Die Tage werden wieder kürzer und gleichzeitig nimmt auch die Blockbusterdichte deutlich ab. Der August ist da. Schon wieder. August, den hatten wir doch gerade erst. Die Zeit rennt wahrlich und bald steht das Christkind vor der Tür. Doch bevor wir die nächste Blockbusterseason besprechen, schließen wir doch die Laufende erst einmal ab. Und speziell ein Filmchen hat hier noch ein deutliches Wörtchen um einen Platz in den Top 10 des Jahres mitzureden. Und vielleicht fällt auch noch ein Rekord. Von welchem Film und welchem Rekord ich wohl spreche?
Wochenende 32 vom 05. – 07. August 2016
- Ja, den Anfang im August macht ein wahrer Kracher und Hochkaräter. Einer der meisterwarteten Fanboy-Filme des Jahres startet an diesem Wochenende. Ein Wochenende, das sich bereits vor 2 Jahren als sehr gutes Pflaster für ein paar ungewöhnliche Helden herausstellte. „Suicide Squad“ schlägt zwar ein paar ernstere Töne als „Guardians of the Galaxy“ oder „Deadpool“ an, versuchte aber mit seinem Marketing in etwa die gleiche Kerbe zu schlagen. Mit Erfolg. Ich habe selten einen Film gesehen, der mehr Trailerklicks generierte, der mehr Traffic bei Twitter verursachte und der dazu auch noch ein Originalfilm ist. Doch, ich denke man kann sagen, dass das der Comicfilm ist, auf den in diesem Jahr viele gewartet haben und das ist schon eine Leistung beim diesjährigen Lineup der Superhelden. Für DC und Warner geht es vor allem darum, endlich auch mal wieder einen Kritikererfolg zu landen, nachdem man sich zuletzt zu sehr auf Zack Snyders sehr speziellen und sehr düsteren Stil verlassen hatte, der nicht bei jedermann ankam. Auch, weil es oft am Inhalt mangelte. Mit David Ayer scheint es nun zumindest ein wenig frischen Wind zu geben, auch, wenn sich dieser wohl als nächste Enttäuschung herausgestellt hat. Doch selbst wenn die schlechten Kritiken die Hoffnung auf einen Langläufer begraben haben, bleibt noch immer ein wenig Hype, der den Film zu $140m/$280m tragen sollte. Und vielleicht schafft man es mit all dem Geld auch endlich mal, Struktur in das Comicuniversum von DC zu bringen,
- An Wochenenden wie diesen gibt es als Counterprogramm üblicherweise einen Kinder -oder Frauenfilm. Diesmal ist Ersteres der Fall. Luc Bessons EuropaCorp bringt die Familienkomödie „Cat Dad“ von Barry Sonnenfeld in die Kinosäle des Landes. Mit Kevin Spacey und der zuletzt familienfilmerprobten Jennifer Garner sogar relativ prominent besetzt. Doch schaut man sich den Trailer an und liest all diese Namen, dann wird man das Gefühl nicht los, irgendwo ins Jahr 1999 zurückversetzt worden zu sein. Alles wirkt eingestaubt und nur leidlich witzig und das tat es auch bereits 2010, als das Publikum das Sequel zum ähnlich gelagerten „Cats & Dogs“ bewundern durfte. Dieser hatte zumindest das damals noch funktionable 3D-Gimmick. Der Trailer wurde zwar recht fleißig angesehen, das gilt allerdings nur für den Ersten, der nun schon seit über einem halben Jahr durch die Portale geistert, der Rest ist auf kaum nennenswertes Interesse gestoßen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man mit diesem Film im Jahre 2016 noch viele Kinder ins Kino locken kann, vor allem, wenn in der nächsten Woche eine bessere Alternative wartet. $7m/$21m
Wochenende 33 vom 12. – 14. August 2016
