Australien steht schon lange auf meiner Reise-Wunschliste, und vielleicht schaffe ich es in den nächsten Jahren tatsächlich einmal, nach Down Under zu fliegen. Wenn nur die vielen giftigen Viecher nicht wären …
Warum erwähne ich das? Auf meiner To-watch-Liste bei SkyGo stand auch ein australischer Film, den ich mir vergangenes Wochenende angesehen habe. Die Auswahl ist bei mir immer stark stimmungsabhängig, und nach einem anstrengenden oder sogar unerfreulichen Tag kann ich mich eher für ein cheerie movie begeistern als für ein Drama über Todkranke. Und ich mag die Soulmusik der Sechziger.
The Sapphires
Ende der Sechzigerjahre – die amerikanische Bürgerrechtsbewegung ist bereits in vollem Gang – besitzen die Aborigines in Australien noch nicht einmal Bürgerrechte, sondern gelten als „Flora und Fauna“. Sie leben in Reservaten oder Missionen, und hellhäutige Kinder werden ihren Eltern weggenommen, um in speziellen Heimen zu Weißen erzogen zu werden. Eine davon ist Kay (Shari Sebbens), die nun in Melbourne lebt. Ihre Cousinen Cynthia (Miranda Tapsell), Gail (Deborah Mailman) und Julie (Jessica Mauboy) träumen in ihrer bescheidenen Unterkunft auf einem Missionsgelände in der Provinz von einer Karriere als Sängerinnen. Sie nehmen an einem Talentwettbewerb teil, doch obwohl sie mit Abstand die besten sind, werden sie ignoriert, als Affen beschimpft und vor die Tür gesetzt. Dafür lernen sie bei der Gelegenheit den abgehalfterten Musiker Lovelace (Chris O’Dowd) kennen, den sie kurzerhand zu ihrem Manager machen. Dank seiner Kontakte und seines Engagements gelingt es ihnen, als Tourneemusiker für die amerikanischen Soldaten in Vietnam angeheuert zu werden. Gemeinsam mit Kay gehen sie als „The Sapphires“ auf eine gefährlich Reise, die ihr gesamtes Leben verändern wird …
Dem Film liegt natürlich eine wahre Geschichte zugrunde, und ein Sohn aus der Ehe zwischen Gail und Lovelace, die in Wirklichkeit anders hießen, fungierte als Co-Autor der Produktion. Man kann davon ausgehen, dass die Lebensumstände der Ureinwohner jener Zeit also authentisch geschildert werden. Während man auch hier in Europa viel über die Geschichte der Farbigen in den USA hört und sieht, taucht das Schicksal der Aborigines eher seltener in Filmen auf – ich kann mich noch an Long Walk Home erinnern, aber weitere Titel fallen mir gerade nicht ein.
Der offene und aggressive Rassismus jener Zeit ist aber nur ein Thema, vordergründig geht es um den Durchbruch einer Girl-Gruppe, die mit Soulmusik für Furore bei den amerikanischen GIs sorgt, insbesondere bei den afro-amerikanischen. Der erste Teil des Films handelt also ganz klassisch von der Gründung der Gruppe und ihren ersten, etwas linkischen Auftritten bis hin zu ihrer Tournee im Kriegsgebiet. Das ist solide, mitunter sogar mitreißend erzählt, hätte aber ruhig noch ein wenig mehr Humor vertragen können – insbesondere im verbalen Schlagabtausch zwischen Gail und Lovelace.
Im Mittelteil, der von den Erlebnissen der Gruppe in Vietnam und den amourösen Verwicklungen dort handelt, schleichen sich dann leider ein paar kleinere Längen ein. Wirklich an Format gewinnt der Film immer dann, wenn er persönlich wird und von den institutionalisierten Demütigungen und den persönlichen Schicksalen der jungen Frauen handelt. Das ist berührend, am Ende sogar bewegend erzählt und macht einige Schwächen wieder wett.
Ein kleiner, feiner Film mit hinreißender Musik und Herz.
Note: 3+