Kaum zu glauben, aber 2016 ist schon so gut wie zur Hälfte vorbei. Sogar die Tage werden ab jetzt wieder langsam kürzer, was ein geradezu deprimierender Gedanke ist, und aus einem mir völlig unerfindlichen Grund habe ich vor ein paar Nächten tatsächlich von Weihnachten geträumt. Na ja, gefühlt ist es auch schon in zwei Monaten so weit …
Doch zunächst wollen wir noch diesen Fahrstuhl-Sommer genießen, und dazu gehört auch eine gute Komödie. Mit dem Genre habe ich ja seit einigen Jahren so meine Schwierigkeiten, aber hin und wieder gibt es tatsächlich Filme, die nicht nur auf derbe Hau-drauf-Komik setzen, sondern von den Zuschauern noch ein Mindestmaß an gedanklicher Mitarbeit verlangen. Wer es noch nicht geschafft hat, Shane Blacks neuestes Werk zu sehen, sollte sch beeilen – es lohnt sich.
The Nice Guys
Ein Pornostarlett verunglückt tödlich in L.A.. Privatdetektiv Holland March (Ryan Gosling) macht sich auf die Suche nach einer jungen Frau namens Amelia, die ihr ähnlich sehen soll und ebenfalls in Erwachsenenfilmen mitgespielt hat. Doch Amelia engagiert Jackson Healey (Russell Crowe), damit dieser ihr jegliche Verfolger vom Hals schafft. Healy bricht March den Arm, um ihn von seinen Argumenten zu überzeugen – der Beginn einer wundervollen Freundschaft …
Die Story ist viel zu verwickelt, um sie hier auch nur ansatzweise wiedergeben zu können, und sie schlägt mehr tollkühne Kapriolen als zehn übliche Hollywoodfilme. Shane Black, der auch am Drehbuch mitwirkte, besinnt sich auf das, was ihn seinerzeit berühmt gemacht hat, er inszeniert ein Buddy Movie voller irrwitziger Momente und pointierter Dialoge, das Hommage und Parodie auf die Film Noir-Revival-Welle der Siebziger zugleich ist.
Die Dekade ist seit einiger Zeit ungeheuer angesagt in Hollywood, und den Ausstattern ist es gelungen, das Jahrzehnt mit all seinen modischen Verirrungen und seltsamen Farben auferstehen zu lassen – inklusive eines total versmogten Los Angeles, in dem man anstrengende Tätigkeiten bei Tageslicht besser vermeiden sollte. Es ist aber nicht nur die liebevolle Ausstattung, die den Reichtum dieses Films ausmacht, sondern auch die Fülle witziger Einfälle und Ideen, die teilweise sorgfältig aufgebaut und über längere Zeit hinweg vorbereitet sind, teilweise aber wie improvisiert wirken.
Leider kann die Geschichte gegen Ende hin nicht das halten, was der wunderbare Anfang versprochen hat. Es gibt einige aberwitzige Wendungen zu viel, die in ihrer Albernheit jedoch leidlich zum überdrehten Ton der Story passen. Hätte man besser machen können, ist aber nicht schlecht.
Bei all dem lächerlichen Machogehabe fallen besonders zwei Frauen auf: Kim Basinger hat einen bemerkenswerten Auftritt als undurchsichtige Politikerin, so dass man sich fragt, warum man sie eigentlich nicht viel häufiger auf der großen Leinwand zu sehen bekommt. Eine richtige Entdeckung ist jedoch vor allem Angourie Rice, die als minderjährige Tochter von March den beiden gestandenen Stars beinahe die Show stiehlt. Zusammen bilden sie ein dynamisches Trio, dem man gerne bei weiteren Fällen zusehen würde …
Note: 2