- Diese bessere Alternative hat einen Namen, nämlich „Elliot, der Drache“. Das Remake des 1977er-Zeichentrickmusicals ist ein weiteres Häkchen auf Disneys Liste der Neuverfilmungen und diesmal ist es tatsächlich „nur“ das, denn der Film war auch bereits vor fast 40 Jahren ein Realfilm mit einer hineingetricksten Kreatur. Diese bekam natürlich mit der Neuauflage ein 3D-CGI Update und wurde ganz nebenbei auch noch mit einem Tennisball gekreuzt. Ein wichtiges Detail unterscheidet den Film natürlich dennoch vom Original: „Elliot, der Drache“ wird kein Musical sein. Für einen eher auf Jungs abzielenden Film vielleicht nicht die schlechteste Entscheidung. Insgesamt erinnert der Film optisch so ein wenig an das Konzept von „Where the Wild Things Are“ und wenn das ehemalige Schmunzelmonster dessen Startwochenende imitieren kann, dann wäre das für Disney sicher ein Erfolg, denn August-Filme sind prädestiniert für eine lange Laufzeit tief in den September hinein. Die Kritiker stehen dem Film sehr wohlwollend gegenüber und da der Film deutlich zugänglicher und auch harmonischer als der gescheiterte „The BFG“ daherkommt, sollten mit $35m/$140m ein weiteres Mal Disneys Kassen klingeln
- So viel zu den kleinen Jungs, für die großen Jungs gibt es an diesem Wochenende den ersten CGI-Animationsfilm mit R-Rating. Und in diesem, man verzeihe mir den Kalauer, geht es buchstäblich um die Wurst. Man fragt besser gar nicht nach, unter welchen Umständen Idee und Drehbuch zu „Sausage Party“ entstanden sind und nimmt einfach hin, dass der Film existiert, dann wird man sicher seine Freude damit haben. Hinter alledem steckt übrigens Seth Rogen, wer auch sonst? Acht Jahre lang suchte er nach einem Studio, das mutig genug ist, den Film zu stemmen und mit Sony fand er dieses nach langer Suche dann doch noch. Die Klickzahlen für den ersten Trailer sind enorm, aber ein Film dieser Art wird sicher auch eine Menge Neugieriger angelockt haben, weswegen ein Blick auf den eher wenig beachteten 2. Trailer mehr Aufschluss geben sollte, wohin die Reise geht. „Sausage Party“ hat durchaus das Potential zu überraschen, auch die guten frühen Kritiken sprechen für den Film und allein wegen der zukünftigen Geschichten über schockierte Eltern, die ihre Kinder unwissend in den Film geschleppt haben, gönne ich dem Film jeden der $28m/$75m, die er einspielen wird.
- Und auch die nicht mehr ganz so jungen Mädchen kommen an diesem Wochenende auf ihre Kosten. Mit „Florence Foster Jenkins“ bringt Paramount einen typischen Stephen Frears (Die Queen, Philomena, High Fidelity) auf die Leinwand. In der Hauptrolle hat man mit Meryl Streep natürlich das große Los gezogen, so sind auch, wenig überraschend, die Kritiker von dieser inspirierenden Dramedy entzückt. Dass ein Film dieser Art zu diesem Termin funktioniert, zeigte zuletzt „The Hundred-Foot Journey“ von Lasse Hallström. Und auch Meryl Streep selbst hatte im vergangenen Jahr mit „Ricky and the Flash“ nach enttäuschendem Start einen echten Langläufer am Start. In diesen weniger stark frequentierten Monaten haben Filme wie diese einfach mehr Platz zum Atmen und so könnte ich mir auch für den in vielen Ländern bereits gestarteten „Florence Foster Jenkins“ durchaus passable $8m/$32m vorstellen.
