Ich bin immer dankbar für Leute, die mich auf interessante Filme hinweisen, die man in dem schier unübersehbaren Angebot im Kino, Fernsehen oder bei den Streamingdiensten sonst übersehen würde. So machte mich Mark G. neulich auf ein Roadmovie mit Paul Rudd aufmerksam, das Netflix produziert und online gestellt hat. Vergangenes Wochenende habe ich mal reingeschaut …
Umweg nach Hause
Der erfolglose Schriftsteller Ben (Paul Rudd) steckt in einer Lebenskrise: Sein kleiner Sohn starb bei einem Unfall, und seine Frau will sich nun von ihm scheiden lassen. Nachdem er einen Kurs als Betreuer absolviert hat, heuert er bei der alleinerziehenden Elsa (Jennifer Ehle) an, um ihren Sohn Trevor (Craig Roberts) zu betreuen, der an einer tödlichen Muskelkrankheit leidet. Trevor hat einen schrägen Sinn für Humor, der Bens Nerven anfangs ziemlich strapaziert, aber bald kommen sie gut miteinander zurecht. Als Ben vorschlägt, eine kurze Reise zu unternehmen, um ein paar der verrückten „Sehenswürdigkeiten“ wie das tiefste Loch der Erde zu besichtigen, von denen Trevor schwärmt, und dabei auch Trevors Vater zu besuchen, der die Familie vor Jahren verlassen hat, beginnt ein großes Abenteuer, das die Leben der beiden verändert.
Früher haben auch die großen Studios immer wieder mal Filme wie diesen produziert, kleine feine Geschichten über seltsame Menschen und das Leben an sich. Aber seitdem alle nur noch auf teure Krawallfilme setzen, gehören diese Produktionen zu einer aussterbenden Spezies. Kein Wunder, dass die Franzosen vor ein paar Jahren mit Ziemlich beste Freunde einen Hit landen konnten, und Umweg nach Hause – übrigens endlich mal ein gelungener deutscher Titel – gehört in dieselbe Kategorie.
Man mag die Figuren, ganz besonders Trevor, den man trotz seiner schweren Krankheit vor allem als geplagten Teenager wahrnimmt und dessen pubertäre Nöte man gut nachvollziehen kann. Mit Dot (Selena Gomez) und Peaches (Megan Ferguson) gesellen sich unterwegs noch zwei weitere junge Leute zu unseren beiden Helden, die ebenfalls schon in jungen Jahren einiges mitgemacht haben. So sind gleich vier geplagte Seelen on the road und erleben gemeinsam ein Abenteuer, das sie nie vergessen werden.
So vergnüglich die Geschichte ist, so lieb man die Figuren gewinnt, dem Film mangelt es leider auch ein eindeutigen Höhepunkten oder dramatischen Augenblicken. Aber auch wenn es keine Szene gibt, die wirklich unvergesslich ist, unterhält einen der Film in jeder Sekunde und bleibt in höchst angenehmer Erinnerung. Und das ist schon mehr, als man über viele millionenteure Blockbuster-Kandidaten sagen kann …
Note: 2-