Die besten Filme – der letzten 16 Jahre

Gerade ist die BBC-Umfrage zu den 100 besten Filmen dieses Jahrhunderts erschienen, was insofern etwas verwundert, da gerade mal sechzehn Jahre des 21. Jahrhunderts verstrichen sind. Aber es sollte ja auch nur eine augenblickliche Bestandsaufnahme sein, da bei der letzten Erfassung festgestellt wurde, dass nur sehr wenige zeitgenössische Filme im Ranking auftauchten. Hundert Filme sind allerdings zu viele, man greife nur mal willkürlich sechzehn bzw. siebzehn (das Jahr 2000 wurde mitgerechnet) Jahre aus dem 20. Jahrhundert heraus und sehe sich dann die Liste der besten Filme an – darunter finden sich dann auch viele Verlegenheitsnennungen. Aber sei’s drum, der Aufschrei unter Filmliebhabern dürfte so oder so groß sein, wenn man einen genaueren Blick auf die Auswahl wirft.

David Lynchs Mulholland Drive ist also zur Zeit der beste Film dieses Jahrhunderts. Böse Zungen könnten nun behaupten, dass sie dann wenig im zeitgenössischen Kino verpasst hätten, wenn ausgerechnet das die Nummer Eins sein soll. Dabei darf man nicht vergessen, wer diese Liste erstellt hat, befragt wurden nämlich 177 Filmkritiker aus der ganzen Welt, und damit sind eher studierte Filmwissenschaftler gemeint als profane Blogger wie der Verfasser dieser Zeilen. Und das ist auch gut so, denn ohne eine homogene Gruppe wäre die Liste nicht aussagekräftig gewesen.

Kritikern geht es nämlich meistens nicht so sehr um eine gut erzählte Geschichte, technische Raffinesse oder handwerkliches Geschick, sondern mehr um Referenzen zur Filmgeschichte im Allgemeinen und der Entstehungsgeschichte des Werkes im Besonderen, um Thema, Aussage und Einordnung im zeitgenössischen Kontext. Alles gut und richtig und wichtig – wenn man sich dafür interessiert und Filme auf dieselbe Weise betrachtet, was der durchschnittliche Kinogänger jedoch nicht tut.

Kunst spricht uns direkt auf eine emotionale Weise an, und genau deshalb ist der eine oder andere beim Durchsehen der BBC-Liste auch tödlich beleidigt, weil gerade sein Lieblingsfilm nicht dabei ist. Solche Listen polarisieren nun einmal – und dann tönt es schnell: Skandal! Und diese Trottel von Kritikern haben ja sowieso keine Ahnung …

Persönlich finde ich solche Listen immer gleichermaßen amüsant-überflüssig wie inspirierend. Ein beliebtes Sujet in der Saure-Gurken-Zeit. Es ist vielleicht anmaßend, das Ranking mit „Die besten Filme“ zu überschreiben, aber den Fehler machen RTL und Konsorten auch, wenn sie wieder mal die besten Hunderassen oder Autobahnraststätten küren. Im Grunde ist es schlichtweg eine Aufzählung der unter Kritikern beliebtesten Filme, nicht mehr und nicht weniger. Und vielleicht ist der eine oder andere Streifen dabei, von dem man bislang noch nicht gehört hat und den man nun entdecken darf. Dann hätte sich die ganze Erhebung schon fast wieder gelohnt.

Hier ist also meine persönliche Liste der 20 bemerkenswertesten Filme des 21. Jahrhunderts (allerdings ohne Anspruch auf Vollständigkeit …)

  • Children of Men
  • Dido Elizabeth Belle
  • Gravity
  • Whiplash
  • Der Herr der Ringe (die Trilogie)
  • Schiffsmeldungen
  • Die fabelhafte Welt der Amélie
  • Mad Max: Fury Road
  • City of God
  • Tiger and Dragon
  • Gladiator
  • Black Swan
  • Pieces of April
  • Warrior
  • Lord of War
  • Billy Elliot
  • Oben
  • The King‘s Speech
  • Kaltes Blut – auf den Spuren von Truman Capote
  • Watchmen
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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.