Ich weiß nicht, wie es andere Völker halten, aber in Deutschland scheint es für jede Gelegenheit das passende Sprichwort zu geben. Auf meine Situation passt im Moment: Dreimal umziehen ist wie einmal abgebrannt. Tatsächlich bereite ich mich gerade auf einen Umzug vor und stelle mit Entsetzen fest, dass ich viel zu viele Sachen besitze. Man sagt zwar, man solle alles wegwerfen, was man in den vergangenen zwei Jahren nicht benutzt hat, aber wer weiß, ob ich diese Dinge nicht im dritten Jahr brauche? Und so wandert alles in eine Kiste und wird an anderer Stelle wieder ausgepackt – und vermutlich doch nicht benutzt. Nun ja, wohl dem, der viele Schränke hat …
Im heutigen Beitrag geht es um einen Film, auf den dieses Sprichwort zutrifft: Dabeisein ist alles.
Eddie the Eagle
Schon als Kind träumte Eddie Edwards (Taron Egerton) davon, eines Tages bei den Olympischen Spielen dabei zu sein. Er probiert es mit allen möglichen Sportarten – und scheitert kläglich. Man bescheinigt ihm, keinerlei sportliche Begabung zu besitzen, aber Eddie gibt nicht auf, und als er eines Tages herausfindet, dass seit Jahrzehnten kein Brite mehr als Skispringer gestartet ist, weiß er, dass seine Stunde gekommen ist. Schließlich muss er nicht besonders weit springen, sondern einfach nur heil unten ankommen. Er fährt nach Garmisch, um dort zu trainieren, und lernt Bronson Peary (Hugh Jackman) kennen, dessen eigene Skispringerkarriere an seiner Arroganz gescheitert ist und der widerwillig zu seinem Trainer wird. Doch der Weg zur Winterolympiade in Calgary ist lang und beschwerlich, und der britische Sportverband lässt keine Gelegenheit aus, ihm Steine in den Weg zu legen …
Ich liebe cheerie movies. Von Morcheeba gibt es einen wunderbaren Song namens Everybody Loves a Loser, und auch im Kino schlägt unser Herz für die Außenseiter, die ohne Chancen sind, aber niemals aufgeben und am Ende den Sieg erringen, selbst wenn er manchmal nur moralischer Natur ist. Insofern hat dieser Film den perfekten Helden, an dem man nicht eine Sekunde lang zweifelt, selbst wenn man ihn zwischenzeitlich für reichlich bekloppt hält. Aber Taron Egerton verkörpert Eddie mit so viel Leidenschaft und Herzblut, dass man diesen verrückten Kerl einfach gernhaben muss.
Der echte Eddie war ein Außenseiter, als er damals, Ende der Achtzigerjahre, seine Karriere als Skispringer begann, er war viel zu alt und nicht gerade eine Sportskanone. Aber er hatte ein klares Ziel vor Augen und war unerschrocken – was er auch sein musste, wenn er von der neunzig Meter hohen Schanze springen wollte. Allein am Anblick derselben bekomme ich schon Höhenangst, und wenn man sieht, wie andere Sportler dabei verunglücken, fragt man sich unwillkürlich, ob Eddie tollkühn oder nur ein bisschen behämmert ist.
„Man muss besessen sein und besessen bleiben“, schrieb John Irving einmal, und auch das trifft auf Eddie zu. Dafür liebt man ihn – und für die lustigen Missgeschicke auf seinem steinigen Weg, für den Trotz und den Willen, weiter zu machen, auch wenn es schwer ist, wenn die Bürokraten, denen er peinlich ist, heimlich die Regeln ändern, um ihn wieder loszuwerden. In diesem Moment fühlen wir einfach mit ihm.
Hier und da schleichen sich im Mittelteil auch ein paar Längen ein, aber alles in allem macht es einfach nur großen Spaß, dabei zuzusehen, wie aus einem jungen Mann ein weltweites Phänomen wird, der einfach nur Freude an dem hat, was er tut, und dessen Lebenslust und Überschwänglichkeit sich auf einen überträgt. Das Sympathische an ihm ist, dass er nicht gewinnen will – so verblendet ist er nun doch nicht – sondern nur dabei sein möchte. Und das ist schließlich die Losung Olympias.
Note: 3+