Wochenende 34 vom 19. – 21. August 2016
- Wie ein stilistischer kleiner Bruder von „The Wolf of Wall Street“ kommt Todd Phillips‘ „War Dogs“ daher. Die auf einer wahren Begebenheit beruhende Dramedy um zwei Waffenhändler, verkörpert von Jonah Hill und Miles Teller, schickt sich an diesem Wochenende an, im den Kampf um den besten Neustart als Gewinner aus dem Triell hervorzugehen. Nachdem „Hangover 3“ deutlich hinter den Erwartungen zurückblieb, nahm sich Regisseur Todd Phillips 3 Jahre Zeit um sich zu sammeln und den auf einem Rolling Stone-Artikel basierenden Film zusammen mit Warner zu verwirklichen. Wie bereits erwähnt, ist die stilistische Nähe zu einigen zuletzt erfolgreichen Filmen nicht von der Hand zu weisen. Cool, locker und sehr modern geschnitten, damit konnte in den Vergangenheit beim Publikum gepunktet werden. Vor allem im waffenbegeisterten Amerika könnte der Film besonders gut ankommen. Die Trailerklicks sind sehr vernünftig und dank der vielen bekannten Gesichter, die am Film beteiligt sind, sollten $15m/$45m möglich sein.
- Für Paramount ist das Jahr 2016 bisher ein wahres Desaster. Flops am laufenden Band und auch die letzte Hoffnung, „Star Trek Beyond“, entpuppte sich dank schwachen Marketings letztendlich als Enttäuschung. So muss man nun all seine Hoffnungen in das $100m-Remake eines wahren Filmklassikers setzen. Das Studio betraute „Wanted“-Regisseur Timur Bekmambetov mit der kaum zu bewältigenten Aufgabe. Dass es eine schwierige Aufgabe war, sieht man dem Trailer zu „Ben-Hur“ leider auch deutlich an. Als völlig überzogene Actionstreifen versucht dieser dieses Epos zu verkaufen und scheitert daran kläglich. Spätestens nachdem selbst Genrespezialist Ridley Scott mit seiner Neuinterpretation von „Exodus“ auf die Nase fiel, hätte Paramount für Ben Hur die Reißleine ziehen müssen und das Geld besser in die Entwicklung neuer Stoffe investieren sollen. Die Trackingwerte für den Film sind vernichtend und wenn nicht noch ein Wunder passiert und der Film einen Push aus dem Bible Belt bekommt, dann sollten hier nicht mehr als $12m/$30m für Paramount herausspringen.
- Laikas Stern ging im Jahr 2009 direkt mit dem ersten abendfüllenden Animationsfilm auf. Die gruselige Stop-Motion-Adaption „Coraline“ entwickelte sich direkt zum Erfolg für die noch junge Produktionsfirma. Mit „Paranorman“ und „Die Boxtrolls“ folgten 2 weitere und halbwegs erfolgreiche Umsetzungen, die dem Zuschauer nun mit „Kubo – Der tapfere Samurai“ ein weiteres Abenteuer aus der Animationsschmiede bescheren. Die Samurai-Thematik scheint für einen auf den US-Markt zugeschnittenen Film ein wenig ungewöhnlich und könnte sich als schwierig erweisen, vor allem da es dem Film, im Gegensatz zum Vorgänger „Die Boxtrolls“, an einer bereits bekannten Vorlage mangelt. Schön sieht der Trailer allemal aus, aber den Kids wird es vermutlich am heißgeliebten Humor fehlen, sodass wir es hier eher mit einem Liebhaberfilm zu tun haben werden. Für Kubo spricht, dass bis in den September hinein kaum Konkurrenz für das Knetabenteuer in Sicht ist, sodass bei entsprechender Kritik nach einem verhaltenen Start eine gute Laufzeit möglich erscheint. $12m/$48m
Wochenende 35 vom 26. – 28. August 2016
- Was wäre in diesem Sommer ein Monat ohne Horrorfilm? Definitiv ein verschenkter, bei all den Erfolgen, die das Genre bisher feiern durfte. Und auch für „Don’t Breathe“ scheinen die Sterne gut zu stehen. Der Horrorthriller aus der Feder von Evil Dead-Regisseur Fede Alvarez ist mit starken Vorabkritiken gesegnet. Ob „Conjuring 2“, „The Purge 3“ oder „Lights Out“, alle erhielten vergleichsweise gute Kritiken, in einem Genre, das es in dieser Hinsicht oft nicht leicht hatte. Aufgrund des R-Ratings kann der Film nicht auf Teenies setzen, wie es zuletzt „Lights Out“ konnte, obwohl die Thematik eigentlich auch auf ein jüngeres Publikum zugeschnitten scheint. Aber wer „Evil Dead“ gesehen hat, der kennt die Vorliebe des Regisseurs für eine sehr plastische Darstellung der Geschehnisse auf der Leinwand. Auch wenn diese jüngere Zielgruppe somit wegfällt, könnte ich mir gut vorstellen, dass der Film auf der Horror-Erfolgswelle mitschwimmen kann und $16m/$40m einspielt.
