hat eine Frischzellenkur erfahren, und mit den Fast and Furious-Filmen ist neue Konkurrenz entstanden, die auf abenteuerliche, überkandidelte Action setzt. Ein bisschen hat sich das Franchise also überlebt.
Aber wie der Held ist es nicht tot zu kriegen und knüpft mit dem fünften Teil nahtlos an die ersten drei Filme der Reihe an. Matt Damon spielt wieder die Titelfigur, noch härter, noch wortkarger und noch mehr vom Schicksal gebeutelt. Wieder verliert er Menschen, die ihm nahestehen, wieder triumphiert er am Ende über seine Gegner. Nichts Neues unter der Sonne also. Auch die Schauplätze scheinen die alten zu sein, ein Zwischenstopp führt ihn erneut nach Berlin, und zuletzt kehrt er sogar in seine alte Heimat zurück.
Nichts an dem Film bleibt wirklich in Erinnerung, er verschmilzt mit seinen Vorgängern, denen er stilistisch so sehr ähnelt, dass man wieder einmal bei den viel zu schnell geschnittenen Kampfszenen das Gefühl hat, Jason Bourne vermöbelt sich selbst. Auch sonst ist Paul Greengrass, der am Drehbuch mitwirkte, nichts Neues eingefallen, er zitiert aus dem Kanon des modernen Agentenfilms, der wie die Besten seines Genres ein Spiegel seiner Zeit ist. Während des Kalten Krieges war die Welt übersichtlicher, klarer in Schwarz und Weiß unterteilt, jetzt ist der Feind mitten unter uns, in der Gestalt derjenigen, die uns angeblich vor Bedrohungen schützen sollen und unsere Bürgerrechte im Namen der Freiheit beschneiden. Cool sind die Agenten von heute schon lange nicht mehr.
Bemerkenswert ist noch Alicia Vikanders Rolle als ambitionierte Agentin, die für eine neue Generation steht, pragmatischer, skrupelloser und völlig undogmatisch. Ganz anders als ihre männlichen Vorgänger, die entweder noch der alten Schule verhaftet sind wie der CIA-Direktor oder wie Bourne wenigstens über einen moralischen Kompass verfügen.
Alles in allem ist Jason Bourne ein mäßig spannender, solide erzählter Agententhriller. Man hätte einen weiteren Teil der Reihe nicht gebraucht, aber geschadet hat er ihr auch nicht.
Note: 3