Schauspieler sind Projektionsflächen für die Träume anderer, darüber vergisst man manchmal, dass es auch nur Menschen wie du und ich sind, mit Ecken und Kanten, Fehlern und Schwächen, die unter dem Vergrößerungsglas der Klatschpresse besonders unangenehm auffallen. Früher ließ sich eine Entgleisung manchmal noch vertuschen, aber diese Zeiten sind endgültig vorbei. Jeder Ausraster in der Öffentlichkeit kann von jedermann festgehalten und ins Internet gestellt werden.
So mancher Star katapultiert sich durch sein Verhalten daher selbst ins Aus. Bestes Beispiel ist Mel Gibson, einstiger Superstar und Großverdiener, der irgendwann nur noch Negativschlagzeilen, aber kaum noch Filme produzierte. Wegen seiner – häufig antisemitischen – Äußerungen avancierte er zur persona non grata in Hollywood und hat sich immer noch nicht so ganz von seinem Fall erholt. Doch gelegentlich macht er wieder Filme.
Get the Gringo
Zwei als Clowns verkleidete Kriminelle sind auf der Flucht vor der Polizei, im Gepäck zwei Millionen Dollar. Mit einer halsbrecherischen Aktion überwinden sie zwar die Grenze zu Mexiko, doch einer stirbt dabei und der andere (Mel Gibson) landet anschließend im Gefängnis. Die Beute reißt sich die Polizei unter den Nagel, doch das Geld gehört einem amerikanischen Mafiaboss, der nicht dafür bekannt ist, so einen Diebstahl auf sich sitzen zu lassen. Während der Dieb versucht, im Gefängnis Fuß zu fassen, gerät er bald zwischen die Fronten mexikanischer und amerikanischer Verbrecher.
Der Held hat nicht einmal einen Namen, ebenso wenig wie der Junge, mit dem er sich im Knast anfreundet, oder die Mutter, mit der er flirtet. In gewisser Weise zeugt es von einem kapitalen Desinteresse der Autoren (darunter Gibson selbst), man könnte aber auch sagen, dass sie damit den universellen Charakter der Geschichte betonen wollen.
Nein, um die Figuren geht es nicht, sondern nur um das, was sie tun. Meistens kämpfen sie, auf die eine oder andere Weise, um ihr Überleben. Der actionreiche Anfang des Films macht sogar Spaß und weckt das Interesse an diesem Gringo, der plötzlich in der chaotischen und korrupten Welt eines mexikanischen Gefängnisses landet, in dem Gefangene sogar mit ihrer Familie leben können. Sippenhaft oder einfach nur Familiensinn? Eine Weile ist das faszinierend, aber man weiß sehr bald, wie die Welt hinter Gittern funktioniert, und dann tritt die Handlung leider auf der Stelle.
Erst wenn sich die Ereignisse zuspitzen, bekommt die Story wieder Fahrt und beschert dem Zuschauer einige herrlich absurde Momente, bevor sie ihrem sehr vorhersehbaren Ende entgegenrast. Der Showdown ist wie der Anfang – solide. Alles in allem ein unterhaltsamer, im besten Sinne kleiner Film, der vor allem ein Ziel hat: Mel Gibson nicht in völlige Vergessenheit geraten zu lassen.
Note: 3