- Typische Action für knallharte Kerle hatten wir in diesem Monat noch nicht, deswegen ist zum letzten Augusttermin natürlich höchste Eisenbahn angesagt, noch einen solchen Streifen in die Kinosäle zu projezieren. Der glückliche Gewinner ist ein Sequel, aus dem Hause Summit/Lionsgate und im Gegensatz zum letztjährigen Wiederbelebungsversuch von „The Transporter“ immerhin mit dem originalen Protagonisten besetzt. Damals noch von CBS verliehen, spielte „The Mechanic“ überschaubare $29m ein. Das weltweite Ergebnis inspirierte dann 5 Jahre später vermutlich zur Realisierung von „Mechanic: Resurrection“, der mit Jason Statham, Jessica Alba und Tommy Lee Jones eine namhafte Besetzung vorweisen kann. Der Trailer liefert durchaus interessante Schauwerte und auch passable Klickzahlen, doch wenn schon das Original nur ein mittelmäßiger Erfolg war, dann wird es die Fortsetzung nicht leichter haben. Dazu kommt mit Jessica Alba noch historisch gesehen recht erfolgreiches Kassengift ins Spiel, weswegen das Erreichen des Vorgängers vermutlich schon als kleiner Erfolg gewertet werden könnte. $12m/$28m
- Last und vielleicht auch least, startet die Weinstein Company noch die Sportlerbiografie „Hands of Stone“, die das Leben und die Karriere des aus Panama stammenden Boxers Roberto Durán beleuchtet. Die Produktion, die bereits seit über 2 Jahren im Kasten ist und im vergangenen Jahr von Weinstein aufgekauft wurde, hat mit Robert de Niro in einer der Hauptrollen sogar einiges an Starpower zu bieten. Boxfilme haben sich in der Vergangenheit oft als Kassenschlager erwiesen, ob der Name Roberto Durán allerdings groß genug ist, eine eigene Biografie zu füllen, bleibt fraglich. Das Interesse scheint bisher mehr als verhalten und wenn die Weinsteins einen Film in der Off-Season versenden, dann ist das nicht zwingend ein gutes Zeichen für mögliche Erfolgsaussichten. Auch Robert de Niro wird den Film wohl nicht vor schwachen $6m/$18m bewahren können.
Insgesamt ist der August hier durchaus auf dem Weg, eine sehr gute Figur abzugeben. Schade ist es nur um „Suicide Squad“, von dem ich deutlich bessere Qualität erwartet hatte und so meine ursprüngliche Prognose enorm nach unten korrigieren musste. Hoffen wir, dass alle Filme in den nächsten Wochen endlich mal eine in diesem Sommer vermisste Standfestigkeit entwickeln und uns über den meist recht tristen September hinweghelfen. Aber nach dem letzten Blockbuster der Sommersaison ist doch immer vor dem ersten Kassenschläger der Holiday Season. Also, stay tuned.