Am Wochenende soll es ja wieder schön werden, aber im Moment sind die Tage hier im Süden der Republik eher grau und trist. Ideal, um sich mal eine Auszeit zu gönnen, ein Buch zu lesen oder sich etwas Gruseliges im Fernsehen anzuschauen. Auf Sky läuft gerade Crimson Peak, den ich seinerzeit im Kino leider verpasst habe – die perfekte Unterhaltung für den fortgeschrittenen Abend, wenn es draußen schon dunkel wird …
Crimson Peak
Edith (Mia Wasikowska) hat die Fähigkeit, Geister zu sehen. Als junge, träumerisch veranlagte Frau verfasst sie einen Schauerroman, der jedoch auf Ablehnung stößt. Gleichzeitig lernt sie Thomas Sharpe (Tom Hiddleston) kennen, einen verarmten britischen Adeligen, der in den USA nach Geldgebern für seine Lehmgrube sucht. Edith verliebt sich in ihn, sehr zum Missfallen ihres Vaters (Jim Beaver) und ihres Freundes Alan (Charlie Hunnam), der sie heiraten möchte. Nach dem rätselhaften und plötzlichen Tod ihres Vaters geht sie mit Thomas und seiner geheimnisvollen Schwester (Jessica Chastain) nach England, doch auf dem schaurigen Landsitz seiner Familie gehen unheimliche Dinge vor …
Der Trailer versprach spannende Momente, erschreckende Erscheinungen und eine rätselhafte Geschichte in einem schaurigen Ambiente – das machte mich neugierig, zumal Guilermo del Toro, der auch am Drehbuch mitgewirkt hat, in der Regel ein Garant für gute Horrorfilme ist. Die Geschichte ist zugegebenermaßen dürftig und setzt sich aus vielen Versatzstücken der Schauromantik zusammen: eine höchst empfindsame Heldin, ein undurchsichtiger Ehemann mit einem Geheimnis, seine noch rätselhaftere Schwester und ein düsteres Haus, das wie gemacht zu sein scheint, um einem Bataillon von Geistern als Heimstatt zu dienen. Der vermutlich beste Einfall der Autoren ist, das Anwesen auf eine Lehmgrube zu setzen, die wie ein See aus geronnenem Blut wirkt, auf einen Untergrund mithin, der so instabil ist, dass das schlossartige Haus langsam darin versinkt – und dabei stöhnt wie ein sterbendes Tier. Das ist wunderbar mehrdeutig und visuell beindruckend. Überhaupt ist das Haus eine architektonische Scheußlichkeit, der Fiebertraum eines viktorianischen Architekten, und damit der perfekte Schauplatz für ein blutiges Drama.
Leider dauert es recht lange, bis die Story an Fahrt aufnimmt. Zuerst gibt es ein wenig gesellschaftliches Geplänkel und eine zarte Romanze, bei der die Heldin, die man zunächst als eigenständig, gewitzt und zielstrebig erlebt, sich in ein fügsames Frauenzimmer verwandelt, das man nach Belieben wegheiraten und ins Ausland verfrachten kann wie ein Möbelstück. Immerhin passt diese Rolle sehr gut zu Mia Wasikowska, die so ätherisch wirkt wie eine Elfe, der das Drehbuch im Showdown aber immerhin – ein Zugeständnis ans 21. Jahrhundert – etwas Kampfgeist erlaubt.
Auch wenn man als Zuschauer lange im Unklaren gelassen wird, was die Absichten von Thomas und seiner Schwester betrifft, ahnt man anhand der wenigen Informationshäppchen schon sehr früh, was sie im Schilde führen und welche blutige Vergangenheit hinter ihnen liegt. Hier werden einfach nur die üblichen Klischees bedient, ohne sie ironisch zu brechen oder ins Gegenteil zu verkehren, weshalb schnell der Eindruck entsteht, dass man das alles schon zigmal gesehen hat.
Das gilt zumindest nicht für die hervorragende Ausstattung der Schauplätze, die das Zusehen zu einem Vergnügen machen – und zu einer willkommenen Ablenkung von der Story. Die übertrieben wallenden Kostüme, die eher den Geisteszustand ihrer Trägerinnen reflektieren als die zeitgenössische Mode wiederzugeben, ergänzen das verspielte Set Design perfekt. Wenn del Toro genauso viel Mühe auf das Drehbuch verwandt hätte wie auf die Ausstattung und die Frage, wie man die düstere Pracht in Szene setzt, wäre ein toller Film herausgekommen.
Von einem Horrorfilm erwartet man wenigstens eine ganze Reihe Schockmomente, aber auch die sind ein bisschen zu sparsam verteilt und in ihren Details eher blutig als unheimlich. Als ich dann nach der Sichtung des Films – es war schon spät und stockdunkel – das Licht einschalten wollte, ging mit lautem Knall die Glühbirne kaputt. Dabei habe ich mich mehr erschrocken als während des gesamten Films …
Note: 3-